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Köln, Venloerstr.: Advent, Advent, kein Lichtlein brennt

Oceanside, 2012 Foto: H.S.

16.12.2013 - von H.S.

Kein Stern leuchtet. Entlang der Venloerstraße in Ehrenfeld ist es dunkel. Zum ersten Mal seit 20 Jahren hat Ehrenfeld keine Weihnachtsbeleuchtung. Die Schuldigen dafür sind bei vielen Ehrenfeldern schnell gefunden. Die von der Moschee, die wollen dat nit. Unsinn!!

Es liegt, wie so oft, am Geld. Dazu muss man wissen: Mit der leuchtenden Einstimmung auf Weihnachten hatte die Stadt Köln nichts zu tun. Die Ehrenfelder Weihnachtsbeleuchtung war ein Dankeschön der Interessengemeinschaft der Ehrenfelder Geschäftsleute an ihre Kundschaft. Die IG. hatte die schönen, klassischen Sterne auf eigene Kosten gekauft, gelagert und dafür gesorgt, dass sie im Dezember an den Straßenlaternen auf- und wieder abgehangen wurden. Das war selbst den Anrainern der Hohe Straße nicht ein einziges Mal gelungen. Den Strom sponserte die GEW bzw. die RheinEnergie AG.

Warum in diesem Jahr alles anders ist
Das kam so: Nach Aschermittwoch (!) 2013 liegt bei der Interessengemeinschaft ohne jede Vorwarnung eine Stromrechnung von der Rheinenergie für die Weihnachtsbeleuchtung im Jahr 2012 in Höhe von 3.500 Euro im Briefkasten. Die IG bezahlt zähneknirschend. Und versucht, in Gesprächen mit der Rheinenergie, die Kosten der Weihnachtsbeleuchtung für das Jahr 2013 z.B. durch kürzere Leuchtzeiten zu senken.

Aber die Rheinenergie lässt sich darauf nicht ein. Die Aktiengesellschaft, deren Geschäftsbericht für 2012 eine Bilanzsumme von 2.344 Millionen und ein Unternehmensergebnis von 171.675.858 Millionen Euro ausweist, will sich mit keiner müden Mark noch länger an der Weihnachtsbeleuchtung beteiligen. Dabei gehören zum Unternehmen auch drei steuerbegünstigte Stiftungen, die mit einem Stiftungskapital von insgesamt 57 Millionen Euro ausgestattet sind.

Davon hat die Kulturstiftung 15 Millionen. Mit den Erträgen des Kapitals unterstützt sie “Kooperations- und Netzwerkprojekte privater Initiativen, die der Vermittlung von Kunst und Kultur dienen“ und die kulturelle Vielfalt fördern, weil „es gilt, sie zu bewahren, zu vermehren und an nachfolgende Generationen weiterzuvermitteln“.

Dass Advent Hoffnung bedeutet und Licht diese Hoffnung symbolisiert, gehört zur hiesigen Kultur. Weiß man das bei der Rheinenergie nicht mehr? Und gilt der Zusammenschluss von Ehrenfelder Geschäftsleuten, die diese Kultur bewahren und an nachfolgende Generationen weitervermitteln wollen, etwa nicht als private Kooperationsinitiative, die von der Kulturstiftung gefördert werden kann? Und ist es nicht allerschlechtestes Benehmen, wenn Strom, der zwei Jahrzehnte lang gesponsert wurde, ohne Vorankündigung plötzlich in Rechnung gestellt wird?

Die Interessengemeinschaft, der 38 von 250 Geschäften und Großfilialisten angehören, bezahlt also die Rechnung von 3.500 Euro und stellt fest, dass sie diese Summe allenfalls noch zwei Jahre aufbringen könnte. Die Konsequenz aber wäre: Es bliebe nicht mehr genug Geld übrig für die Organisation des jährlichen Venloer-Straßenfestes.

Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft, Werner Binz, gibt aber so schnell nicht auf. Er hat die Hoffnung, das Geld für den Strom der Weihnachtsbeleuchtung 2013 bei den Geschäftsleuten an der Venloer sammeln zu können. Wie sich herausstellt, ist das ein schwieriges Unterfangen. Die zahlreichen Handy- und Billigklamottenläden sind nicht interessiert, und die großen Filialisten auch nicht. Mitunter werden die ehrenamtlichen Werber für die Weihnachtsbeleuchtung sogar mit Schimpf und Schande aus den Geschäften gejagt.

Die Venloer ohne Weihnachtsbeleuchtung ist ein trauriger Anblick!
Die Kalker Hauptstraße strahlt auch in diesem Jahr in festlichem Glanz. Und der Eigelstein. Und die Deutzer Freiheit. Und die Dürener Straße.

Link: Köln: Keine Bank nach Sanierung der Venloerstraße
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung