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Gas-Deal mit Katar läuft von 2026 bis 2041, Flugabwehrpanzer schon geliefert

Foto: H.S.

29.11.2022 - von Lorenz Gösta Beutin

"Der Gas-Deal mit Katar ist ein weiterer Sargnagel für die deutschen Klimaziele. Die Gaslieferungen ab 2026 sind wirkungslos für die aktuelle Energiekrise, schaffen aber langfristige Energieabhängigkeit bis 2041 mit einem Land, das Menschenrechte mit Füßen tritt und am blutigen Krieg gegen den Jemen beteiligt ist. Mit dem Aufwand, mit dem die Bundesregierung gerade fossile Infrastruktur ausbaut, verbaut sie sich selbst und nachfolgenden Regierungen jede Chance, die Klimakrise noch rechtzeitig zu stoppen.
Der Klima-Expertenrat hat der Bundesregierung bescheinigt, dass sie die Anstrengungen beim Klimaschutz verdoppeln müsste, würde sie die eigenen Klimaziele einhalten wollen. Leider tut sie das Gegenteil.“
Lorenz Gösta Beutin, stellvertretender Vorsitzender der Partei DIE LINKE zum heute bekannt gegebenen Abkommen über Gaslieferungen von Katar an Deutschland.
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Die TAZ moniert: „Im Windschatten der aktuellen Energiekrise wird eine absurd teure und vor
allem sehr klimaschädliche neue Infrastruktur aufgebaut, die auf viele Jahre bestehen bleibt. Das ist fatal. Angesichts der rasant voranschreitenden Erderhitzung muss der Ausstieg aus fossilen Energien so schnell wie möglich gelingen. Aber das Gegenteil geschieht, wenn Verträge wie der jetzige mit Katar geschlossen werden. Der rasante Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland wird vom grünen Bundeswirtschaftsminister Robert
Habeck mit der prekären Erdgaslage begründet, die den russischen Lieferausfällen geschuldet ist. Es ist richtig, neue Energiequellen zu erschließen. Aber: Der Aufbau einer LNG-Versorgung darf nicht im Modus einer anhaltenden Panikreaktion erfolgen“. Presseschau DLF, 30.11.2022

Die DITHMARSCHER LANDESZEITUNG aus Heide fragt: „Ist das erreicht, was im englischen
Sprachraum als Win-Win-Situation bekannt ist? Wohl kaum. Deutschland ist dabei, in Folge des russischen Einmarschs in die Ukraine einen fragwürdigen – wenn auch günstigen – Geschäftspartner durch einen anderen zu ersetzen, der kaum eine bessere Reputation genießt. Die Erleichterung der Energiewirtschaft ist verständlich, Versorgungssicherheit und ein stabiles Gesamtsystem haben höhere Priorität. Das Geschwätz von wertegeleiteter Außen- oder Wirtschaftspolitik stößt schnell an seine Grenzen, wenn Wohnungen kalt bleiben, weil die
Versorgung stockt oder deren Rechnungen horrende Höhen erreichen“, stellt die DITHMARSCHER
LANDESZEITUNG heraus. Presseschau DLF, 30.11.2022

Das Magazin CICERO gibt zu bedenken: „Flüssiggas ist teurer, es muss für den Transport erst
verflüssigt und dann wieder in Gasform gebracht werden. Diese Umwandlungsprozesse
verbrauchen viel Energie. Was Kosten und Klimabilanz angeht, gibt es daher noch eine bessere Alternative: heimisches Erdgas. Vor allem in Niedersachsen gibt es gewaltige Vorräte an natürlichen Erdgasvorkommen.“ Presseschau DLF, 30.11.2022

Erdgas und Panzer
Deutschland wird ab 2026 relativ geringe Mengen Erdgas aus Qatar erhalten und muss sich auf eine Vertragslaufzeit einlassen, die offen der Energiewende zuwiderläuft. Dies sieht eine Liefervereinbarung vor, die gestern nach langwierigen Verhandlungen mit dem Staatskonzern Qatar Energy erzielt werden konnte. Demnach wird Qatar in vier Jahren beginnen, zwei Millionen Tonnen Flüssiggas im Jahr zu liefern – rund 5 Prozent der Menge, die Nord Stream 1 transportierte. Woher das bis 2026 benötigte Erdgas kommen soll, ist weiterhin unklar. Experten urteilen, bei konsequenter Umsetzung der Energiewende solle eigentlich bereits in fünf Jahren kein zusätzliches Flüssiggas mehr nötig sein. Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, nennt die 15-Jahre-Laufzeit „super“. Der Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Emirat, das die Bundesregierung zur Zeit mit einer Negativkampagne überzieht, findet auch auf anderen Geschäftsfeldern statt. So unterstützen deutsche Rüstungskonzerne Doha beim Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie. Qatar hat aus Deutschland Kampfpanzer und weitere Waffen für Milliardensummen erhalten, darunter Flugabwehrpanzer zum Schutz der Fußball-WM.
Weiterlesen bei German-Foreign Policy unter: Link

Quelle: PM 29.11. Die Linke, DLF, 30.11. German Foreign Policy, 30.11.2022