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Kommunistische Symbole im Wedding, kommunistische Parolen in Köln

Künstler: Nimal Mendes, Foto: H.S.

28.12.2020 - von Hanne Schweitzer

Es gibt immer wieder Leute, die darauf aufmerksam machen wollen, dass eine radikale Linke nicht tot ist... Dazu werden dann schon mal Parolen gesprüht, deren Mobilisierungskraft eher fraglich ist, da sie keine konkreten Forderungen enthalten.
Das traditionelle Symbol von Hammer und Sichel ist völlig veraltet. Es müsste durch Maus und Tastatur ersetzt werden. Oder aber man konzentriert sich auf roten Stern und rote Fahne ...
Ho.

Die Müllerstraße in Berlin ist eine seeehr lange und belebte Einkaufstrasse. Sie gilt als Kudamm für Arme und "Ausländer", ist stark im Kommen - wie der Wedding insgesamt. Für Hipster und Investoren von Interesse. Am 22.12.2020 gibt der Polizeipräsident von Berlin eine Pressemeldung heraus, in der die Müllerstraße eine wichtige Rolle spielt. "Im Stadtteil Wedding, der mal der Rote hieß, begingen Unbekannte vergangene Nacht mehrere Sachbeschädigungen. Zu beiden Fällen ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz."

In der Müllerstrasse soll Folgendes den Einsatz des Staatsschutzes (SSS) veranlasst haben: Zwei Maskierte dringen in den Vorraum einer Bank ein.

Beobachtet wird das von einem namenlosen Bankmitarbeiter der, neoliberal vorbildlich und flexibel nach Mitternacht, genauer um 0:34 auf Schicht ist und weiß, was in einem solchen Fall zu tun ist. Er alarmiert die Polizei und teilt mit, gesehen zu haben, wie einer von zwei maskierten Eindringlingen eine Wand im Automatenvorraum der Bank mit dem Hammer- und Sichelsymbol und einer kommunistischen Parole "beschmiert" habe. Um welche Parole es sich dabei gehandelt hat, wird nicht mitgeteilt. Es kann aber nur eine kurze gewesen sein, bei den spacken Vorraumkabuffs wie sie der Kundschaft von den allermeisten Banken zugemutet werden.

Nach der "Beschmierung" soll die maskierte Person dann noch mit einem Hammer auf die Bildschirme aller Automaten eingeschlagen haben (klammheimlicher Neid), während dieses Tun vom zweiten Maskierten gefilmt worden sei. "On" war ebenfalls die Überwachungskamera der Bank, deren Bilder der angebliche Bankmitarbeiter vor sich auf dem Monitor gesehen hat.

Die Polizei begibt sich zum Geldinistitut, das die Maskierten bereits verlassen haben. Entlang der Müllerstraße haben sich einige Banken niedergelassen: Commerzbank, Berliner Volksbank, Berliner Sparkasse, Postbank, Targo Bank. Keiner dieser Namen wird erwähnt. Genauso wenig schreiben die Berichterstatter darüber, dass der Bankmitarbeiter vor dem Monitor einer Überwachungskamera gesessen haben muss, um die "Sachbeschädigung" beobachten zu können. Womit so gut wie bewiesen wäre, dass es sich beim Bankmitarbeiter wohl eher um den unterbezahlten Schichtarbeiter eines Securityunternehmens handeln dürfte.

Kommunistische Symbole und Parolen auch in Parteizentrale
Die kommunistischen Symbole und Parolen in der Müllerstraße im Wedding wurden an der Fassade einer Landesparteizentrale bemerkt. "Auf dem Weg zur angegriffenen (Wortwahl!) Bankfiliale bemerkten Ermittler der Kriminalpolizei gegen 1.20 Uhr ähnliche kommunistische Schmierereien mit Hammer und Sichel an der Landesgeschäftsstelle einer Partei an der Müllerstraße."

Schweigen im virtuellen Verlautbarungswald darüber, was den Namen der Partei oder ihrer Zentrale angeht, deren Fassade kommunistisch beschmiert wurde. Eigene Recherche ergibt: Müllerstraße 163, Kurt Schumacher Haus, SPD Berlin. Auf der gleichen Straßenseite, etwa 350m weiter ist die Postbank, nochmal 150-200m weiter gibt`s eine Sparkasse.

10 Minuten später, die Ereignisse beschleunigen sich in der Berliner Luft-: der namenlose Securitymann nimmt erneut Kontakt mit der Polizei auf. Wieder seien zwei Maskierte in die Filiale an der Müllerstraße "eingedrungen". Sie hätten die "Sachbeschädigung" gefilmt. Das Filmen von Sachbeschädigungen ist nicht wohlgelitten bei der Polizei. Aber die Filmenden waren hinter den sieben Bergen, bevor die Polizei kam.

"Ob beide Fälle miteinander im Zusammenhang stehen und ob die abermals eingedrungenen Personen die Tatverdächtigen der Sachbeschädigungen sind, ist Gegenstand der aufgenommenen Ermittlungen."


KOMMUNISTISCHE PAROLE IN KÖLN AUFGETAUCHT
Über die Weihnachtstage steht an der Wand einer Fahrradunterführung an der Amsterdamer Straße in Köln mit schwarzer Farbe in Druckschrift und dezenter Grösse an einer Wand geschrieben:

U n s e r e
A n t w o r t
a u f d i e K r i s e? .................... R E V O L U T I O N



Welcher Reim lässt sich darauf machen?
Steckt der Staatsschutz dahinter, sind es Maschinenstürmer, Nachdenkliche, Antiatomler, und Forst- und Tierretter, junge Sozialisten, Antirassisten, Antikolonialisten, Anitimperialisten, Studenten, Hartzer, Trotzkisten, Unangepasste, Scherzkekse, Aktivisten, Intellektuelle, Antiautoritäre, Arbeiter, Unterprivilegierte, Anarchisten, Altachtundsechziger, Schüler, Arbeitslose, Spontis, Gewerkschaftler, Befürworter von Räten, Frauen, Kommunisten, die kommunistische Parolen und Symbole sprühen? Oder sind es Rechte, Völkische, Geheimdienstler, bezahlte Aufwiegler, Agitatoren, gelangweilte Bürgersöhne und Mädels. Ist die Zeit gekommen, in der sich die Menschen erheben?

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Die Geschichte erscheint ziemlich absurd. Einsatz des Staatsschutzes infolge des Eindringens zweier Maskierter in einen Bankvorraum, die Sachbeschädigung verursachen und “linke Parolen” schmieren, dieses auch noch filmen? Mit dem Handy? Hat die Polizei nicht überreagiert? Oder hat der Securitymann nicht alles richtig beobachtet?
Vielleicht war es nur eine Aktion von Chaoten oder irgendwelcher Krimineller 🦹‍♀️, die die Automaten knacken wollten? Und Graffiti an irgendeiner Landeszentrale dürfte auch nicht selten sein.
Einen Zusammenhang zwischen Köln und Berlin kann ich nicht sehen.
Us





BZ 24.12.2020 unter Link

Quelle: Polizeipräsident Berlin, BZ, Büro gegen Altersdiskriminierung, J.G., Ho, Us