Foto: H.S.
31.10.2017 - von Hartmut Jeromin
Es zeigte das Fernsehen Büros mit jungen Leuten, die gingen auf Wahl-Werbe-Tour zu den Bürgern an die Haustür und gleich danach waren die dabei gemachten Bilder und kurzen Videos auf Face-Book zu sehen und zu hören. Dann waren da wiederum junge Leute in Büros zu sehen, die produzierten Video-Clips mit Wahlwerbung besonders für die FDP und AFD und die hatten es in sich: Jede Menge „Wahrheiten“, modern als Fake news bezeichnet: Gemische aus Teil-, Halb und ausgewählten „Vollwahrheiten“, nicht nachprüfbar, aber massenhaft in den „sozialen Medien“ zu sehen. So wurde es gemacht! Besonders bei den jungen Wählern.
Da hatten Parteien und z.B. auch Gewerkschaften, aber auch Vereinigungen wie die Bagso vor der Wahl diverse Wahlprogramme veröffentlicht, geprüft oder auch diskutiert. Die jeweiligen Schwerpunkte waren verschieden, je nach Clientel der Gruppierung. Das Problem des demografischen Wandels war dabei nicht zu übersehen, besonders das der Altersarmut. Kinderarmut kam nicht so häufig vor! In sogenannten Synopsen wurde verglichen, was die Parteien meinten, versprechen zu müssen.
Methodisch ist da sicher richtig verfahren worden, aber wurden auch die Grundfragen der Zeit getroffen? Und warum wurden die Wahlversprechen/ Forderungen der AfD meist nicht mitdiskutiert? Die „Konservativen“ waren alternativlos in vielen Fragen, alles soll so bleiben, wie es ist, möglichst nur kleine Retuschen. Denn: Uns geht es doch gut! Beinahe allen. Grüne, Gelbe, Dunkelrote, Hellrote versprachen das Blaue vom Himmel, meistens. Und dann waren da ein Paar sehr dunkle Augen der F. Petry. Was versprachen die eigentlich? Aber gewählt wurde sie! Von bedeutenden Wählermengen!
Und die „Industrie“ schaute zu und ließ sie machen, Gegenteiliges ist mir nicht bekannt. In einigen Regionen, wie in Münster, wurde herkömmlich gewählt, dort geht es doch bestens. Da kann man beruhigt zusehen. In anderen Regionen war das anders. In meinem Wahlkreis mußte der CDU-Mann Federn lassen, was heißt, er war sein Direktmandat los! Das bekam Frau Petry. Hier also wird nun alles anders, wie von Petry versprochen? Ihre erste wesentliche Zielaussage nach der Wahl: Sie wird sich um die Unternehmer kümmern! Im Parlament im Alleingang oder mit einer neuen Partei. Das ist doch mal was, andere Probleme gibt es gerade nicht? Denn auf einem Wahlplakat wurde ja dazu aufgerufen, neue Deutsche selbst zu machen. Das Plakat war riesengroß und sehr bunt. Also los, macht neue Deutsche. Mit den alten Deutschen ist wohl kein Staat zu machen? Ab mit ihnen in die Altersarmut. Aber Kinderarmut gibt es noch mehr!
Großes Augenauswischen am Morgen nach der Wahl. Was war das denn? Ein Shit-Storm?
Also Frau Petry, stellen sie sich den Fragen der Zeit in diesem Land: Aus unserer Sicht werden in den nächsten Jahren 3% der Bevölkerung von Altersarmut betroffen sein, ca. 500.000 Menschen über 65+. Besonders Pflegebedürftige, Frauen, Alleinerziehende … die Risikogruppe für Armut ist wesentlich grösser, ca. 15% der Bevölkerung! Deren Teilhabemöglichkeiten werden enorm eingeschränkt und das dauerhaft, je älter man wird. Die werden weniger reisen können, weniger kaufen können, weniger die Angehörigen unterstützen können. Verursacht auch durch Minijobs, Zuzahlungen, Gesundheitsprobleme, Rentenabschläge. Frau Petry, ran an den Speck! An den Reichtum! Sie dürfen für Rücklagen sorgen, um Finanzreserven aufzubauen. Den finanziellen Spielraum nicht am Minimum orientieren! Sie dürfen umverteilen!
Sie dürfen die Schere zwischen Arm und Reich wieder schließen, sie dürfen …aber wollen sie und ihre Auftraggeber das überhaupt, fragt Hartmut Jeromin im Oktober 2017.
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