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Umfrageskandal in den USA: Welche Firmen sind betroffen?

USA - 29.04.2025 - von Marktforschung.de hg

Acht Personen sind in den USA angeklagt worden, Umfragebetrug in Höhe von 10 Millionen Euro begangen zu haben. 74 Firmen werden bislang als Geschädigte genannt, darunter zahlreiche Universitäten, Beratungshäuser und Marktforschungsinstitute, was die Vermutung nahelegt, dass die Zahl der betroffenen Unternehmen noch deutlich größer ist.

Den acht Angeklagten wird vorgeworfen, sogenannte „Ameisen“ rekrutiert zu haben, das heißt Personen, die vorgaben, legitime Umfrageteilnehmer zu sein und eine geringe Gebühr dafür erhielten, an Umfragen als Fake-Personen teilzunehmen. Einige der Angeklagten sollen dabei selbst als „Ameisen“ fungiert und dafür eine nicht unerhebliche Vergütung bekommen haben. Die acht Angeklagten tauschten untereinander Anweisungen und Tipps aus, wie zum Beispiel Anleitungen zur Beantwortung von Fragen oder wie man mittels VPN-Diensten (Virtual Private Network) seine IP-Adresse verschleiern kann.
74 geschädigte Unternehmen sind bislang bekannt

Bislang geht das Gericht von 74 Unternehmen aus, die durch das Treiben der beiden US-Institute Slice MR und Op4G zu Schaden gekommen sein sollen. Dazu werden in der Anklageschrift weitere zehn Unternehmen als potenzielle Geschädigte genannt. Darunter finden sich sowohl hierzulande bekannte Marken wie Black & Decker oder Google als auch zahlreiche Universitäten wie die University of North Carolina – Chapel Hill, die University of Maryland oder die Northwestern University.
Dunkelziffer der betroffenen Unternehmen wahrscheinlich sehr viel größer

Für einen Felddienstleister nicht ungewöhnlich, versammeln sich auf der Liste aber auch viele Marktforschungsinstitute aus den USA wie Antares Advisors, Applied Marketing Science, Fuel Cycle oder Lux Insights, denen Slice MR zugearbeitet hat. Daneben gibt es auf der Liste zahlreiche Beratungshäuser wie Forerunner Strategy, FoodService IP oder die Market Strategy Group. Das legt die Vermutung nahe, dass die Anzahl der durch Slice MR geschädigten Firmen deutlich größer als 74 sein dürfte, da die beiden letzteren Branchen in der Regel als Dienstleister für weitere Auftraggeber fungiert haben dürften.
Ehemalige Partner gehen auf Distanz

Es ist daher kein Zufall, dass sich etablierte Panelnetzwerke wie Cint, die mit vielen nationalen und internationalen Betreibern von Online-Panels zusammenarbeiten, bereits öffentlich von Slice MR und Op4G distanzieren. So äußerte sich der CEO von Cint, Patrick Comer, vor wenigen Tagen auf LinkedIn, dass man zwar bis April 2021 mit dem angeklagten Unternehmen Op4G zusammengearbeitet hätte, dieses aber aufgrund von Qualitätsgründen aus dem Cint-Pool entfernt wurde.

Mitgliedschaft im Marktforschungsverband wird ausgesetzt

Auch der amerikanische Marktforschungsverband The Insight Association hat trotz der Unschuldsvermutung im amerikanischen Rechtssystem bereits reagiert und die laufenden Mitgliedschaften von Slice MR und dem ebenfalls beteiligten Institut SNWare Research bis auf Weiteres ausgesetzt. Das Vorgängerunternehmen Op4G war kein Mitglied in dem Verband.
Suspendierung bei Esomar

Auch bei ESOMAR, der internationalen Vereinigung der Marktforschenden, waren sowohl Slice MR wie auch damit verbundene Personen, Mitglied. Der Esomar-Rat hat nun in einer außerordentlichen Sitzung entschieden, sowohl Slice MR wie auch die angeklagten Personen von ihrer Mitgliedschaft so lange zu suspendieren, bis das endgültige disziplinarische Ergebnis vorliegt.


veröffentlicht am 24.04.2025 // hg bei Link

Quelle: Marktforschung.de