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Altersdiskriminierende Sprache und Praxis in Bewerbungsverfahren

Foto: H.S.

01.05.2025 - von S.I.

In den vergangenen Wochen habe ich mehrfach Erfahrungen gemacht habe, die ich als altersdiskriminierend und sprachlich entmenschlichend erlebt habe.

Ich bin 54 Jahre alt, qualifiziert, erfahren, reflektiert – und bereit, mich mit Engagement und Kompetenz einzubringen. Doch mit zunehmender Bewerbungsaktivität habe ich den Eindruck, dass mein Lebensalter in Auswahlprozessen zu einem stillschweigenden Ausschlusskriterium wird.

Besonders getroffen hat mich ein Absageschreiben, in dem wörtlich stand, man habe nach einem ersten „Selektionsschritt“ entschieden, dass andere Personen die Anforderungen treffender erfüllen.
Nicht: andere Profile. Nicht: andere Bewerbungen. Sondern: Personen.

Diese Wortwahl hat mich tief verletzt. Ich bin in Deutschland mit einer humanistischen Bildung und einem Bewusstsein für die Macht der Sprache aufgewachsen.
„Selektionsschritt“ ist für mich kein sachlicher Begriff. Es ist ein Ausdruck, der – unabhängig von seiner Absicht – eine menschenreduzierende Wirkung entfaltet, wenn er in einem Kontext wie einem Bewerbungsverfahren verwendet wird.
Ich habe mich dadurch in meiner Würde getroffen gefühlt.

Hinzu kommt, dass ich in einem Bewerbungsgespräch öffentlich mit dem Satz konfrontiert wurde: „Sie sind ja arbeitslos“ – ein bloßstellender Ton. In einem früheren Unternehmen wurde ich als „Dinosaurier“ bezeichnet – ohne Konsequenzen.
All das habe ich hingenommen, versucht einzuordnen.
Aber bei diesem einen Begriff ist für mich eine rote Linie erreicht.

Ich suche keine Entschuldigung. Ich suche kein Mitleid.
Ich suche Bewusstsein.
Und ich suche die Möglichkeit, diese Erfahrung sichtbar zu machen –
für andere, die vielleicht schweigen, weil sie sich schämen oder resigniert haben.
...

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit und Ihren langjährigen Einsatz, der Stimmen wie meine überhaupt erst hörbar macht.

Mit freundlichen Grüßen
S.


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Altersdiskriminierende Sprache und Praxis in Bewerbungsverfahren wird fortgesetzt mit am 10.5.2025 mit: Über die rethorische Fingierung von Wahrheit - im Bewerbungsverfahren unter: Link

Quelle: Mail an die Redaktion