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SeniorInnen und kriminalpräventive Maßnahmen

Bologna, 2006 Foto: H.S.

11.12.2013 - von G.F.

Der Bremische Landtag hat sich im September 2013 mit dem
Thema „Einbruchskriminalität“ beschäftigt. Das ist für die älteren Menschen ein wichtiges Thema, greift aber für sie nicht weit genug. Sie fühlen sich nicht nur durch Einbrüche
in ihre Häuser und Wohnungen bedroht, sondern auch von Dieben, Neppern und Bauernfängern, die mit vielerlei Tricks, oft auch zudringlich und gewalttätig, an Haustüren, auf stilleren Gehwegen in Grünanlagen, aber ebenso mitten in der Stadt im Getümmel leichte Beute vermuten.

Im Antrag der CDU an den Bremischen Landtag vom
13.08.13 heißt es, es solle „ein ressortübergreifendes Handlungskonzept Stopp der Straftaten gegen ältere Menschen
entwickelt werden“, „um ein besseres Ineinandergreifen der einzelnen Maßnahmen zu koordinieren“. Das klingt erst einmal gut. Ebenso nachvollziehbar ist die Forderung, „neue präventive Ansätze“ zu schaffen, „damit Senioren Gefahren besser erkennen und einschätzen können“. Auch gegen den Wunsch, dass Ältere und Behinderte einen „zuverlässigen Ansprechpartner haben“ sollten, „der für sie stets erreichbar ist, um ihnen bei Fragen zu helfen“, ist nichts einzuwenden. In diesem Zusammenhang ist auch
der Vorschlag gut, pensionierte Polizeibeamte dafür zu gewinnen, ehrenamtlich die Seniorinnen/Senioren dort, wo sie häufig zusammenkommen, mehr oder weniger regelmäßig zu besuchen und über die aktuellen Kriminalitätsformen zu informieren, z.B. in den Begegnungsstätten.

Allerdings bleibt die Frage, wie viele SeniorInnen man dort erreicht. Wir wissen, dass es etliche alleinstehende ältere Menschen gibt,die sich nicht mehr so gerne in die Öffentlichkeit trauen. Außerdem werden bei der Stadt Überlegungen angestellt, auch bei den Begegnungsstätten zu sparen.

Es gibt ebenso ein allgemeines Problem mit Informationsveranstaltungen. Zu dieser Strategie wird gerne gegriffen, wenn es um die Wahrung der Rechte oder um den Schutz alter Menschen geht. Die Alten werden immer noch von der breiteren Öffentlichkeit als „ fit und aktiv“ gesehen, doch dieses Bild gilt eben nicht pauschal. Es gibt sehr viele alte Leut´, die gesundheitlich angeschlagen sind und unter körperlichen und geistigen Einschränkungen und seelischen Belastungen leiden.

Deshalb muss bei einem Handlungskonzept berücksichtigt werden, dass sich Seniorinnen/Senioren nur nach dem Zustand ihrer Gesundheit und nach dem Grad ihrer Alltagskompetenz selbst schützen oder schützen lassen. Wer z.B. unter seiner Einsamkeit leidet, vergisst schnell die kriminalitätspräventive Fortbildung, wenn ein freundlicher Besucher vor der Tür steht. Wer gehbehindert und von Natur aus freundlich und zurückhaltend ist, wird im Ernstfall kaum noch das Telefon erreichen, um Hilfe rufen zu können, und bei Aufregung schwindet auch leicht die Erinnerung an die richtigen Verhaltensstrategien.

Lässt sich denn überhaupt die Situation verbessern? Ganz gewiß!

• Trotz aller Bedenken bleibt kriminalpräventive Information ein wichtiger Punkt zum Selbstschutz.

• Der Gedanke, pensionierte Polizeibeamte für die ehrenamtliche Mitarbeit zu begeistern, sollte umgesetzt werden. Vielleicht könnte hier ein entsprechendes Projekt der Seniorenvertretung helfen.

• Dieses Projekt sollte mit der „Aufsuchenden Altenarbeit“ vernetzt werden.

• Die Schließung von Begegnungsstätten sollte ausgesetzt werden, mindestens so lange, wie Geld für unwesentliche Projekte ausgegeben wird, z.B. für Fahrradschnellwege oder Straßenumbau dort, wo eigentlich die Straßenverkehrsordnung zur Regelung des Verkehrs ausreicht.

• Auch ein größerer Personalstand der Polizei wäre ein sinnvoller, wenn auch ein mit Kosten verbundener Schritt. Die CDU verlangt zu Recht, die „Senioren sollen einen zuverlässigen Ansprechpartner haben, der für sie stets erreichbar ist, um ihnen bei Fragen zu helfen.“ Nehmen wir z.B. einen Einbruch an. Da soll es häufig sehr, sehr lange dauern, bis Polizeikräfte erscheinen. Es wird zwar stets auf die Traumatisierung der Betroffenen hingewiesen, aber wenn erst am nächsten Tag Hilfe kommt, kann gerade die Belastung für Ältere recht hoch ausfallen.

• Man sollte sich auch nicht scheuen, den Vorschlag der Seniorenvertretung umzusetzen (vgl. „Durchblick“ Nr.162,
S.7), nämlich das Strafmaß für solche Täter/-innen empfindlich und nachhaltig zu erhöhen, die sich an wehrlosen Menschen mit eingeschränkter Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit vergreifen.

Die Bremer Seniorenvertretung hofft, dass der Landtag ein akzeptables Konzept kriminalpräventiver Maßnahmen fordert und die zuständigen Stellen bei der Erstellung die Bremer SV von Anfang an einbeziehen.
GF

Link: +++Vorschläge zur Pflegereform der LSV Bremen
Quelle: Durchblick 167, Dezember 2013