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Fukushima: Radioaktiv verseuchtes Wasser kommt ins Meer

Foto: H.S. - Hinweisschild im Crabcooker, Laguna Beach, Kalifornien, 2012

28.08.2023 - von Ralf Streck, Ina Sembdner

28.8.2023: Diplomatische Probleme wegen Fukushima
Japan hat am Donnerstag damit begonnen, mit Tritium belastetes Kühl-
wasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer zu leiten. Dies sorgt nun für einen diplomatischen Fallout in Ostasien. China verbot den Import von Meeresfrüchten aus Japan. Und in Südkorea forderten am Samstag Tausende von Demonstranten die konservative Regierung von Präsident Yoon Suk Yeol auf, Massnahmen gegen die Einleitung zu ergreifen. ...
Martin Kölling für NZZ print, S.5

24.8.2023: Die Bundesregierung hat keine größeren Umweltbedenken wegen der bevorstehenden Einleitung von Kühlwasser aus dem zerstörten japanischen Atomkraftwerk Fukushima in den Pazifik
Der Einschätzung der Betreiberfirma Tepco und der japanischen Behörden, dass das Projekt unschädlich für die Umwelt sei, „können wir uns anschließen“, sagte ein Sprecher von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in Berlin. Lemke habe sich im April vor Ort ein Bild gemacht und mit Tepco und Vertretern der Zivilgesellschaft gesprochen. Die Europäische Union hat erst kürzlich ihre Einfuhrbeschränkungen für Lebensmittel aus Fukushima aufgehoben.
Die radiologischen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durch die Einleitung des Wassers in den Pazifischen Ozean seien „vernachlässigbar“, urteilte die Internationale Atomenergie-Organisation.
WELT. print, S. 5


23.8.2023: Japan beginnt mit Einleitung von radioaktiv verseuchtem Wasser aus havarierten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer
Am Dienstag morgen fiel in einer Kabinettssitzung die Entscheidung: An diesem Donnerstag soll mit der (für 30 Jahre geplanten) Einleitung von radioaktivem Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima 1 in den Pazifischen Ozean begonnen werden. Premierminister Kishida Fumio kündigte die Verklappung der rund 1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser an – falls Wetterbedingungen und Seegang nicht dagegen sprechen. Die Volksrepublik China protestierte umgehend: Der Ozean gehöre der Menschheit und sei »kein Ort, an dem Japan willkürlich nuklear verseuchtes Wasser entsorgen kann«, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin. Während Kishida am Freitag mit US-Präsident Joseph Biden und dessen südkoreanischem Amtskollegen Yoon Suk Yeol in Camp David Pläne gegen Nordkorea und China schmiedeten, wurde vor seinem Amtssitz im Tokioter Stadtteil Nagatacho gegen die näherrückende Entscheidung protestiert. Kishida wolle mit Biden über die Verklappung des Kühlwassers beraten, »doch unsere Stimme hört er nicht, die Stimme der Fischer und Bauern, der Umweltschützer und Nachbarstaaten«, rief eine Aktivistin wütend ins Mikrofon.
Der Countdown hatte mit dem billigenden Abschlussbericht der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) vom 4. Juli begonnen. Die Regierung und der Atomkraftbetreiber Tepco sahen diesen als Beglaubigung für ihre Pläne. Die Protestbewegung versuchte danach nochmals, all ihre Kräfte zu mobilisieren: Studien wurden vorgelegt, Alternativen vorgeschlagen, Protestveranstaltungen abgehalten. ...


30.7.2023: Koreanische und japanische Gewerkschaften protestieren gemeinsam gegen Einleitung radioaktiven Wassers ins Meer
Erneute Versammlung und Kundgebung gegen die Verklappung am 30. Juli in Iwaki mit mehr als 200 TeilnehmerInnen aus ganz Japan
"Am 30. Juli fand in der Stadt Iwaki eine Kundgebung gegen die Verklappung statt. Iwaki ist die größste Stadt in der Präfektur Fukushima und eine Stadt mit einem großen Fischereihafen. Es gab mehr als 200 TeilnehmerInnen: Nicht nur Leute aus Fukushima, sondern VertreterInnen aus ganz Japan waren auch dabei. Zuerst wurde eine Versammlung veranstaltet und dann wurde die Demonstration durchgeführt. Unsere Demonstration hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. (...) Grund zur Sorge bereitet bereits die Zunahme der mit Cäsium 134/137 verseuchten Fische, die in den benachbarten Häfen gefangen werden, schon ohne die Verklappung des kontaminierten Wassers. Ohne dies gründlich zu untersuchen und zu bekämpfen, wäre es unverantwortlich und sogar verbrecherisch, belastetes Wasser ins Meer abzuleiten. Unter dem Gesichtspunkt des Strahlenschutzes muss das Wasser in Fukushima Daiichi weiterhin in Tanks streng kontrolliert aufbewahrt bleiben. In Solidarität mit kämpfenden ArbeiterInnen der ganzen Welt ins besondere mit der südkoreanischen Arbeiterklasse werden wir entschieden und hartnäckig kämpfen!" Bericht und Fotos von Nobuo (Tigerman) Manabe, Basisgewerkschaft Doro-Chiba, wir danken!
Siehe im Dossier den gesamten Bericht und einige Fotos, die er uns gesandt hat, sowie die Solidaritätserklärung der ethecon-Stiftung an die Proteste
Siehe Labournet.de unter: Link

5.7.2023: Fukushima: Internationale Atomenergiebehörde gibt grünes Licht für Kühlwasserverklappung
Japans Vorhaben, aufbereitetes Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima ins Meer zu leiten, steht nichts mehr im Weg. Das Vorgehen entspreche internationalen Sicherheitsstandards, heißt es in einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), den deren Chef Rafael Grossi am Dienstag in Tokio vorstellte. Das »kontrollierte Abfließen« des Kühlwassers habe nur einen »geringfügigen radiologischen Einfluss auf Menschen und die Umwelt«, meinte Grossi.

Das AKW Fukushima war 2011 nach einem schweren Erdbeben von einem Tsunami getroffen worden. Das AKW-Kühlsystem fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze.

Eines der drängendsten Probleme des AKW-Betreibers Tepco ist der Umgang mit den 1,3 Millionen Kubikmetern Wasser, die sich in der Anlage angesammelt haben. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus Grund-, Regen- und Kühlwasser. Bevor dieses nun ins Meer geleitet werden soll, werden Tepco zufolge fast alle radioaktiven Bestandteile herausgefiltert. (Hä?)

In China und Südkorea stoßen die Pläne auf heftige Kritik. Beide Länder befürchten, dass die Verklappung negative Folgen für die Meeresumwelt und die Gesundheit der Menschen haben wird. Beijing wies die billigende Einschätzung der IAEA am Dienstag deshalb zurück. Der Bericht der IAEA erlaube Japan nicht die Einleitung des Wassers, sagte die Außenamtssprecherin Mao Ning. Auch werde damit nicht bewiesen, dass die Verklappung die sicherste und verlässlichste Option sei. Die Regierung in Seoul kündigte an, weiter an einem Importverbot für Fischereierzeugnisse aus Japan festhalten zu wollen.

Auch »Ausgestrahlt« sieht das Vorhaben kritisch. »Zwölf Jahre nach dem Super-GAU von Fukushima ist die Atomkatastrophe noch immer nicht zu Ende«, sagte Armin Simon, Sprecher der Antiatomorganisation, am Dienstag zu jW. Tag für Tag verseuchten die Reaktoren Unmengen an Wasser, bis heute habe die Atomindustrie dafür keine Lösung gefunden – »außer, die radioaktive Brühe nach einer notdürftigen Reinigung ins Meer zu verklappen«, so Simon.
Junge Welt, 5.7.2023 ohne.Autorenangabe

28.6.2023: Fukushima: Entsorgung von Kühlwasser
Japans Regierung treibt ihre Pläne zur Entsorgung radioaktiven Kühlwassers aus dem ehemaligen Atomkraftwerk Fukushima ins Meer voran. Die letzte Inspektion vor der Entsorgung soll am Mittwoch beginnen. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, wolle am 4. Juli in Tokio Ministerpräsident Fumio Kishida den abschließenden Prüfungsbericht seines Hauses zu Japans Verklappungsplänen vorlegen, erfuhr die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag aus Regierungskreisen. Die Ableitung ins Meer dürfte Jahrzehnte dauern. (dpa/jW)

4.8.2022: Der Gouverneur der Präfektur Fukushima, Masao Uchibori, hat die japanische Zentralregierung am Mittwoch aufgefordert, Maßnahmen wegen der geplanten Verklappung von 1,5 Millionen Kubikmetern radioaktiven Kühlwassers aus dem 2011 havarierten Kernkraftwerk Fukushima I zu ergreifen.
Welche Maßnahmen könnten das sein? Radioaktiv verseucht bleibt radioaktiv verseucht, bleibt radioaktiv verseucht. Auch das ein Beitrag zur wochenlangen "Diskussion" über die Verlängerung der Laufzeit deutscher Atomkraftwerke. Nicht zu vergessen die Problem der französischen Atomkraftwerke, die wegen der Hitze große Probleme mit dem Kühlwasser aus den viel zu warmen Flüssen haben. Die Macron-Regierung reagiert entsprechend. siehe Ralf Streck bei Telepolis unter: Link

siehe auch: 10 Jahre nach dem Atom-Gau in Fukushima /Radioaktives Wasser ins Meer altersdiskriminierung.de 17.4.2021 unter: Link

Quelle: Junge Welt, 4.8.2022, Telepolis, 18.7.2022