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Schweiz: Führerschein für Senioren - Weg mit der Kontrolluntersuchung

Foto: H.S.

Schweiz - 10.05.2023 - von Dr. Thomas Meyer

Das Ziel von Fahreignungstests in jedem Alter muss sein, die Verkehrssicherheit Aller zu erhöhen. Es kann nicht darum gehen, «anlass- und verdachtslos» ab einem willkürlich festgelegten Alter Seniorinnen und Senioren die weitere Teilnahme am Strassenverkehr zu erschweren.
Das ist nichts anderes als Altersdiskriminierung. Einzelne Lern- und Kontrollfahrten mit besonders ausgebildeten Fahrexperten verursachen vertretbare Kosten und frischen Kenntnisse und Fertigkeiten auf. Insofern sind sie in jedem Alter einige Zeit nach der Fahrausweis-Prüfung sinnvoll und nützlich.

Bereits vor mehr als 12 Jahren hatte die terzStiftung in einer Petition mit annähernd 2‘500 Unterschriften an den Bundesrat gefordert, auf die Einführung des befristeten Führerausweises zu verzichten, die Alterslimite für die Kontrolluntersuchung anzuheben, das Fahreignungs-Testverfahren einheitlich für die gesamte Schweiz zu gestalten und eine Testfahrt mit einem spezialisierten Fahrexperten zu ermöglichen, statt sich ausschliesslich auf die verkehrsmedizinische Untersuchung zu konzentrieren. Ferner wird in mehr als 14 nationalen und internationalen Studien nachgewiesen, dass die bei uns angeordneten medizinischen Fahreignungstests für die Verkehrssicherheit nichts bringen. Daher halten wir diese in ihrer bisherigen Form für diskriminierend gegenüber älteren Autofahrenden. Tatsächlich wurde der befristete Führerausweis nicht eingeführt, und das Alter für die erste Kontrolluntersuchung wurde von 70 auf 75 Jahre angehoben.

Durch die jüngsten Veröffentlichungen über Unfallprävention fühlen wir uns zusätzlich bestätigt: Die Kontrolluntersuchung in der bisherigen Gestalt, die es seit Oktober 1976 gibt, hat sich gerade nicht bewährt, es lässt sich nicht zeigen, dass in der Schweiz im Vergleich zu Nachbarländern, die solche verpflichtenden Untersuchungen nicht kennen, sich weniger Autounfälle mit Seniorenbeteiligung ereignet hätten. Die Forderung nach einer Testfahrt mit spezialisierten Fahrexperten erheben nun auch andere Interessenvertreter der Seniorinnen und Senioren.

Ein Verfahren, das zu sinkenden Unfallraten bei Autounfällen von Senioren (ausschliesslich Männern) geführt hat, gibt es in Japan. Dort ist im März 2017 ein Gesetz in Kraft getreten, dass Auto Fahrende im Alter ab 70 Jahren verpflichtende kognitive Screening-Tests machen müssen. Diese Untersuchungen unterscheiden sich stark von den medizinischen Kontrolluntersuchungen in der Schweiz. Sie dienen zum physiologischen Nachweis, dass eine Demenz vorliegt. Wird den Testpersonen Demenz nachgewiesen, entzieht man ihnen den Führerausweis. Daraufhin sank bei Männern in diesem Alter die Unfallrate kontinuierlich. In Japan besitzen Frauen in diesem Alter sehr viel seltener einen Führerausweis. Jedenfalls hatte die Massnahme auf japanische Seniorinnen keine Auswirkungen. Der Untersuchungszeitraum dauerte von Juli 2012 bis Dezember 2019. In dieser Zeit ereigneten sich 602’885 Kollisionen unter Beteiligung von Autofahrern über 70 Jahre. Die lange Dauer und die hohen Zahlen erlaubten tragfähige Messungen und Aussagen.

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Quelle: terzStiftung