20.11.2009 - von Hanne Schweitzer
Frau Lorenzi sucht Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Ihr Stein des Anstoßes heißt: Direktversicherungen und das, was die Rot/Grüne Koalition daraus gemacht hat. Direktversicherte wissen, was gemeint ist: Erheblicher Geldverlust für sie im Alter.
Frau Lorenzi hat die Faxen dicke. Sie begnügt sich nicht mit Klagen. Sie hat sich an Berufspolitiker gewandt, Promis angeschrieben und Report Mainz, sie machte mit bei http://www.direktzurkanzlerin, und sie hält den Petitionsbazar im Auge. Beim Sozialgericht in Karlsruhe steht derzeit noch ein Urteil in Sachen Direktversicherung aus. Wenn Sie verliert, weiß sie, was sein wird: "Ich werde weiterkämpfen".
Frau Lorenzi sucht mit Unterstützung des Büros gegen Altersdiskriminierung MitstreiterInnen. Sie ist wild entschlossen, die unsoziale Regelung zu kippen. Zum Beleg des unsozialen dieser Regelung führt sie ein Rechenbeispiel an: Geht man aus von einer Versicherungssumme von 48.000 Euro, die - zu heutigen Konditionen - mit 2,5 % angelegt ist, ergibt das eine Rendite von 1.200 Euro im Jahr, d.h. 100 Euro im Monat. Mein Krankenkassenbeitrag beläuft sich derzeit auf 70 Euro!! Das kann man unkommentiert stehen lassen!!
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Hier der Brief, den Frau Lorenzi schrieb und zwar an:
Bundespräsident Horst Köhler;
CDU, Frau Bundeskanzlerin Merkel;
SPD, Frank-Walter Steinmeier;
FDP, Dr. Guido Westerwelle;
Die Grünen, Claudia Roth;
Die Linke, Dr. Gregor Gysi;
Deutscher Bundestag, Petitionsausschuss;
Redaktion Hart aber Fair;
Redaktion Stern TV;
Redaktion Monitor;
Redaktion Frontal 21;
Redaktion Maybrit Illner;
Zeitschrift Der Spiegel;
Zeitschrift Focus;
Zeitschrift Stern
und an ihre Krankenkasse (Barmer Ersatzkasse, Wuppertal), bei der sie selbstverständlich im Widerspruch gegen sämtliche Zahlungen ist.
Verehrter Herr Bundespräsident,
in einer verzweifelten Lage wende ich mich heute an Sie und appelliere sehr an das Rechtsverständnis, die Gerechtigkeit und Gleichbehandlung in unserem Rechtsstaat. Ich fasse zusammen: Ich (nicht mein Arbeitgeber!!) habe 1979 eine Lebensversicherung abgeschlossen, im Jahr meiner Scheidung, durch die für mich ein ewig währender monetärer Kampf eingeläutet wurde. Um wenigstens einen etwas freundlicheren Lebensherbst zu planen, habe ich mir, eher mühsam, die Lebensversicherung von meinem geringen Einkommen abgezweigt. Zu keinem Zeitpunkt wurde die LV von einem Arbeitgeber finanziert!!
Ich habe einen tollen Sohn in dieser Zeit alleine großgezogen, was auch Einschränkung und Entbehrung bedeutete, es sei aber nur am Rande erwähnt.
Vor vier Jahren hatte ich eine Herzoperation, seit der ich nun - bedauerlicherweise - in die Erwerbsunfähigkeit geraten bin. Da meine Rente ohnehin sehr klein ausgefallen wäre, beträgt sie heute 740 Euro. Da man als Erwerbsunfähiger Abschläge auf die Zahlungen hat, bin ich bereits hier genügend bestraft dafür, dass ich leider nicht mehr fähig bin, acht Stunden am Tag zu arbeiten und damit mein Leben selbst zu finanzieren. Meine gut vorbereitete Planung geht nicht mehr auf - eigentlich hätte mir die Lebensversicherung eine knapp bemessene, jedoch gerade ausreichende Zuzahlung bedeutet.
Ich musste, aufgrund der jüngsten Gesetzesänderung meine Lebensversicherung früher als geplant zur Auszahlung bringen, da ich eine erhebliche Summe an Krankenkassenbeiträgen aus dieser Versicherung bezahlen soll und zwar aus heutiger Sicht in Höhe von 70 Euro. In fünf weiteren Jahren, zum offiziellen Ablauf, wären das ungefähr 100 Euro gewesen!! Den ausgezahlten Betrag habe ich fest angelegt, um zumindest annähernd einen ähnlichen Betrag wie im Vertrag vereinbart zu generieren, wenn ich in fünf Jahren 65 Jahre alt sein werde.
Ganz abgesehen davon, dass ich bereits ca. 50 Euro im Monat für medizinische Leistungen aufbringen muss, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, kommen jetzt noch 70 Euro hinzu. In Summe habe ich demnach eine Belastung für Krankenkasse und Eigenbeteiligungen in Höhe von 120 Euro, was 50 %, also die Hälfte, der Summe entspricht, die ich - abzüglich aller laufenden Kosten im Monat - zum Leben (Essen, Kleidung, Fahrtkosten etc.) zur Verfügung habe.
Die über 10 Jahre zu zahlenden 70 Euro entsprechen in Summe etwa einem Sechstel (!!) der gesamten Summe der ausgezahlten Lebensversicherung.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich während eines Großteils der Laufzeit die Lebensversicherung aus versteuertem Rest-Einkommen bezahlt habe, von dem die Krankenversicherungsbeiträge bereits abgezogenen waren, handelt es sich bei der jetzigen Forderung eindeutig um eine Doppelbezahlung von Krankenkassenbeiträgen, wie kann man da von "Recht-Sprechung" reden???
Da ich bereits, soweit meine Kräfte dies zulassen, ein paar Euro hinzu verdiene um über die Runden zu kommen, sind hier meine Möglichkeiten ausgeschöpft.
Darüber hinaus quälen mich noch weitere Fakten, erstens muss ich diese KV-Beiträge nur deshalb bezahlen, weil meine LV zeitweise - weit weniger als 1/3 der gesamten Laufzeit eine Direktversicherung war. Zweitens bin ich als "normaler Angestellter" pflichtkrankenversichert gewesen (ein Privatkrankenversicherter, also der "Besserverdienende, zahlt KEINE Krankenkassenbeiträge bei Auszahlung seiner LV). Drittens ist diese Gesetzesänderung erst vor ein paar Jahren entstanden, es war mir also zu keinem Zeitpunkt möglich, diesen Umstand zu vermeiden, indem ich meine LV nicht zur Direktversicherung umgewandelt hätte.
Mein bitteres Fazit ist, dass es nur die Klein- und Geringverdiener betrifft, jedoch nicht die ohnehin gut Situierten. Selbst wenn es einen davon auch beträfe, hätte er von vorn herein ein Einkommen, wo eine solche Regelung nicht so schmerzhaft wäre. Die hauptsächlich betroffene Zahl von Personen hat bereits genug zu kämpfen. Für einen Erwerbsunfähigen wie mich kommt erschwerend hinzu, dass ich genug gestraft bin mit einem kaputten Herzen, was mir die Teilhabe in der Gesellschaft nicht mehr erlaubt. Dass eine solche Situation meine physische und psychische Kondition in einem ernsthaften Maß beeinträchtigt ist ein zusätzlicher Effekt, der letztendlich als Bumerang zur Krankenkasse zurück führt.
Es wäre unendlich wohltuend, wenn es ein Einsehen der Verantwortlichen gäbe und eine gleichberechtigte Entscheidung für alle Bürger Deutschlands fallen würde. Eine Rücknahme dieses widersinnigen Gesetzes, dessen soziale Auswirkung noch gar nicht greifbar ist, sieht man von der Lukrativität für die Krankenkassen ab, wäre eine Erleichterung für eine große Anzahl Menschen in einer ähnlichen Situation wie der meinen.
Fakt sind nur immense Einnahmen der Krankenkassen von einer dreist getäuschten Zielgruppe, die mit bester Absicht glaubte, für ihre Zukunft vorgesorgt zu haben. Wie ich finde, handelt es sich hier um Betrug am ohnehin benachteiligten Bürger.
Mit freundlichen Grüßen
Lorenzi
Von allen, weiter oben aufgezählten angeschriebenen Personen antwortete nur eine: Dr. Gregor Gysi, Die Linke, bzw. sein persönlicher Referent, Herr Liehmann. Frau Lorenzi sagt: "Auch ein zweiter Brief - nach dem Regierungswechsel - wurde sofort beantwortet. Ich habe auch ein längeres Gespräch mit Herrn Liehmann geführt, der mir bestätigte, dass diese Entscheidung eine bewußt gewollte ist."
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