20.03.2009 - von E.R.
Nach absolut unzureichender Versorgung und rapider Verschlechterung in einem neu eröffneten Pflegeheim siedelte ich meinen Vater vor 10 Monaten in eine Wohngemeinschaft für demenzkranke alte Menschen im Rhein-Main-Gebiet um. Der Betreiber unterhält einen Pflegedienst. Um Pflege und Anmietung zu trennen, hat ein anderes Familienmitglied das Haus angemietet. Ich hätte mich von Anfang an besser nicht darauf einlassen sollen, aber der Druck war so groß - Vater hätte in dem Pflegeheim nicht mehr lange durchgehalten.
Die Erstgespräche liefen auch gut und die Versprechungen waren groß.
Auch ging ich davon aus, dass die Betreuung von nur 8 Bewohnern mit jeweils 2 Kräften einfach besser sein müsse, als im Heim mit 38 pflegebedürftigen Menschen und häufig auch nur 2 Pflegekräften. Dies ist bis zu einem gewissen Grade auch so und es wäre sicher noch besser, wenn die dort arbeitenden Betreuerinnen nicht Seiteneinsteiger ohne Altenpflegeausbildung wären. Einige bemühen sich sehr, aber der Umgangston von "oben" ist harsch und streng. Das Personal wechselt häufig. Die WG ist im Rhein-Main-Gebiet und die Kosten pro Kopf setzen sich pro Monat wie folgt zusammen:
Miete für das Zimmer 769,- Euro
ohne Bad + WC, Altbau.
Haushaltsgeld 200,- Euro.
Privater Anteil zur Pflege bei Pflegestufe 3 1.100,- Euro (von der Pflegekasse wird zusätzlich der Satz für PS 3 / ambulante Pflege sowie die 200,- Euro für Demenzkranke bezahlt). Dazu kommen Taschengeld (Friseur, Fußpflege etc.) sowie Ausgaben für Zusatznahrung (Fresubin u.ä.) und Säfte, sowie hochwertigere Nahrungsmittel, weil dort auf niedrigstem Level eingekauft wird.
Ich hoffte, dass hier eine angemessenere Betreuung möglich sein würde. Leider wurden auch hier Versprechungen wieder nicht eingehalten. Mein Vater kann nun seit sieben Monaten nicht mehr ins Freie, da der versprochene Außenlifter für Rollstuhlfahrer noch immer nicht installiert ist. Die steilen Treppen sind für ihn - selbst mit Hilfe - nicht mehr zu bewältigen. Die hohe Zimmermiete und sämtliche weiteren Kosten für Haushalt und Pflege, werden aber weiterhin erhoben. Die Feuerschutzbedingungen werden ebenfalls nicht eingehalten. Als ich nachfragte, wie man im Falle eines Brandes die alten, zum Teil gehunfähigen Menschen (es sind 8 Bewohner) aus dem Haus bringen will, erhielt ich die Antwort: Die müssen sich die Betreuerinnen (tagsüber 2, nachts 1)dann eben auf den Rücken packen!
Ich forschte bei der zuständigen Stadtverwaltung nach und stellte fest, dass für Wohngruppen dieser Art keine Zuständigkeiten vorhanden sind - es ist offenbar ein rechtsfreier Raum, in dem sich mehr und mehr schwarze Schafe tummeln.
Hier muss dringend etwas geschehen - es müssen Gesetze her, die solche Wohnformen verbindlich regeln und die Bewohner und Angehörigen schützen.
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