Diskriminierung melden
Suchen:

Münchner Pflegestammtisch aufgelöst

19.10.2010

Wie die Redaktion Forum Sozialstation mitteilte, wird der vom Pflegeexperten Claus Fussek begründete Münchner Pflegestammtisch künftig nicht mehr stattfinden. Fussek und die Sozialpädagogin Christiane Lüst haben das Ende der Veranstaltung beschlossen, die seit acht Jahren einmal im Monat Themen rund um die Versorgung hilfebedürftiger Menschen diskutiert hatte. Als Grund nannte Fussek das dramatisch abnehmende Interesse von Politik und Pflegevertretern dramatisch abgenommen. So seien Politiker, Pflegekräfte und Vertreter von Schulen, Pflegeheimen und Gewerkschaft nicht mehr am Pflegestammtisch erschienen. Damit habe der Pflegestammtisch seine Funktion als politische Institution verloren.

Zusammen mit vielen Mitstreiterinnen fordert Fussek die
Einhaltung folgender „Mindestanforderungen für eine menschenwürdige Grundversorgung“,in einem Land, das den Anspruch hat, die Menschenrechte besonders zu achten, selbstverständlich sein müssen:
1.
Jeder pflegebedürftige Mensch muss täglich seine Mahlzeiten und ausreichend Flüssigkeit in dem Tempo erhalten, indem er kauen und schlucken kann.
2.
Magensonden und Infusionen als sogenannte pflegeerleichternde und damit pflegevermeidende Maßnahme sind menschenunwürdig und eine Körperverletzung.
3.
Jeder muss täglich so oft zur Toilette gebracht oder geführt werden, wie er es wünscht (Windeln und Dauerkatheter als pflegeerleichternde Maßnahmen sind
menschenunwürdig und Körperverletzung).
4.
Jeder muss täglich (wenn gewünscht) gewaschen, angezogen, gekämmt werden und sein Gebiss erhalten.
5.
Jeder muss (auf Wunsch) täglich die Möglichkeit haben, sein Bett zu verlassen und an die frische Luft kommen.
6.
Jeder muss, wenn es schon Doppel- und Mehrbettzimmer gibt, wenigstens die Möglichkeit haben, den Zimmerpartner zu wählen oder abzulehnen.
7.
Jeder muss die Möglichkeit haben, in seiner Muttersprache zu kommunizieren. Trösten, Zuwendung, Zuhören, geduldig in den Arm nehmen dürfen nicht als „Kaviarleistungen“ abqualifiziert werden, „die man nicht abrechnen kann“ .
8.
Schließlich das finale Gebot: Jeder pflegebedürftige Mensch muss die Sicherheit haben, dass ihm in der Todesstunde wenigstens jemand die Hand hält, vielleicht auch ein Gebet spricht, damit er nicht allein und einsam
sterben muss.

Voraussetzung zur Realisierung dieser Forderungen ist selbstverständlich, dass es genug verständnisvolle, engagierte, fachlich und menschlich qualifizierte Pflegekräfte gibt. Die müssen auch so bezahlt werden, dass sie davon ordentlich leben können und unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten.

Link: Skandal: Pflege-Mindestlohn 8.50 West, 7.50 Ost…
Quelle: Forum aktuell 19/2010

Weitere Artikel, nach dem Datum ihres Erscheinens geordnet, zum Thema Pflege:
04.10.2010: Pflege: Flexibilisierung + Leiharbeit
08.09.2010: Alterssurvey: Pflegen kann nur, wer vor Ort ist
03.09.2010: Pflege-TÜV: Hübsche Zimmer reichen nicht

Alle Artikel zum Thema Pflege