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JournalistInnen: Intellektuelle Prostituierte

Foto: H.S.

25.08.2023 - von John Swinton

Mindestens einmal am Tag -wirklich mindestens! zieht es mir die Schuhe aus, wenn ich den Unsinn, das grammatisch oder inhaltlich Falsche im ÖR oder woanders höre, ansehe, oder in einem gedruckten Medium lese. Nein, ich muss es nicht, ich tue es freiwillig. Ich will wissen, was ich denken soll. Aber vielleicht vergeht mir mir das auch bald, weil es unwichtig ist, für mich.

John Swinton, 1829 in Schottland geboren und 1901 in Brooklyn, New York gestorben, hatte ein Problem mit dem Berufsstand der Journalisten. Wie Tucholsky wusste Swinton: "Jeder von Euch, der so unklug wäre, seine ehrliche Meinung zu schreiben, würde wieder auf der Straße sein, sich um einen anderen Job umsehend."

1880 wurde Swinton zu einem Treffen von Journalisten in New York eingeladen. Dort sollte er über die Freiheit des Journalismus sprechen. Er sagte: "Falls ich meiner eigenen ehrlichen Meinung erlauben würde, in einer Ausgabe meiner Zeitung zu erscheinen, wäre meine Beschäftigung innerhalb von 24 Stunden weg.

Das Geschäft des Journalismus ist es, die Wahrheit zu zerstören, regelrecht zu lügen, zu pervertieren, zu verteufeln, vor den Füßen des Geldes zu hofieren, und sein Land und seine Rasse für sein tägliches Brot zu verkaufen.

Sie wissen es, und ich weiß es, was für eine Törichtheit ist es, einen Trinkspruch auf die unabhängige Presse zu erheben? Wir sind die Werkzeuge und die Vasallen reicher Männer hinter den Szenen.

Wir sind die Hampelmänner, sie ziehen unsere Fäden und wir tanzen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten, und unsere Leben sind alle der Besitz anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“

Swinton war während der 1860er Jahre (also noch vor der Etablierung des Deutschen Reichs) Hauptleitartikler der New York Times. Bekannt wurde er mit seiner eigenen Wochenzeitung "John Swinton’s Paper". Sie war eine der bedeutendsten Zeitungen der amerikanischen Arbeiterbewegung der 1880er Jahre.