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Beate Wedekind über Diskriminierung wegen des Lebensalters

Foto: H.S.

12.01.2022 - von Hanne Schweitzer

Beate Wedekind war Chefin bei „Elle“ und bei der „Bunten“ zu einer Zeit, als Frauen in solchen Topjobs noch etwas Besonderes waren. Mittlerweile lebt und arbeitet sie überwiegend in Addis Abeba. Sie berät dort junge Existenzgründerinnen aus der Mode- und Kreativbranche. Im Interview mit der WELT erzählt sie, was ihr bei Besuchen in Deutschland nicht nur auffällt sondern "zunehmend missfällt: die Ausgrenzung der älteren Generation, besonders von Frauen."

Ihre eigene Erfahrung mit Altersdiskriminierung schildert sie so: Eine Werbeagentur sucht eine erfahrene Texterin. Da sie gerade in Berlin ist, bewirbt sie sich, und prominent wie sie ist, antwortet ihr der Agenturchef höchstpersönlich. Er erinnert sie daran, das sie alte Bekannte seien, aber: Sie müsse verstehen, dass die Agentur keine Frauen in ihrem Alter beschäftigen wolle.

Wedekind versteht. Der Agenturchef sagt ihr durch die Blume: Troll dich alte Frau. Wir haben keinen Bedarf an deinen Berufs- und Lebenserfahrungen. In Deutschland arbeiten keine 70Jährigen Frauen für Werbeagenturen, auch nicht als Freie. Basta.

"Manchmal", sagt Wedekind der WELT, habe ich das Gefühl, ich fliege als Neunzigjährige hin (nach Addis Abeba), und wenn ich zurückkomme (aus Abbis Abeba), fühle ich mich wie 50!"

Das eine wie das andere bewirken die im jeweiligen Land tradierten Rollenbilder!
Das wird belegt durch ähnliche Erfahrungen, von denen Frauen berichten, wenn sie aus den USA, Südamerika, aus Belgien, Portugal, Spanien oder Italien nach Deutschland zurückkommen! Aufenthalte in diesen Ländern haben einen ähnlichen Effekt wie das Bad in einem Jungbrunnen.

Afghanistan ist kein Jungbrunnen
Laila Hamidi, Instagram-Star der afghanischen Community außerhalb Afghanistans berichtet: "In der afghanischen Gesellschaft", sagt sie in der Süddeutschen, "herrscht immer noch die Vorstellung, dass Frauen ab 30 alt und verbraucht sind."

Quelle: WELT 2.1.2022 , Süddeutsche, 2.1.2022