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Langzeitarbeitslos sind meist die Älteren - Wen wundert`s ?

Foto: H.S.

11.11.2016

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, dass aus Arbeitslosen Langzeitarbeitslose werden. Das zeigen Daten der OECD. Deutschland schneidet im Vergleich schlecht ab. 2015 waren 60 Prozent der Arbeitslosen über 55 Jahren in Deutschland länger als ein Jahr auf der Suche nach Arbeit.

Arbeitslosigkeit ist für die meisten Menschen eine vorübergehende Episode ihres Arbeitslebens. Doch je später der Jobverlust eintritt, desto höher ist das Risiko, länger als ein Jahr arbeitslos zu bleiben. Das zeigen Vergleichsdaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2015. In fast allen OECD-Staaten (mit Ausnahme von Japan und Estland) ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen deutlich höher, je älter die betrachtete Personengruppe ist.

Trotz guter Arbeitsmarktlage schneidet Deutschland im Vergleich mit den übrigen OECD-Staaten schlecht ab. Das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, liegt bei Menschen über 55 Jahren mit einem Anteil von 60 Prozent Langzeit- an allen Arbeitslosen deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 43 Prozent.
Quelle: OECD, Incidence of long-term unemployment (12 months and over) as a percentage of total unemployment by age group, 2015.

Aber auch bei den jüngeren Altersgruppen ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen in Deutschland vergleichsweise hoch. Bei den 15 bis 24-jährigen Arbeitslosen waren 23 Prozent bereits ein Jahr oder länger ohne Arbeit, im OECD-Durchschnitt waren es 20 Prozent. Unter den 25- bis 54-jährigen Arbeitslosen zählten in Deutschland 44 Prozent zu den Langzeitarbeitslosen, im Durchschnitt der OECD-Staaten waren es 37 Prozent.
Quelle: OECD, Incidence of long-term unemployment (12 months and over) as a percentage of total unemployment by age group, 2015.

Die gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat damit nur für eine leichte Verbesserung von schlechtem Ausgangsniveau gesorgt. Bei den älteren Arbeitslosen sank der Anteil derer, die länger als ein Jahr auf der Suche nach Arbeit waren, 2015 um drei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Im Wirtschaftskrisenjahr 2007 betrug der Anteil allerdings noch 77 Prozent, im Jahr 2000 noch 69 Prozent. Bei den beiden jüngeren Altersgruppen ist der Anteil zwischen 2014 und 2015 gleich geblieben, lag aber im Krisenjahr 2007 jeweils auf deutlich höherem Niveau und ist auch im Vergleich mit 2000 gesunken. Nichtsdestotrotz bleibt Langzeitarbeitslosigkeit eines der Hauptprobleme am deutschen Arbeitsmarkt, besonders für ältere Menschen.
Zum Weiterlesen:
OECD, Incidence of long-term unemployment (12 months and over) as a percentage of total unemployment by age group, 2015
OECD (2016), OECD Employment Outlook 2016, Unemployment

August 2016:
In der Bundesrepublik Deutschland leben laut offizieller Satistik 6,98 Millionen Menschen von Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen.
2,68 Millionen Arbeitslose gab es im August 2016. Mit rund 6,98 Millionen lebten aber mehr als zweieinhalbmal so viele Menschen von Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen, darunter rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche. Nur ein Teil derer, die staatliche Unterstützung benötigen, gilt auch als arbeitslos im Sinne der Statistik.

Was die offizielle Arbeitslosenzahl verschweigt: 3,48 Millionen Menschen ohne Arbeit im Oktober 2016

Im Oktober meldete die Bundesagentur für Arbeit 2,54 Millionen offiziell Arbeitslose. Das tatsächliche Ausmaß der Menschen ohne Arbeit bildet die offizielle Zahl jedoch nicht ab. Denn 940.000 De-facto-Arbeitslose sind nicht in der Arbeitslosen-, sondern in der separaten Unterbeschäftigungsstatistik enthalten.

Zwischen September 2015 und August 2016: Sperrzeiten helfen sparen
Die Arbeitsagenturen verhängten zwischen September 2015 und August 2016 insgesamt 752.000 Sperrzeiten gegen Empfänger von Arbeitslosengeld I. Damit wurden monatlich etwa sieben Prozent der Arbeitslosengeldzahlungen zeitweise aufgehoben. Häufigster Grund ist eine verspätete Meldung vor Beginn der Arbeitslosigkeit. Das zeigt eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für O-Ton Arbeitsmarkt.

Quelle: O-Ton Arbeitsmarkt