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Empirische Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit höherem Einkommen eine höhere Lebenserwartung haben und länger ohne Pflegebedarf leben

Foto: H.S.

05.02.2025 - von Johannes Geyer, Peter Haan

Mit der demografischen Entwicklung in Deutschland steigen auch die Herausforderungen für das Renten- und das Pflegesystem. Die finanzielle Stabilität der Systeme muss gewährleistet werden, ohne die Sicherungsfunktion der Renten- und Pflegeversicherung zu gefährden. Bei den anstehenden Reformen muss berücksichtigt werden, dass die Lebenserwartung und das Pflegerisiko systematisch vom Einkommen abhängen. Empirische Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit höherem Einkommen eine höhere Lebenserwartung haben und länger ohne Pflegebedarf leben. Dies führt zu einer Umverteilung in der Rentenversicherung zu Lasten von Menschen mit geringen Einkommen. Zukünftige Rentenreformen sollten daher vom System der Beitragsäquivalenz abweichen, um die Sicherungsfunktion für Menschen mit geringen Einkommen zu stabilisieren. In der Pflege würde die Einführung einer Bürgerversicherung, also der Zusammenführung von privater und gesetzlicher Pflegeversicherung, zu einem Ausgleich führen, da das Pflegerisiko von privat Pflegeversicherten deutlich geringer ist als das von gesetzlich Versicherten.

Der demografische Wandel ist eine der zentralen Herausforderungen für Deutschland in den kommenden Jahren. Ein wesentlicher Faktor für die Alterung der Gesellschaft ist die steigende Lebenserwartung. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland, nimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich zu. Zwar hat sich der Anstieg seit Beginn der 2000er Jahre etwas verlangsamt, aber er liegt immer noch bei etwa 0,1 Jahren pro Jahr. Am aktuellen Rand hat die Corona-Pandemie zu einem leichten Rückgang geführt, für die Zukunft wird jedoch ein weiterer Anstieg erwartet. Die Lebenserwartung bei Geburt beträgt nach der Sterbetafel 2021/23 für Frauen 83,0 Jahre und für Männer 78,2 Jahre.info

Lebenserwartung ist abhängig von Bildung und Einkommen

Diese Berechnungen gelten allerdings nur für den Durchschnitt der Bevölkerung. Die Lebenserwartung und ihr Anstieg unterscheiden sich deutlich zwischen verschiedenen Gruppen. Neben dem Wohnort (Region) und dem Geschlecht sind Bildung und Einkommen zentrale Merkmale, nach denen sich die Lebenserwartung unterscheidet. Diese Unterschiede lassen sich anhand der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im DIW Berlin quantifizieren (Abbildung 1).info

Die Wahrscheinlichkeit, zwischen dem 55. und 76. Lebensjahr zu sterben, liegt für Personen mit niedriger Bildung bei etwa 14 Prozent. Für Personen mit hoher Bildung ist die Wahrscheinlichkeit mit etwa neun Prozent deutlich geringer. Dieses Muster lässt sich für Frauen und Männer gleichermaßen beobachten, ist aber bei Männern stärker ausgeprägt. Deutliche Unterschiede in der Lebenserwartung gibt es auch in Abhängigkeit vom Einkommen. Bei Männern gilt dies für das individuelle Einkommen und das Haushaltseinkommen, bei Frauen nur für das Haushaltseinkommen. Die Hauptursache für den Unterschied zwischen Männern und Frauen liegt in der Erwerbstätigkeit: Frauen mit Kindern unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger, unabhängig vom Bildungsstatus. Zudem arbeiten sie im Durchschnitt weniger Stunden, in der Regel wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, und erzielen dadurch ein geringeres Einkommen.

... weiterlesen bei Johannes Geyer, Peter Haan für DIW aktuell; 104: Sonderausgaben zur Bundestagswahl 2025, 5 S. unter: Link

Quelle: DIW