Jugendwahn der hiesigen Unternehmen

26.11.2004 - von Angelika Langenbeck

Noch ne Untersuchung, die nix ändert: In der Bundesrepulik werden bekanntlich deutlich weniger ältere Arbeitnehmer beschäftigt als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW Mannheim) hat die Einstellung von Personalverantwortlichen gegenüber den sog. Oldies unter die Lupe genommen.
Es stellte fest: Vorurteile in bezug auf Leistungsfähigkeit und Engagement der über 50 Jährigen gibt’s nicht – im Gegenteil: „Insgesamt ist das Image der Älteren nicht schlechter als das der Jüngeren“, so der Autor der Studie und Volkswirt Thomas Zwick.

Dieses positive Ergebnis hat allerdings bis heute nicht dazu geführt, dass Unternehmen den Anteil der Beschäftigten über 50 erhöht hätten.
Ob der Anteil der über 50Jährigen in einem Unternehmen groß oder klein ist, hängt laut ZEW- Studie primär von den betrieblichen Charakteristika, wie Alter des Betriebes oder Vorhandensein eines Betriebsrates ab. (Hä? Die Betriebsräte haben doch mit an vorderster Front dafür gesorgt, dass die älteren in die Frührente gedrängt wurden!)

Nach 1990 gegründete Betriebe beschäftigen angeblich erheblich weniger Ältere, während Unternehmen, die länger bestehen, wesentlich mehr ältere Beschäftigte haben sollen.

Herr Zwick meint, dass jüngere Chefs Gleichaltrige bevorzugen. So wird in Betrieben mit technisch neuestem Stand überwiegend mit den Jüngeren gearbeitet. Diese sollen, so der mögliche Grund, oft das beste Know-how besitzen.

Insgesamt wird beklagt, dass, geht es um Neueinstellungen, eine „krasse Fixierung auf junge Leute“ vorherrscht, wobei über 40 jährige Bewerber weitgehend aussortiert werden. Branchen wie Verlage, Unternehmensberatung, Werbewirtschaft wollen nur junge Mitarbeiter. Es gibt nur einige wenige Unternehmen wie die Supermarktkette Netto oder das schwäbische Ingenieurbüro Fahrion, die auf ein altersgemischtes Mitarbeiterteam großen Wert legen und auch sehr gute Erfahrung machen.

Quelle: Frankfurter Rundschau, 26.11.04