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Wenn einer eine Reise tut ...

Foto: H.S.

10.12.2024 - von Hartmut Jeromin

Ich war also unterwegs, wie andere ja auch .Mich zog es aber nach Nord-Ost, ins Ermland, Masuren, Polen. Da lebten ja meine Vorfahren, wie Erzählungen der Eltern, Urkunden, Fotos belegen…

Zugfahrt über 800 km hinzu, sehr pünktlich. F., mein Gastgeber war am Bahnhof Allenstein. Wieder die Fahrt über die Landstraßen (In die Gegenrichtung wie vor 80 Jahren). Unterkunft vom Feinsten auf 4 ha Grundstück in Alleinlage mit großer Fichtenhecke rundherum. Völlige Ruhe, beste Luftqualität. Ich konnte mich gärtnerisch nützlich machen und im Haushalt. Rundherum reines Agrarland. Im Gelände ein sehr alter Apfelbaum, Grafensteiner! Da konnte ich sammeln, ausschneiden und Apfelstücken machen, bestes Kompott. Hinterm Zaun noch so ein Baum, da frassen die Rinder.

Ausflüge nach Angerburg zum Einkaufen, nach Goldap zum TÜV, nach Medunischken…auf den Strassen normaler Verkehr. An Allerseligen überall Friedhöfe mit Beleuchtung. Im Haus alle Medien. Man musste nur das Roaming ausschalten wegen der Nähe zu Russland (Kaliningrad). Abends am Kamin mit immer Brennholz zum Nachlegen…

Dann Abreise: Per Auto nach Allenstein über beste Autostraßen, EU-finanziert. Sollen wohl demnächst das Baltikum mit Mitteleuropa verbinden. In Stadtnähe dann Industriegebiete. Alles sehr neu. Man baut überall, auch die Schienenwege, Bahnhöfe. Und überall Einzelhäuser auf dem freien Feld … das wäre so in Deutschland nicht möglich. Die Gründe für diese Landverschwendung konnte ich nicht erkennen.

Trotz mangelnder Sprachkenntnisse konnte ich mich beim Umsteigen (Posen) immer gut orientieren. Da der 11.11. Feiertag war (Neugründung Polens) wurde gereist. Vor allem junge Menschen waren unterwegs, in gelöster Stimmung. Mit sehr guten Manieren, z.B. wenn Gepäck zu platzieren war. Alle mit den nun üblichen Geräten, Kabeln, Ohrhörern u.s.w.… es gab kostenlos Getränke im Zug, mehrmals! Einerseits durch die Medien andererseits durch meine fehlenden Sprachkenntnisse kamen keine Gespräche auf. Also stundenlange Sprachlosigkeit. Dann ab Posen aber doch: Eine Jurastudentin sprach auch deutsch. Ansonsten bewunderte ich eine junge Dame mit einem sehr kleinen Hund, den sie wie ein Kleinkind hätschelte, mit allem Drum und Dran,

Auf dem Hauptbahnhof in Berlin dann eine andere Welt. Der erste Bettler. Lange Wege. Treppauf, Treppab. Mein Gepäck wurde mir schwer… aber der Zug Berlin-Prag war pünktlich und hätte zu einem guten Ende führen können! Aber vor dem Bahnhof Neustadt war alles vorbei. Langer Halt, nichtssagende Durchsagen. Vor dem Hauptbahnhof genauso wieder. Über eine Stunde Zeitverzug. Nun musste ich noch den S-Bahnzug bis Dobritz bekommen. Keine Information. Gelbe Aushänge mit den regulären Fahrzeiten waren nicht gültig, die weißen Aushänge musste ich erst entdecken. Zwei rotbemützte Bahnerinnen versuchten die Fahrgäste am Bahnsteig zu unterhalten. Dann fiel mir ein, für den Nahverkehr brauchst du ja noch eine neue Fahrkarte! „Da gehen sie mal die Treppe runter, unten nach links, da ist ein Automat, ich bewache inzwischen ihr Gepäck hier“, … da war auch eine Auskunft, daneben auch 2 Automaten. Aber bis ich den studiert hätte und eventuell zu einer regulären Fahrkarte gekommen wäre, da wäre der nun angekündigte Zug auch noch weg gewesen. Das Personal in der Auskunft jedenfalls half mir nicht. Also zum guten oder schlechten Ende auch noch Schwarzfahrer (soll ja keine Straftat mehr sein). Die Fahrkarte bekam ich dann aber umstandslos vom Busfahrer der Kreischa-Linie. Im Bus dann war eine sehr junge Krankenpflegerin mit eigenem Fahrrad. Hätte mir bei dem Verkehrschaos in Dresden wohl auch geholfen, sogar mit Gepäck.

Da machst du also eine Reise durch halb Europa und kommst dann in diese Provinz Sachsen… auf deren Straßen und Bahnen so gut wie nichts mehr funktioniert! Die Schulen unter einem erbärmlichen Lehrermangel leiden. Natürlich, zu Hause geht auch mein Mailprogramm nicht, irgendjemand hat es abgeschaltet, die Telekom ist machtlos in ihrem eigenen Netz! Sagte mir das einer vorher, vor der Wahl, ich hätte noch ganz anders gewählt denkt Hartmut Jeromin im November 2024.

Quelle: Hartmut Jeromin

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