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PricewaterhouseCoopers verleiht Transparenzpreis

31.12.2009 - von Hanne Schweitzer

Ausgerechnet PricewaterhouseCoopers verleiht einen Transparenzpreis und versucht, ohne rot zu werden, den Begriff "Transparenz" mit PricewaterhouseCoopers-Ideen zu besetzen. Als Sinn dieser Sache gibt das Unternehmen, das sich selbst als Wirtschaftsprüfungsunternehmen bezeichnet, an, "die Berichterstattung möglichst vieler Spendenorganisationen (zu) verbessern und Transparenz für Spender (zu) schaffen." Verbessern" und "schaffen". Hintergrund: Ein Geschäftsfeld von PricewaterhouseCoopers heißt: "Zukunft gestalten in Non-Profit-Organisationen". Der Preis dient also der Kundenpflege und Kundengewinnung, dem Ausbau des Markts im dritten Sektor.

Denn: "Ob privatrechtlich oder öffentlich-rechtlich organisiert - vielen Non-Profit-Organisationen stellen sich ähnliche Fragen zu Rechnungslegung, Steuerpflichten, Organisations- und Prozessoptimierung und strategischem Management wie privatwirtschaftlichen Unternehmen. Gleichzeitig sind die verschiedenen Non-Profit-Organisationen von gesellschaftlichen Entwicklungen auf ähnliche Art und Weise betroffen, sei es in Hinblick auf die demographische Entwicklung, die zunehmende Ökonomisierung der sozialen Arbeit oder sich wandelnde Finanzierungs- und Förderstrukturen von Seiten der öffentlichen Hand."

Die Gewinner des Transparenzpreises wurden von einer vierköpfigen Jury ermittelt. Am 19.11.2009 rangierte auf dem ersten Platz des "Transparenzpreises 2009 für Spendenorganisationen von PricewaterhouseCoopers" - die Deutsche Welthungerhilfe Diese vereinsrechtlich organisierte Hilfsorganisation informiert ihre Spender nach Meinung eines Analyseteams von der Uni Göttungen und der vierköpfigen Jury "in vorbildlicher Weise über Ziele, Aktivitäten und Finanzlage." Das Preisgeld belief sich auf 15.000 Euro.
Für die Deutsche Welthungerhilfe sind das Peanuts. Im Jahr 2008 hatte der Verein (es gibt auch eine eigene Stiftung), insgesamt 147,4 Millionen Euro zur Verfügung. Davon stammten 37,1 Millionen aus Spenden, der Rest, also 110,3 Millionen Euro, waren Steuergelder. Die größten Batzen kamen von der Europäischen Union, vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und vom Welternährungsprogramm (WFP).

Platz zwei, von PricewatershouseCoopers-Preisgeld mit 10.000 Euro ausgestattet, "errang"(!) World Vision Deutschland. World Vision Deutschland nennt sich "christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Katastrophenhilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit." Dabei umschreibt das Wort "Anwaltschaftsarbeit" die vom christlichen Hilfswerk betriebene Lobbyarbeit bei den Entscheidungsträgern in anderer Herren Länder. World Vision Deutschland wurde 1979 gegründet und investierte im Finanzjahr 2008 knapp 80 Millionen Euro in diverse Projekte. Das Geld kam vom Auswärtigen Amt, von der Europäischen Union und vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), also von den Steuerzahlern.

Den dritten Platz des Transparenzpreises mit je 5.000 Euro Preisgeld teilten sich "Brot für die Welt", "Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe" und die "Stiftung Menschen für Menschen".

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2618
Quelle: Nachrichtendienst Bürgergesellschaft 96. Ausgabe