Diskriminierung melden
Suchen:

Ältere Menschen und Digitalisierung: 8. Altenbericht der Bundesregierung

Foto: H.S.

13.08.2020 - von Bagso + Hanne Schweitzer

Dies vor den offiziellen Verlautbarungen zu achten Altenbericht:
Von allem EU-Staaten belegt die Bundesrepublik Deutschland laut einer Studie, die vom "Zentrum für Europäische Politikstudien",(Centre for European Policy Studies (CEPS)), gemeinsam mit "Wachse mit Google" (Grow With Google) durchgeführt, und im November 2019 publiziert wurde, den letzten Platz auf dem "Index der Bereitschaft zum lebenslangen digitalen Lernen" (Index of Readiness for Digital Lifelong Learning), und zwar weit abgeschlagen hinter Rumänien. Was Digitalisierungsskeptiker eher freuen dürfte. Auch das Google die Studie finanziert, dürfte Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die für Google und Gates kein freundliche Wort übrig haben.
Titel der digitalisierungsfreundlichen Studie: "Verändern, wie Europäer ihre Fähigkeiten verbessern", (CHANGING HOW EUROPEANS UPGRADE THEIR SKILLS). Die Studie wurde von Google finanziert. Google stellte erste App-Daten zur Verfügung sowie Unterstützung bei der Erstellung einer attraktiven und verständlichen Präsentation der Indexergebnisse. Als Länderexperte für Deutschland wurde Jürgen Handke ausgesucht.
Der Bericht ist nur in englischer Sprache verfügbar unter: Link

***

Eine Sachverständigenkommission zur Erstellung des Achten Altersberichts der Bundesregierung sollte herausarbeiten, welchen Beitrag Digitalisierung und Technik zu einem guten Leben im Alter leisten könne und welchen Nutzen und Mehrwert dies für ältere Menschen haben könnte.
Dabei sollten in den Blick genommen werden:
Aspekte
- der sozialen Teilhabe,
- der Gestaltung von sozialen Beziehungen im Alter,
- der Quartiers- und Sozialraumentwicklung,
- der Gestaltung von Hilfestrukturen,
- der Mobilität,
- des Wohnens im Alter,
- des Mehrwerts von unterschiedlicher technischer und digitaler Anwendungen,
- der Voraussetzungen und Hindernisse für den Einsatz der Technologien,
- die ethischen und rechtlichen Grenzen in der Gesundheitsversorgung und Pflege,
- des Datenschutzes und der informationellen Selbstbestimmung,
- der unterschiedlichen Lebenslagen und Altersbilder.

Pressemitteilung der Bundesregierung vom 12.8.2020
Wie nicht anders zu erwarten, ist alles prima bei und mit der Digitalisierung im Alter. Von den Kosten ist keine Rede, vom Bewegungsmangel durch Computerhockerei und vom zunehmendem Druck technologisch up to date zu bleiben, auch nicht. Stattdessen:

"Die Digitalisierung bietet älteren Menschen viele Chancen, um möglichst lange ein selbständiges und eigenverantwortliches Leben führen zu können. Das ist eines der zentralen Ergebnisse aus dem Achten Altersbericht der Bundesregierung, den Bundesseniorenministerin Dr. Franziska Giffey vorgestellt hat. Vom Bundeskabinett wurde heute dazu eine Stellungnahme beschlossen.

Die interdisziplinär zusammengesetzte Achte Altersberichtskommission unter der Leitung von Professor Dr. Andreas Kruse hatte den Auftrag herauszuarbeiten, welchen Beitrag Digitalisierung und Technik zu einem guten Leben im Alter leisten können. Die Kommission beendete ihre Arbeit bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Erkenntnisse der Sachverständigen sind gerade jetzt aber besonders wertvoll. Denn sie zeigen, welchen Einfluss die rasant fortschreitende Digitalisierung auf das Leben älterer Menschen hat und welche Möglichkeiten das Unterstützungspotenzial digitaler Technik gerade in Krisenzeiten bietet.

Bundesseniorenministerin Dr. Franziska Giffey: „Die Digitalisierung birgt gerade auch für ältere Menschen ein riesiges Potenzial, das wir noch viel stärker ausschöpfen müssen. Es geht nicht nur um das Skypen mit den Enkelkindern oder Einkaufen übers Internet. Entscheidend dafür ist, dass wir die digitalen Angebote stärker an den Bedürfnissen ausrichten und die älteren Menschen dabei unterstützen, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Zugleich gilt es, die digitale Kluft, die es innerhalb der älteren Generation gibt, abzubauen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Seniorinnen und Senioren abgehängt werden, dass ihnen der Zugang zu digitalen Angeboten und damit auch zur Teilhabe versperrt ist“.

Der Achte Altersbericht befasst sich mit Entwicklung und Anwendung digitaler Technologien sowie mit deren Auswirkungen vor allem in den Lebensbereichen Wohnen, Mobilität, soziale Integration, Gesundheit, Pflege und auch mit dem Leben im Quartier. Darüber hinaus unterstreicht er die Bedeutung von digitaler Souveränität, die Voraussetzung ist für digitale Teilhabe. Anregungen geben die Sachverständigen auch zum Umgang mit ethischen Fragen, die beim Einsatz von digitalen Technologien entstehen können.

In ihrer Stellungnahme zeigt die Bundesregierung auf, dass bereits vielfältige Maßnahmen eingeleitet wurden, um in den von den Sachverständigen angesprochenen Bereichen gute Teilhabemöglichkeiten gerade auch für ältere Menschen zu schaffen und die angemahnten Infrastrukturen auf den Weg zu bringen. Sachverständige und Bundesregierung betonen gleichermaßen die Bedeutung der Einstellung der älteren Menschen, denn es liegt auch in der Hand der älteren Menschen selbst, digitalen Technologien mit Offenheit gegenüberzutreten."

Kurzfassung des achten Altenberichts der Bundesregierung unter: Link

Stellungnahme der BAGSO zum Achten Altersbericht der Bundesregierung
Der Zugang zum Internet muss für alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Alter gewährleitet sein. Das ist aus Sicht der BAGSO das zentrale Ergebnis des Achten Altersberichts der Bundesregierung „Ältere Menschen und Digitalisierung“, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Die Altersberichtskommission hat die große Bedeutung der Digitalisierung für das Leben älterer Menschen in den Fokus gerückt. Die BAGSO fordert in ihrer Stellungnahme zum Altersbericht - analog zum „DigitalPakt Schule“ - einen „Digitalpakt Alter“.

„Teilhabe und Teilnahme am konkreten Leben bedeuten Lebensqualität – auch in den Jahren obendrauf. Bescheid wissen, mitreden und mitmachen helfen. Und die neuen Medien sind dabei eine zusätzliche Chance. Auch bei Krankheit und Immobilität können die digitalen Kontakte eine große Hilfe sein“, so der BAGSO-Vorsitzende Franz Müntefering.

Nach Ansicht der BAGSO müssen älteren Menschen in allen Kommunen niedrigschwellige Angebote zum Erwerb von digitalen Kompetenzen offen stehen, die die Vielfalt der älteren Generationen berücksichtigen. Die Verfügbarkeit des Internets ist für alle zu gewährleisten, unabhängig von Wohnort, Wohnform und finanziellen Möglichkeiten. Dies gilt insbesondere auch für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen, die aufgrund mangelnder Internetverbindungen bislang häufig von digitaler Teilhabe ausgeschlossen sind.

Zugleich fordert die BAGSO in ihrer Stellungnahme das Recht auf ein Leben ohne Internet. Analoge Zugänge und Angebote wie z.B. bei Behördenangelegenheiten, Fahrscheinkauf, Bankgeschäften und vielem mehr, müssen weiterhin ohne Nachteile wie erhöhte Servicegebühren verfügbar sein.

Für den Einsatz von digitalen Technologien in der Pflege befürwortet die BAGSO die Empfehlung der Altersberichtskommission, diese immer nur unterstützend, niemals jedoch als Ersatz einzusetzen. Ethische Fragen sollten frühzeitig und unter Einbeziehung der Betroffenen diskutiert werden.

Stellungnahme: "Ältere Menschen und Digitalisierung" Link

8. Altenbericht unter: Link

Quelle: PM Bagso und Bundesministerium Famile