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22.10.2023 - von Carolyn Wißing
Eine steigende Zahl an Rentnern geht auch im Ruhestand einer Beschäftigung nach. Einige werden wegen der Personalnot von Betrieben angeworben. Andere müssen weiter arbeiten, weil die Rente nicht reicht.
Jeden Morgen um 4.15 Uhr klingelt bei Rentner Egon Wittersheim der Wecker. Der 65-Jährige ist zurück in seinem alten Job bei den Abfallwirtschaftsbetrieben BonnOrange und steuert das 26 Tonnen schwere Biomüll-Sammelfahrzeug durch die schmalen Straßen der Stadt. Nach 28 Jahren kennt er die Tour in- und auswendig.
Eigentlich ist er seit Jahresbeginn in Rente. Doch im April hatte sein Arbeitgeber ihn angeschrieben und gefragt, ob er sich vorstellen könne, für einige Monate auszuhelfen. "Ich hatte zeitlich nichts anderes vor, meine Familie war einverstanden, also habe ich am nächsten Tag angerufen", sagt Wittersheim. Bis Ende des Jahres hat er jetzt einen Vertrag und arbeitet wieder Vollzeit.
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Doppeltes Einkommen als Anreiz
Auch Egon Wittersheim profitiert. Neben seiner Rente hat er zusätzlich das volle Gehalt. Für Frührentner ist zu Jahresbeginn die Hinzuverdienstgrenze weggefallen. Das heißt, die Rente wird nicht mehr gekürzt, wenn ein Gehalt von 6.300 Euro im Jahr überschritten wird.
Das doppelte Einkommen aus Rente und Gehalt soll ein Anreiz sein. Die Bundesregierung hat mit der Reform anerkannt, dass Rentner auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden.
Mehrheit der arbeitenden Rentner mit Minijob
Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland, die weiter arbeiten gehen, nimmt zu. Laut Bundesarbeitsministerium sind aktuell bundesweit 1.123.000 Erwerbstätige älter als 67 Jahre. Ende 2022 waren es noch 56.000 weniger. Die große Mehrheit geht einem 520-Euro-Minijob nach.
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Carolyn Wißing für Tagesschau unter: Link
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