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+++ Beate Klarsfeld hat am 13. Februar Geburtstag

Foto: H.S.

12.02.2019 - von Hanne Schweitzer

Diese Backpfeife hatte Wirkung! Für die Beschäftigung mit der deutschen Nazivergangenheit, für die 68iger-Bewegung und für die Frauenbewegung. 1968 verpasste Beate Klarsfeld, begleitet von den Worten: "Nazi, tritt zurück", dem damaligen Bundeskanzler Westdeutschlands, Kurt Georg Kiesinger, während eines CDU-Parteitags in Westberlin eine Ohrfeige. Die 29 jährige, in Berlin geborene Französin, schlug den dritten Kanzler der Republik ins Gesicht , um ihrer Empörung über seine Vergangenheit in der Nazizeit Ausdruck zu geben und genug öffentlichen Druck zu erzeugen, damit er zurücktreten müsse.

Die allgemeine Empörung richtete sich aber weniger gegen Kiesingers NSDAP-Mitgliedschaft , die er schon 1933 erworben hatte, auch nicht gegen seine Arbeit in der Rundfunkpolitischen Abteilung der Nazis. Wie es zu einem Land passte, dessen Bundespräsident Heinrich Lübke hieß, der in der Nazi-Zeit verantwortlich für die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen in Peenemünde gewesen war, richtete sich die Empörung gegen Beate Klarsfeld. Wie kann man nur ..., diese Schlampe ..., die hat es gewagt unseren, ... so benimmt man sich doch nicht, ... Nestbeschmutzerin ... so kann man doch nicht miteinander umgehen, ... wo kommen wir denn da hin, ... was ist denn das für eine ...

Beate Klarsfeld wurde zu einem Jahr Gefängnis wegen vorsätzlicher Beleidigung und Körperverletzung verurteilt, das Urteil aber in der Revisionsverhandlung in vier Monate auf Bewährung umgewandelt. Das schreckte sie nicht. Zusammen mit ihrem Mann Serge begab sich die junge Frau auf die Suche nach Verbrechen und Verbrechern aus der Zeit des 1.000 jährigen Reichs. Anfang der 1970er Jahre gelang es ihnen, Klaus Barbie, den Gestapo-Chef von Lyon in Bolivien zu finden. Der war in Holland an der Verfolgung und Folterung von Freimaurern beteiligt gewesen, hatte in Lyon als Gestapochef ein widerwärtiges Folter- und Tötungsregiment etabliert, war im November 1944 nach Dortmund versetzt worden, arbeitete nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht für den englischen und amerikanischen Geheimdienst als Agent, floh über die Rattenlinie nach Südamerika und lebte unter dem Decknamen Klaus Altmann in Bolivien, wo er 1966 als Informant des Bundesnachrichtendienstes mindestens ein Jahr lang 500 Mark als Monatssalär überwiesen bekommen hatte.*

Erst im Jahr 1983 nahm die bolivianische Polizei Barbie fest. Der mit der Gnade der späten Geburt versehene Kanzler Kohl verhinderte seine Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland. Barbie wurde in Frankreich vor Gericht gestellt, wo er in Abwesenheit schon zweimal zum Tode verurteilt worden war. 1987 verurteilte ihn das Gericht wegen Verbrechen gegen die Menschheit zu lebenslanger Haft.

Die Knesset hat Beate Klarsfeld zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, 2012 kandidierte sie für die Partei DIE LINKE zur Wahl des Bundespräsidenten gegen Gauck, von Präsident Macron wurde sie im Oktober 2018 mit dem nationalen Verdienstsorden ausgezeichnet.

Sehr geehrte Frau Klarsfeld,
herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 80. Geburtstag und vielen Dank für Ihre Arbeit!




*Wikiedia

Link: +++ Senioren gegen Naziaufmarsch in Dortmund
Quelle: diverse