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Mediale Routinen und Ignoranz? Die Sahel-Einsätze der Bundeswehr im öffentlichen Diskurs

Foto: H.S.

05.05.2023 - von Dr. Lutz Mükke

Mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im Sudan rückt auch die Sahel-Zone und der dortige Einsatz von Bundeswehr-Soldat:innen wieder mehr in das Blickfeld der Berichterstattungen. Experten aus Mali, Niger und Deutschland kritisieren medial „übervereinfachte Realitätswahrnehmungen“ der Sahel-Konflikte; ein Ausblenden von Parlamentsdebatten stößt auf Unverständnis.

Die Festschreibung der Bundeswehr als Parlamentsarmee bedeutet eine besondere Verpflichtung, mit dem Themenkomplex demokratisch-diskursiv umzugehen. Über die Entsendungen der Bundeswehr müssen nachhaltige Meinungsbildungsprozesse stattfinden. Parlamentarische Debatten und massenmediale Diskurse sind unverzichtbar. Wenn die Bundesrepublik Soldat:innen in einen Einsatz schickt, müssen unabhängige deutsche Leitmedien parallel dazu willens und in der Lage sein, über diese Militär-Entsendungen und ihre Kontexte umfassend, fortlaufend und hintergründig zu informieren. Nur so können sie ihrer Rolle im demokratischen System nachhaltig gerecht werden.

Die historische Niederlage des Westens in Afghanistan, aber auch die Irak- und Libyen-Desaster und der Stellvertreterkrieg in Jemen bis hin zum furchtbaren Krieg Russlands gegen die Ukraine zeigen die Notwendigkeit hintergründiger und qualitätsvoller demokratischer Diskurse. Gefragt und kontrovers diskutiert wird, ob das Mediensystem diesen Aufgaben gerecht wird. In wenigen Tagen debattiert der Deutsche Bundestag wieder über die Sahel-Mandate und wird vermutlich über einen geordneten Abzug entscheiden.

Die Otto-Brenner-Stiftung (OBS) hat vor ziemlich genau einem Jahr wichtige Vorab-Ergebnisse einer damals noch laufenden Untersuchung des Medienjournalisten und Afrikanisten Dr. Lutz Mükke veröffentlicht. Jetzt, im Mai 2023, stehen wieder parlamentarische Beratungs- und Entscheidungsprozesse zur MINUSMA-Mission an, die vermutlich für weitere gesellschaftspolitische Debatten und innenpolitische Diskussion sorgen werden.

Für die OBS bleibt es weiterhin wichtig, dass sich das Mediensystem durch einen kompetenteren Umgang mit den Themen Konflikt, Krise und Kriegseinsätze bewährt. Wir ergänzen unsere „Sahel-Ausarbeitung“ mit konkreten Handlungsempfehlungen des Autors. Diese reflektieren auch seine langjährige Beschäftigung mit dem afrikanischen Kontinent und beruhen auf vielfältigen Erfahrungen mit Berichterstattungen zu Krisen und Kriegen.

> Langfassung OBS-Arbeitspapier 54 als PDF Download Link
> Kurzfassung: Link

Quelle: Otto-Brenner-Stiftung