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Betriebsausflug mit Angela in der Walpurgisnacht ...

Foto: H.S.

30.04.2021 - von Hartmut Jeromin

… wiederum hatte Angela geladen, eigentlich nun befohlen: Sie wolle ja auch mit ihrem Nachfolger noch ein Tänzchen wagen (eigentlich ihm den Marsch blasen …) also die Schuhe nicht vergessen! Beförderungsmittel nicht wie sonst so üblich Wagenkolonne, Bus oder Staatsflieger, nein Besen mussten es sein, aus Birkenreisig gebunden, mit solidem Stiel.

Und pünktlich waren ihre GetreuInnen wieder zur Stelle, Abflug am frühen Abend, reizend sahen sie aus, die AKK, Christine und die anderen, kann ich euch versichern, kein Makel, Friseure, Visagisten und Kosmetiker hatten ganze Arbeit geleistet!

Hui, die Post ging ab, Angela gab die Richtung vor: westwärts, noch ein Stück, leicht links und sie schwenkten ein mit dem ganzen Tross am Kyffhäuserdenkmal beim Kaiser Barbarossa. Erste Station.

Und gerade wachte der aus dem langen Schlaf auf, um zu sehen, ob sich auf der Welt in den letzten 100 Jahren etwas zum Besseren getan hatte? Angela fing an zu stottern, weil, das hatte sie nicht erwartet. Nein, Kriege gibt es immer noch, nicht zu knapp, ja, Waffen werden immer noch produziert und verkauft, die Religionen sind immer noch unversöhnlich, gehungert wird auch noch und Unterdrückung, Ausbeutung und Massenverdummung finden auch statt. Ihr blieb keine Wahl, sie versprach ihm einen Kreuzzug. Wohin, wogegen eigentlich? … also schlief der Rotbart gleich wieder ein.

Des Weges kam nun wie zufällig ein kleines Mädchen mit roter Kappe (Chaputeta rosa) und die konnte den Weg zur Höhle Barbarossas weisen und so flogen die Damen um den schiefen Kirchturm in Frankenhausen und geradewegs zur Höhle. Da gab es ein Bankett vom Feinsten: Kaviar, Austern, Ananas, Weinbeeren
… auch alle regionalen Köstlichkeiten aus der Diamantenen und Goldenen Aue, Nordhausen war nicht weit, da kam der Schnaps her und von der Unstrut der Wein … Herz, was willst du mehr. Ein kleines Harfenmädchen sang ihnen … das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel … da trat in ihre Mitte, ein Jüngling deutschen Bluts, genannt war er als H.H., vom Rotbart nun erzählet er, der in dem Berge ruht, es schlafen auch tausend Recken daselbst; auch tausend Pferde, blankgeschirrt, die an den Krippen stehen; der Kaiser bewohnt den vierten Saal … schon seit Jahrhunderten wohl.

Schläft er oder denkt er nach? Doch wenn die rechte Stunde kommt … die gute Fahne ergreift er dann und hält ein strenges Gericht: Was habt ihr mit meinem Deutschland getan? Weiter kam er nicht, das Beste wäre, er bliebe zu Haus, hier in dem alten Kyffhäuser- Bedenk` ich die Sache ganz genau, so brauchen wir gar keinen Kaiser … Da trat in ihre Mitte, ein Jüngling römischen Bluts, er wolle ihnen nun zeigen, die rechte Germania …

Bis hier war Kür, nun die kam die Pflicht: Per Besen zu Werner Tübke am Schlachtberg in das Panorama. Hier geriet Angela wieder ins Stammeln: Angesichts der Riesen früher bürgerlicher Revolutionen sollte sie von einer spätbürgerlichen reden, aber ihr fiel dazu absolut nichts ein, die hatte unter ihrer Führung nicht stattgefunden. Ja sie musste damit rechnen, im Herbst von der grünen Revolution abgelöst zu werden … spätbürgerlich grün, au, ätsch, das schmerzte sie. In einem Welttheater plötzlich ein Weltgericht? Ihr verging beinahe die Lust am Betriebsausflug!

Ihre sechs Damen ließen die Besen vorfliegen, da musste sie mit. Aber nun gab zur Abwechslung der Tacitus die Richtung vor und sie fanden sich bei Detmold im Münsterland wieder. Bei Arminius. Dem Kühnen. Das ist im Teutoburger Wald … wo Varus steckengeblieben. Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann, wir wären römisch geworden. Wir hätten einen Nero jetzt, statt Landesväter drei Dutzend.

Hier also flog nun die Entourage ein und machte Rast. Heine zu Angela: Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht, die Römer wurden vertrieben. Und wir sind Deutsche geblieben!... So also! Dachten unsere sieben Damen. Und was sonst? Gab es da nicht noch was? Ihre Erlösung kam des Wegs, der Herr Geheimrath v. G.: Ihr seid noch nicht am Ziel heute, das Fest findet auf dem Blocksberg statt, ihr scheint dafür gerüstet, also Avanti popolo …a uf die Besen!

Es begann die Nacht der Nächte: Hexen zu Hauf`. Und Angela hatte dazu geladen den aus Bayern, Marcus; den aus Westfalen, Armin und noch so Kandidaten. Und sie mussten nun alle auf dem Brocken den Schnee wegtanzen …heiß ging`s her, immer heißer … alle mit Hexensalbe eingerieben; mussten sie dem Teufel ihren Kuss erbringen, auf den Pferdefuß.

Danach zum Ringelreihen am Hexentanzplatz, auf kurzem Wege, im Direktflug, vorbei an der Rosstrappe: Zum Hexenkessel! Mephisto und die schönste Hexe sollten vermählt werden. Aber es kam anders: Im Harzer Bergtheater saßen sie plötzlich alle. Auf den Zuschauerbänken. Auf der Bühne eine Stellage, erhöht, besetzt mit Gretchen, Margarita, Soetkin und besagtem H.H. und dem schlafenden Rotbart. Ein Hexengericht!

Was habt ihr aus eurem Land gemacht und was aus den anderen? Und sie wurden aufgerufen: Alle Verantwortlichen der 1. Regierung Merkel. Und der Rotbart drehte sich nur kurz um und schlief weiter. Außer Spesen nichts gewesen?

Also die 2. Regierung Merkel vors Tribunal gerufen! Einer fehlte schon ganz. Noch schlimmer! Der Schläfer in seinem Berg zuckte wieder nicht.

Nun die 3. Regierung Merkel. Mehrere fahnenflüchtig. Auch nicht viel besser. Der Kaiser kann weiterschlafen! Nun die aktuellen: Die waren anwesend. Mehr schlecht als recht, so das Urteil, alles gegen die Wand gefahren. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich noch mehr vertieft, irgendeine ausgleichende Gerechtigkeit fand nicht statt. Die Welt hatte keinen Gewinn von ihnen, ich auch nicht … die regierenden Frauen hatten sich an den Leistungen der Männer orientiert und die waren höchstens Mittelmaß. Kein Grund für Siegessäulen oder sowas.- Wer mag auf Nationen trauen? Man habe noch so viel für sie getan. Jetzt ist man von dem Rechten allzuweit, ich lobe mir die guten alten; denn freilich, da wir alles galten, da war die rechte gold`ne Zeit! Ist nicht mehr … aus der Traum!

Theaterdiener: Gleich fängt man wieder an. Ein neues Stück von diesen, das ist allhier der Brauch. Ein Dilettant hat es geschrieben. Und Dilettanten spielen`s auch. Vorhang!

Und mit wem? Angela versuchte noch ein Tänzchen mit diesem und jenem, aber nun war die Luft raus. Also Abflug. Ging aber nicht, die Besen waren verschwunden. Stattdessen tuckerte ein alter Traktor aus Nordhausen, eine Brockenhexe, heran, mit einem Hänger wie ihn die LPG-Frauen für die Fahrt aufs Rübenfeld benutzten, mit Plane und einer kleinen Leiter: Aufsitzen bitte! Sie bekamen noch Order für den nächsten Halt. Zunächst nach Nordhausen, da sollten sie sehen , was aus dem Motorenwerk da geworden war, die hatten ehemals über 4.300 Beschäftigte.

Und so tuckerten sie los mit 22 PS quer durch den Harz und hatten unterwegs viel Zeit für eigene Gedanken. Getränke waren an Bord und eine Ziehharmonika wurde gespielt: „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus und du mein Schatz bleibst hier …“. In Nordhausen hatten sie keine große Freude, sie konnten nichts mehr tun, das Werk war lange schon abgewickelt … nächste Order „Mansfelder Land“! Das Mansfeldkombinat gab alleine im Stammwerk 4.8000 Beschäftigten Lohn und Brot. Die Damen fanden aber so gut wie nichts mehr vor davon, nur gepflegte Industriemuseen und pyramidale Halden in der Landschaft, so hoch wie die in Ägypten. Trotzdem nicht sehr erbaulich.

Und so beendet Hartmut Jeromin seine Harzreise im Jahre 2021 und wartet auf die Götterdämmerung im Herbst!

Link: Teil 2: Gänseliesels Frauentag 2021
Quelle: Hartmut Jeromin