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Keine Arbeit mit 55: Wie den Rentenanspruch erhöhen?

Köln, 2015 Foto: H.S.

18.04.2016 - von B.J.

Ich bin Jahre, geschieden und alleine lebend, habe zwei erwachsene Töchter mit Hochschulabschluss und im Beruf, bin derzeit (wieder einmal) arbeitslos.
Zu dieser Arbeitslosigkeit führte, dass ich nach mehr als zwei Jahren täglicher und äußerst fordernder Tätigkeit als Sekretärin in einem Ingenieurbüro einfach körperlich zusammengebrochen bin. Die Rahmenbedingungen in diesem Unternehmen waren katastrophal und widersprachen in vielen Bereichen geltendem Recht. Hierfür interessiert sich jedoch niemand (nicht einmal die Arbeitsbehörde, die meine Tätigkeit dort mit nicht unerheblichen Steuermitteln subventionierte), das musste ich so hinnehmen.

Direkt zuvor war ich schon einmal arbeitslos. Nicht aus eigenem
Verschulden, sondern aufgrund einer Firmenübernahme und folgender
Umstrukturierung. Es war mir da schon nur schwer gelungen, neue Arbeit zu finden, ich war bereits im Hartz IV-Bezug. Damals schon nicht in der Arbeitslosenstatistik, da ich mich in einem Projekt befand, das ich für hilfreich hielt (Perspektive 50 +). Nein, meine Stelle fand ich nicht über dieses Projekt sondern durch unermüdliche Eigenbemühungen, wobei meine Kräfte zu diesem Zeitpunkt bereits sehr geschwunden waren, schon ob permanenter Existenzängste. Meine Grundsicherung war bereits auf das
Minimum gekürzt, wodurch ich kaum noch meine Miete nebst Nebenkosten zahlen konnte und mir zum Leben noch monatlich 40 Euro blieben nach Abzug meiner Fixkosten (und ich habe keinerlei Versicherungen oder sonstige nicht unbedingt notwendige feste Kosten). Mein Auto hätte ich abmelden und zum Schleuderpreis verkaufen müssen (evtl. verschrotten), da ich die Kosten hierfür nicht mehr tragen konnte.

Hier sprang meine Familie ein und nötigte mich, von ihr Finanzmittel anzunehmen (auch von meiner damals noch studierenden jüngsten Tochter, die ihre kleinen Ersparnisse durch gelegentliche Nebenjobs einbrachte). Ich beende diese Schilderung hier, es gäbe noch mehr dazu zu sagen.

Meine Kündigung zum Ende September erhielt ich eine Woche nach meiner Krankmeldung. Ich schaltete einen Anwalt ein und erhob
Kündigungsschutzklage. Im Schlichtungsverfahren konnte ich erreichen, dass mich mein Arbeitgeber bis zum Jahresende unter Freistellung weiter beschäftigen musste. Es war mir so wichtiger, als eine Abfindung zu erstreiten, da ich dadurch meine Chance erhöht sah, vielleicht doch nahtlos eine neue Arbeit zu finden. (Die Anwaltskosten musste ich aus eigener Tasche bezahlen, da ich mir eine Rechtschutzversicherung aufgrund meiner stets unsicheren
wirtschaftlichen Lage nicht leistete. Hierdurch waren meine während dieses Beschäftigungsverhältnisses gemachten Rücklagen bereits zu mehr als der Hälfte aufgebraucht).

Von da an bis zum Jahresende hatte ich 67 Bewerbungen auf
ausgeschriebene Stellen verschickt. Es ergab sich daraus nicht ein einziges Mal ein Vorstellungsgespräch. Meine Erwerbsbiographie ist bedingt durch Familienarbeit und private Ereignisse und der damaligen Lage (keine Arbeitsplatzsicherung für Erziehungszeiten, keine Betreuungsmöglichkeit für die Kinder) nicht durchgängig, dennoch geprägt von großer Flexibilität und guter Qualifikation durch sehr vielseitige Erfahrungen. Eine Absage ließ mich bitter lächeln: "Wir bedanken uns für
Ihre überaus interessante Bewerbung, müssen Ihnen jedoch leider
mitteilen ..."

Vor Monaten habe ich mich auf eine ausgeschriebene Stelle bei unserer Stadtverwaltung beworben und werde seither hingehalten, weil man noch keinen Überblick über den Personalbedarf im "neuen Jahr" habe.Letztens habe ich mich mit einem Vereinsmitstreiter, der vor Ort parteipolitisch aktiv ist, über diese Bewerbung unterhalten. Dieser meinte, die seien in der Verwaltung gerade ziemlich überfordert, außerdem würde es hier auch ums Geld gehen. Ich sei mit meinen 55 Jahren evtl. auch zu teuer. Diesen Verdacht habe ich schon lange.

Nun hatte ich mich vor einigen Tagen im Internet wieder einmal
eingelesen zum Thema Arbeitslosigkeit hierzulande, insbesondere auch wieder einmal mit der Arbeitslosenstatistik beschäftigt und auch über Frau Nahles Pseudo-Engagement. Es ist hinreichend bekannt, dass die Arbeitslosenstatistik nicht die reale Situation widerspiegelt, sondern eine einzige Ablenkung vom Versagen der Arbeitsmarktpolitik darstellt.

Ich erlaubte mir dann, über die Webseite der Bundesregierung unsere Kanzlerin anzufragen, was sie künftig zu tun gedenkt für meine Klientel. Ich habe sehr direkt ausgedrückt, wie sich mit Sicherheit viele Menschen in meiner Lage fühlen (derer es viele gibt) und erhielt eine niederschmetternde und erwartet ignorante Antwort.

Ich fühle mich aktuell altersdiskriminiert, da man mir keine wahre Perspektive aufzeichnen kann, meine Erwerbstätigkeit mit meinen 55 Jahren wenigstens bis zum offiziellen Renteneintritt mit 67 fortzuführen und meine Rente wenigstens ein klein wenig über der Armutsgrenze zu erarbeiten; weil weder Lebens- noch Berufserfahrung im Bewerbungsprozess gewürdigt werden und darüber hinaus der womöglich hohe Kostenfaktor wegen meines Alters in Branchen mit anzuwendenden Tarifverträgen eine Einstellung verhindert.

Link: Commerzbank: Chef des Aufsichtsrats mit 71
Quelle: Mail an die Redaktion

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