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Shell Jugend-Studie 2019

Foto: H.S.

23.12.2019 - von Prof. Dr. Mathias Albert, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Prof. Dr. Gudrun Quenzelin Arbeitsgemeinschaft mit Kantar, München:Ulrich SchneeklothIngo, Leven, Sabine Wolfert, Hilde Utzmann

Seit 1953 beauftragt Shell unabhängige Wissenschaftler und Institute mit der Erstellung von Studien, um Sichtweisen, Stimmungen und Erwartungen von Jugendlichen in Deutschland zu dokumentieren. Die Shell Jugendstudie zeichnet nach, auf welche Weise junge Menschen mit Herausforderungen umgehen und welche Verhaltensweisen, Einstellungen und Mentalitäten sie dabei herausbilden.

Die 18. Shell Jugendstudie (Oktober 2019) untersucht auch, unter welchen politischen und sozialen Bedingungen Jugendliche heute aufwachsen. Die Studie präsentiert damit nicht nur eine Sicht auf die Jugend von heute, sondern gibt darüber hinaus gesellschaftspolitische Denkanstöße.

Weiterhin eine pragmatische Generation
Die aktuelle Shell Jugendstudie wird auch von der Frage geleitet, wie sich die Einstellungen junger Menschen in den vergangenen Jahren verändert haben. Pragmatisch und unideologisch – so charakterisierte die Shell Jugendstudie 2002 die Jugend, die sehr individuell einen Platz in der Gesellschaft suchte und optimistisch war, ihn zu erreichen. Die Werte der Jugendlichen veränderten sich von „postmaterialistischen“, mit Selbstverwirklichung und Lebensgenuss verbundenen Orientierungen, hin zu einer Synthese aus diesen Orientierungen mit eher traditionellen Vorstellungen, wie beispielsweise Wohlstand, Fleiß, Ordnung und Sicherheit.

Die Shell Jugendstudie 2006 zeigte die Kontinuität dieser pragmatischen Grundhaltung. Gleichzeitig kamen jedoch starke Ängste und Unsicherheiten bei den Jugendlichen auf, ob sie den angestrebten Platz in der Gesellschaft erreichen und ob sie ihr Leben so gestalten könnten, wie sie es sich wünschten.

Zur Zeit der Shell Jugendstudie 2010 herrschte bei den Jugendlichen weiterhin eine pragmatische Grundhaltung, Druck- und Angstgefühle verloren an Bedeutung. Die Jugendlichen blickten optimistischer in die persönliche Zukunft. Leistungsorientierung und die Suche nach individuellen Aufstiegsmöglichkeiten mit einem ausgeprägten Sinn für soziale Beziehungen gewannen an Bedeutung. Einige der jüngsten Befragten rückten vom Fokus auf das eigene Leben und das engere private Umfeld ab und sie interessierten sich zunehmend für Politik.

Die Shell Jugendstudie 2015 widmete sich erstmals einer Generation, die vollständig im wiedervereinigten Deutschland aufgewachsen ist und in einer von Krisen gekennzeichneten Welt ihren Platz finden muss. Während sich die Jugendlichen weiterhin pragmatisch gaben, zeigten sie ein zunehmendes Interesse an politischen Themen. Die bereits 2010 beobachtete Öffnung hin zu gesellschaftlichen Themen setzte sich fort.

Bei der Konzipierung der Shell Jugendstudie 2019 stellte sich die Frage, ob sich das zunehmende politische Interesse der Jugendlichen in einem gestiegenen Engagement für politische und soziale Themen äußert. Neben den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmen aber weiterhin Familie, Freundeskreis und Schule oder andere Ausbildungseinrichtungen die Erfahrungswelt der Jugend. Aus diesem Grund stehen die Haltungen der Jugendlichen hierzu ebenso wie ihre persönlichen Werte im Fokus der Studie.Jugend 2019.

Eine Generation meldet sich zu Wort. Vor dem Hintergrund zahlreicher krisenhafter Entwicklungen und weltweiter Umbrüche erleben wir zurzeit, wie junge Menschen ihre Anliegen so deutlich zum Ausdruck bringen wie schon lange nicht mehr. Die Ergebnisse der Shell Jugendstudie 2019 bestätigen dies und zeichnen ein differenziertes Bild einer Generation, die sich zu Wort meldet, die ihre Interessen und Ansprüche artikuliert – nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber Politik, Gesellschaft und (künftigen) Arbeitgebern.

Bereits im Jahr 2015 hatten viele Jugendliche ein größeres Engagement für politische und gesellschaftliche Themen gezeigt. Dieses Engagement verstärken sie inzwischen durch ein zunehmendes Umwelt- und Klimabewusstsein sowie eine generelle Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber. Obwohl die Jugendlichen optimistisch in ihre persönliche und gesellschaftliche Zukunft blicken, sehen sie doch, dass es Zeit ist zu handeln.

Ihre Botschaft an ältere Generationen ist: „Wir bleiben zuversichtlich, aber hört auf uns und achtet jetzt auf unsere Zukunft!“ Allerdings interessieren sich nicht alle Jugendlichen gleichermaßen für Politik und Zukunft. Ein Teil von ihnen engagiert sich politisch, der größere Teil ist hingegen nicht politisch interessiert. Die Zuversicht der Jugendlichen speist sich auch aus ihrer Überzeugung, dass es in Deutschland weitgehend gerecht zugeht. Sie glauben daran, dass jeder und jede in diesem Land etwas aus sich machen kann, wenn man zu Leistung bereit ist. Entsprechend hoch ist der Wunsch nach dem Abitur als Schulabschluss, insbesondere bei Mädchen.

Junge Menschen sind heute insgesamt tolerant. Vielfalt – unter anderem bei der Herkunft junger Menschen – ist Bestandteil jungen Lebens in Deutschland. Mädchen und Jungen, von denen heute ein Drittel einen Migrationshintergrund oder nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hat, haben insgesamt mehr Angst vor Ausländerfeindlichkeit als vor weiterer Zuwanderung nach Deutschland. Dennoch zeigt sich zugleich eine bedeutende Minderheit offen für populistische Orientierungen. Unterschiede etwa nach Geschlecht, Alter, Ost-West und Migrationshintergrund bestehen in unterschiedlichen Bereichen und Intensitäten. Keiner dieser Unterschiede fällt aber insgesamt so stark ins Gewicht wie der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und dem Bildungsgrad.

Die 18. Shell Jugendstudie stützt sich auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 2.572 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren, die von Kantar-Interviewern zu ihrer Lebenssituation und ihren Einstellungen und Orientierungen per-sönlich befragt wurden. Die Erhebung fand auf Grundlage eines standardisierten Fragebogens im Zeitraum von Anfang Januar bis Mitte März 2019 statt. Im Rahmen der qualitativen Studie wurden zwei- bis dreistündige Interviews mit 20 Jugendlichen dieser Altersgruppe durchgeführt.

Autoren
Prof. Dr. Mathias Albert, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Prof. Dr. Gudrun Quenzelin Arbeitsgemeinschaft mit Kantar, München:Ulrich SchneeklothIngo, Leven, Sabine Wolfert, Hilde Utzmann.

Herausgeber
Deutsche Shell Holding GmbH, Hamburg
Weitere InformationenInfografiken und Material zum Download unter: www.shell.de/jugendstudie


Die 18. Shell Jugendstudie ist im Beltz Verlag unter dem Titel „Jugend 2019“ erschienen und im Buchhandel (ISBN9783407-83195 -8, EUR 24,95) und als E-Book (ISBN978-3-407-83179-8, EUR 22,99) erhältlich.Der Podcast zur Shell Jugendstudie #dieseJugend ist auf allen gängigen Streamingplattformen verfügbar.

Download der Zusammenfassung der Studio und eines Infoflyers unter: Link

Quelle: Shell Jugendstudie