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Hengsbach: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

14.12.2004 - von H. Schweitzer

Die Neoliberalen in Konzernen, Regierungen, Parteien, und ihre willfährigen TrittbrettfahrerInnen in den Medien mühen sich nach Kräften, einen anderen Gerechtigkeitsbegriff zu etablieren um ihre sogenannten Reformen moralisch zu unterfüttern.

Dieser neoliberalen Propaganda setzt Friedhelm Hengsbach, Professor für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik (siehe auch: altersdiskriminierung.de Service/Lesetipps), gewichtige Argumente entgegen:

Verteilungsgerechtigkeit ist oberstes Prinzip des Sozialstaats.

Verteilt werden nicht nur Güter und Geld, sondern auch Zugangschancen, Verfügungsrechte und Machtpositionen.

Chancengleichheit ist nicht schon dadurch gewährleistet, dass Startlöcher in einer Linie abgesteckt werden, damit Hund Kaninchen, Antilope und Eichhörnchchen zur gleichen Zeit loslaufen können. So haben z.B. die formal gleichen Bildungschancen die Benachteiligung von Kindern aus einfachen Verhältnissen nicht aufgehoben (siehe 2. Pisa-Studie November 2004), und die Diskriminierung von Frauen, Behinderten, Andersgläubigen, Alten, Farbigen endet nicht mit der Verabschiedung eines Gesetzes.

Moralische Gleichheit ist Grundlage für politische Partizipation.

Der Begriff Gerechtigkeit enthält im Kern die Vorvermutung von Gleichheit.
Gleichheit kann definiert werden:
formal = Gleiches ist gleich, Ungleiches ist ungleich zu behandeln,
moralisch = das Recht einer jeden Person, von allen anderen als Gleich anerkannt und behandelt zu werden.

Hengsbach folgert: Gesellschaftliche Veränderungen sollen sich am Wohl der BürgerInnen orientieren. Sie sollen zu einem eigenständigen und selbst bestimmtes Leben führen. Sie sollen Voraussetzungen schaffen, damit die eigenen Entwürfe des guten und schönen Lebens in gelingenden Partnerschaften und mit Kindern verwirklicht werden können. Die Menschen sollen im Einklang mit ihrer natürlichen Umwelt leben. Gesellschaftliche Veränderungen sollen eine faire Balance zwischen der Erwerbsarbeit und der Privatsphäre herstellen.

Die weit verbreitete neoliberale Gerechtigkeitkeitspropaganda fordert dagegen eine Anpassung der Gerechtigkeit an die Herausforderungen der Globalisierung, der demografischen Veränderung und der technischen Entwicklung. Unterschiedliches Einkommen und unterschiedliche Vermögenslagen sind laut neoliberaler Gerechtigkeitslehre völlig in Ordnung, weil es ja bekanntlich verschieden schlaue und unterschiedlich fleißige BürgerInnen gibt.

Und weil angeblich NICHTS mehr da ist, das verteilt werden kann (vergessen Sie jetzt mal die aus Steuergeldern finanzierten Auffanggesellschaften bei Opel, Dezember 2004), und ausserdem die Kronjuwelen bereits verscherbelt sind, müssen die BürgerInnen von der Verteilungsgerechtigkeit Abschied nehmen. Solidarität ist nicht länger das leitende Prinzip zur Steuerung der Gesellschaft, sondern der Markt, sprich das Kapital.

Quelle: F. Hengsbach, Das Reformspektakel

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12.12.2004: Suche Arbeit seit 2003
03.12.2004: Offizielle + verdeckte Arbeitslosenzahlen vom 30.11. 04
03.12.2004: FDP gegen Altersgrenze für Spitzenbeamte

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