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Gesundheitsreform: Sind die Hausärzte schuld?

23.07.2010 - von Hanne Schweitzer

Inzwischen haben wir ja erfahren, dass die Hausärzte die Unersättlichen bei der Gesundheitsreform sind. Bisher war schon den Patienten, der Pharmaindustrie, dem demografischen Wandel die schuld gegeben worden an den Defiziten und dem "Kostendruck", zur Zeit sind die Hausärzte dran. Weil sie nicht zurückstehen wollen im Geldverteilungssystem Gesundheitswesen. Das machen die Hausärzte nicht. Am 21.7.2010 wurde nicht der Geschäftsführer, nein, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, Eberhard Mehl wurde in der Presse mit den Worten zitiert: "Diese Entscheidung wird viele Menschenleben kosten in der Region." Obwohl die wespenfarbige Regierung noch gar keine Enscheidung getroffen hat, droht er weiter: Sollte die Vergütung der Hausärzte durch die Kassen begrenzt werden (begrenzt, nicht etwa gesenkt!), wird "ein Landkreis nach dem anderen zusammenbrechen". Der Ärztefunktionär weiter: "Das Wasser steht einem bis zum Hals, jetzt versucht die Regierung, den Wasserhahn aufzudrehen".

Wasser bis zum Hals??? Schaun wir mal.

20.160 Allgemein- und Praktische ÄrztInnen hatten 2007 aus selbstständiger ärztlicher Tätigkeit je PraxisinhaberIn
im Durchschnitt Einnahmen von 234.000 €. Davon gingen ab: Aufwendungen in Höhe von 52,9 Prozent der Einnahmen. Der durchschnittliche Reinertrag lag bei 110.000 Euro.*

In den 6.371 Gemeinschaftspraxen von Allgemein- und Praktischen ÄrztInnen wurde mehr verdient. Einnahmen 222 Euro, davon ab: 43,6 Prozent Ausgaben, bleibt, wegen der geringeren Ausgaben, ein Reinertrag von 125.000 Euro pro Jahr. Abzüglich Steuern.*

Beim verbal-medialen Heck-Meck, das die Gesundheitsreform begleitet, und allen Vorsitzenden aus allen Branchen des Gesundheitswesens die Möglichkeit gibt, Interviews zu geben, meldete sich im Januar 2010 der Vorstandschef der AOK-Rheinland-Hamburg, Wilfried Jacobs zu Wort. Er schob, schon "damals", den Hausärzten die Schuld für Beitragserhöhungen in ihre nicht immer weißen Schuhe und warnte vor einem Vertragsabschluss, der den Hausärzten die Abrechnung von Phantompatienten gestatten könnte.

* Gesund­heits­bericht­erstat­tung des Bundes 2007

Mehr dazu unter:

Link: Phantompatienten, Gesundheitsreform, Kopfpauschale: Her mit dem Geld
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung