Diskriminierung melden
Suchen:

Deutsch-griechische Beziehungen - Wenn ihr euch erinnert, können wir vergessen

Foto: H.S.

Griechenland - 02.04.2023 - von Rainer Butenschön, Hagen Fleischer

Die Zeitschrift Ossietzky veröffentlicht in ihrer Ausgabe vom 1.April 2023 den Beitrag von Rainer Butenschön:

Offene Rechnungen
Als Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock im vergangenen Jahr Griechenland besuchte, hat sie auch das frühere Foltergefängnis der Nazi-Kommandantur in Athen besucht und am Holocaust-Mahnmal Blumen niedergelegt. Mit Blick auf die Nazi-Verbrechen in Griechenland während der Zweiten Weltkrieges sagte sie: Vielen Deutschen sei »Griechenland als Urlaubsort sehr vertraut, aber zu wenige wissen um das Ausmaß der Schuld, die Deutschland dort im Zweiten Weltkrieg durch die Gräueltaten der NS-Besatzung auf sich geladen hat«. Ihr sei wichtig, die Erinnerung an diese Verbrechen wachzuhalten, weil dies die Voraussetzung einer guten gemeinsamen Zukunft sei. Wörtlich betonte sie: »Die Verantwortung für die eigene Geschichte, die kennen wir, und die hat für uns keinen Schlussstrich.«

Zugleich aber hat Baerbock – wie bislang alle deutschen Regierungsvertreter zuvor – Reparations- und Entschädigungsforderungen für die Zerstörungen und das Leid während der deutschen Besatzung in den Jahren 1941 bis 1944/45 entschieden zurückgewiesen. Dieses Thema sei abgeschlossen. Die griechische Regierung hat dieser Behauptung postwendend entschieden widersprochen.

Zur Erinnerung: Es war Palmsonntag, der 6. April 1941, als die deutsche Wehrmacht in Griechenland einmarschierte, das Land binnen weniger Wochen unterwarf, ein brutales Besatzungsregime errichtete und begann, das Land auszurauben. ...
Weiterlesen in Ossietzky, Ausgabe 7/2023 S.241-243


Okkupation und Widerstand
Im April 1941 eilt die Wehrmacht dem Achsenpartner Italien zu Hilfe, der sich vergeblich um die Einnahme Griechenlands bemüht hatte. Den griechischen Widerstand während der folgenden Besatzungszeit schlagen die Deutschen mit einer Brutalität gegen die Zivilbevölkerung zurück, die in nicht-slawischen Ländern unerreicht bleibt.

Am 28.10.1940 fallen überlegene Truppen des faschistischen Italiens in Griechenland ein, doch wider Erwarten werden die Invasoren weit auf ihre albanische Ausgangsbasis zurückgeworfen. Die überraschenden Siege der Griechen erschüttern den Nimbus von der Unbesiegbarkeit der faschistischen "Achse": die Ablehnung von Mussolinis Ultimatum wird 1945 – als "Tag des Neins" – zweiter griechischer Nationalfeiertag.

Im April 1941 eilt die Wehrmacht dem Achsenpartner zu Hilfe, um die abgekämpften Griechen niederzuzwingen. Ende Mai erobern deutsche Luftlandetruppen den letzten noch unbesetzten Ort: Kreta. Widerstand leisten dort auch große Teile der Zivilbevölkerung – getreu einer jahrhundertealten Tradition. Die verwirrten Angreifer reagieren hart und exekutieren Hunderte von Kretern. Diese "Sühnemaßnahmen" treiben viele der Überlebenden in den bewaffneten Widerstand, als "Andarten" erlangen sie Signalwirkung für das Festland. (Fleischer 1986, S.128 ff.) ...

Beitrag von Prof. Hagen Fleischer weiterlesen bei: Bundeszentrale für politische Bildung vom 17.03.2014 unter: Link 9 Minuten zu lesen

Quelle: BpB