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09.01.2025 - von BAGSO, Hanne Schweitzer
Die Lebenssituationen älterer Menschen sind in Deutschland unterschiedlich und die Chancen auf Teilhabe sehr ungleich verteilt. Das zeigt der 9. Altersbericht der Bundesregierung „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleich- heit der Teilhabechancen“ eindrucksvoll auf. Persönliche Merkmale wie Geschlecht, Migrationshintergrund, Bildungsstand oder auch sexuelle Orientierung haben erheblichen Einfluss darauf, wie gut und selbstbestimmt wir unsere höheren Lebensjahre gestalten können.
Die BAGSO begrüßt in ihrer Stellungnahme zum Bericht die detaillierten Erkenntnisse und Empfehlungen der Altersberichtskommission und ergänzt diese um ihre eigenen Positionen.
BAGSO-Vorsitzende Dr. Regina Görner: „Der 9. Altersbericht macht unser Bild vom Alter differenzierter und realistischer.
Dies ist von großer Bedeutung, denn von den Altersbildern in unseren Köpfen hängt es ab, ob und wie ältere Menschen ihre Kompetenzen in die Gesellschaft einbringen können.“
Der Altersbericht zeigt auf, dass es mit der wachsenden Zahl älterer Menschen in der Gesellschaft auch eine steigende Zahl von Älteren gibt, die finanzielle Schwierigkeiten haben. Nach Ansicht der BAGSO ist materielle Sicherheit im Alter eine elementare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Gerade in Ostdeutschland ist die gesetzliche Rente häufig das einzige Alterseinkommen. Deshalb muss es gelingen, die gesetzliche Rente auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Die BAGSO ist zudem besorgt über die offenbar sehr hohe Zahl älterer Menschen, die Anspruch auf staatliche Unterstützung haben, diese aber nicht in Anspruch nehmen. Hier muss der Zugang dringend erleichtert werden: Ältere müssen aktiv dabei unterstützt werden, die Leistungen zu erhalten, die ihnen zustehen.
Viele Faktoren können das Leben im Alter erschweren und diese verstärken sich häufig gegenseitig. Der Bericht weist jedoch auch auf politische Handlungsmöglichkeiten hin: altersfreundliche Quartiere, niedrigschwellige und aufsuchende Beratungsangebote, Erleichterungen für pflegende Angehörige und vieles mehr. Die BAGSO unterstützt diese Empfehlungen der Sachverständigenkommission und fordert die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern zum Handeln auf.
Stellungnahme der BAGSO zum 9. Altersbericht der Bundesregierung "Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen"
In ihrer Stellungsnahme kommentiert die BAGSO überwiegend einige der vielen Themen, die im 9. Altenbericht behandelt werden. Mit daraus abgeleiteten Forderungen hält sie sich aber merklich zurück. Nur neun Forderungen werden explizit von der BAGSO erhoben. Diese richten sich an den Bundesgesetzgeber, die Bundesregierung, einzelne Ressorts, Städte, Landkreise und die Allgemeinheit:
Forderungen in der Stellungnahme der BAGSO:
- Die BAGSO fordert mehr bezahlbare und alternsgerechte Wohnmöglichkeiten.
- Die BAGSO fordert die Bundesregierung auf, die Förderung von gesunder Ernährung, sozialer Teilhabe und körperlicher Bewegung im Alter fortzuführen und zu verstetigen.
- Die BAGSO fordert eine nationale Koordinierung, um die Entwicklung alters- und teilhabefreundlicher Lebenswelten zu unterstützen (vgl. WHO-Programm „Alters-
freundliche Städte und Gemeinden“).
- Die BAGSO fordert, dass Deutschland der seit Langem erwarteten Horizontalen Gleichbehandlungsrichtlinie der EU zustimmt.
- Die BAGSO fordert Maßnahmen, um eine nachhaltige diversitätssensible und diskriminierungskritische Arbeit mit älteren Menschen in öffentlichen Einrichtungen zu
fördern.
- Die BAGSO fordert die Verantwortlichen in Städten und Landkreisen als Träger der Altenhilfe auf, ein Mindestmaß an Beratung und Angeboten zur Begegnung und Unterstützung von Engagement für ältere Menschen zur Verfügung zu stellen.
- Die BAGSO fordert den Bundesgesetzgeber auf, sich in geeigneter Weise für den Ausbau qualitativ hochwertiger Altenhilfestrukturen einzusetzen.
- Die BAGSO fordert ein differenziertes Bild vom Alter, das die vielfältigen Chancen eines
längeren Lebens ebenso einschließt wie Zeiten der Verletzlichkeit und Hilfe- bzw.
Pflegebedürftigkeit.
Die Stellungnahme der BAGSO zum 9. Altenbericht finden Sie unter: siehe: Link
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