Diskriminierung melden
Suchen:

Wilder Streik bei den FORDwerken in Köln - vor 50 Jahren - Fordstreik 1973: Diese spontane Arbeitsniederlegung war (nicht) geplant

Foto: H.S.

24.08.2023

1.9.2023: Konferenz "50 Jahre spontane Streiks
Gelingende und misslingende Solidarisierungen"

Konferenz 1. und 2. September 2023 in Düsseldorf
Im August 2023 jähren sich zum fünfzigsten Mal die spontanen Streiks beim Autozulieferer Pierburg in Neuss und bei Ford in Köln, die bereits damals eine recht große Aufmerksamkeit erfuhren, vor allem aber in den folgenden Jahrzehnten wegen des weit überproportionalen Anteils von Migrant:innen unter den Streikenden und ihres – vor allem bei Ford in Köln – „inoffiziellen“ Charakters für eine neuere politische und wissenschaftliche Debatte und einen (post-)migrantischen Aktivismus eine geradezu symbolische Bedeutung erlangten.

Die Erinnerung an die Streiks von 1973 war in den letzten Jahren vor allem davon geprägt, migrantischen Widerstand, migrantische (Arbeits-)Kämpfe und migrantische Akteur:innen in den Mittelpunkt sichtbar zu machen und zu würdigen. Auch lassen sich die Kämpfe von 1973 einem längeren zeitlichen Bogen von Arbeitsauseinandersetzungen zuordnen, der beispielsweise vom Spätsommer 1969 („Septemberstreiks“) bis 1974 (erfolgreicher ÖTV-Streik) datiert werden kann.

Die Streiks in dieser Phase der bundesrepublikanischen Geschichte lassen sich bei näherer Betrachtung nicht dichotomisch als „wilde“ Streiks gegen die DGB-Gewerkschaften und ihre „legalen“ Arbeitskämpfe beschreiben, sondern zeigen eher ein widersprüchliches Wechselspiel denn einen schroffen Gegensatz. Der vorwiegend von Frauen getragene Streik in Neuss, der sich gegen die faktisch ausschließlich Frauen diskriminierende Lohngruppe 2 richtete, war auch deshalb erfolgreich, weil sich die Mehrheit von Betriebsrat und lokaler IG Metall solidarisch verhielten. Für heutige linke Kämpfe könnte dies ein Hinweis sein, nicht zu sehr über Forderungen an Staat und die Gesetzgebung zu operieren, sondern stärker auf die Entwicklung und Durchsetzung aktiver solidarischer Praxen in der Arbeitswelt zu setzen.
Veranstaltungsort
DGB-Haus
Friedrich-Ebert-Straße 34-38
40210 Düsseldorf
Zeit 01.09.2023, 17:00 - 02.09.2023, 19:00 Uhr Anmelden: Link

auf mehrfachen Wunsch wird die Tagung „Gelingende und misslingende Solidarisierungen – 50 Jahre spontane Streiks“ am 2. September live auf unserem YouTube-Kanal übertragen. Wir freuen uns, wenn ihr am 2. 9. Link einschaltet. Ein direkter Austausch mit unseren Gästen wird allerdings nur vor Ort möglich sein, ebenso wie die Teilnahme am Kulturprogramm am Tag zuvor.

24.8.2023: Wilde Streiks Recht und Würde
Der Kampf migrantischer Arbeiter in Deutschland. Eine politliterarische Untersuchung der wilden Streiks von Ford bis Gorillas


»Ein Mann kommt nach Deutschland. Und da erlebt er einen ganz tollen Film. Er muss sich während der Vorstellung mehrmals in den Arm kneifen, denn er weiß nicht, ob er wacht oder träumt. Aber dann sieht er, dass es rechts und links neben ihm noch mehr Leute gibt, die alle dasselbe erleben. Und er denkt, dass es dann doch wohl die Wahrheit sein muss. Ja, und als er dann am Schluss mit leerem Magen und kalten Füßen wieder auf der Straße steht, merkt er, dass es eigentlich nur ein ganz alltäglicher Film war. Von einem Mann, der nach Deutschland kommt, einer von denen. Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür. Ihr Deutschland ist draußen, nachts im Regen, auf der Straße. Das ist ihr Deutschland.«¹

Wenn man jemanden erkennt, der einem ähnlich ist, empfindet man ein einzigartiges Gefühl. Eines der schönsten Wörter der deutschen Sprache, »unheimlich«, beschreibt dieses Gefühl sehr präzise. Es war ein regnerischer Tag, an dem ich die Ähnlichkeiten zwischen mir und dem »Mann« aus Wolfgang Borcherts Stück »Draußen vor der Tür« erkannte. ...

Duygu Kaya für Junge Welt unter: Link

20.8.2023: Wilder Streik 1973 - Als vor 50 Jahren das Ford-Werk in Köln-Niehl besetzt wurde
... Wie Kölns DGB-Vorsitzender Witich Roßmann in einer neuen Analyse offengelegt hat, erklärt der damalige IG-Metall-Bezirksleiter Karl-Heinz Bräuer schon kurz danach intern: „Die Auseinandersetzung in Niehl ist von unseren Vertrauensleuten ausgelöst worden. Zielsetzung war, den Betriebsrat zu unterstützen in Bandarbeit und 13. Monatseinkommen.“
Michael Fuchs für Kölnische Rundschau unter: Link

17.8.2023: Gastarbeiter 2.0:
... Im Sommer 2021 fing Kaya als Kurierfahrerin beim damals noch jungen Onlinelieferdienst Gorillas an. Nur wenige Monate später war sie eine der Sprecher:innen eines Arbeitskampfs an mehreren Gorillas-Standorten in der Stadt. ...
Artikel von Jan Ole Arps und Nelli Tügel in der WoZ Nr. 33 siehe Labournet.de unter: Link


16.8.2023: Filmvorführung & Diskussion mit Zeitzeug*innen/Aktivist*innen der Streiks im Kölner Ford-Werk, 1973

"Diese spontane Arbeitsniederlegung war nicht geplant"
D 1982, Laufzeit: 42 Min.
Köln, Rex am Ring
Mittwoch, 16.08.2023 18:30 Uhr
(Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung)
ZEIT 16.08.2023, 18:30 - 21:00 Uhr


15. 8. 2023: Die Gastarbeiter *innen unter Kontrolle kriegen

Nach dem Fordstreik setzte der deutsche Staat in den 1970 Jahren auf Repression.
Artikel von Çacan Varol und Berena Yogarajah aus dem ak 695 unter:
Link Labournet.de hat auf seiner Webseite fast 20 Beiträge und Dossiers zum Thema Die wilden Streiks von 1973.


19.7.2023: 50 Jahre Migration und Arbeitskampf: Zum Tod von Baha Targün – Sprecher der Streikleitung beim Streik in den Kölner Fordwerken 1973

Der Streik bei Ford in Köln im August 1973 war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg – der Arbeiterbewegung in Deutschland, nicht der „deutschen Arbeiterbewegung…“ Der Ford-Streik markierte als Teil der breiten Streikbewegung von Mai bis Oktober 1973 das Ende einer Zeit relativen „Klassenfriedens“. Die Periode des oft und gerne verklärten „Wirtschaftswunders“ war endgültig vorbei.

An den „wilden“ – nicht von den Gewerkschaften geführten – Streiks im Sommer 1973 beteiligten sich 300.000 Arbeiterinnen und Arbeiter. Betriebe, in denen die Belegschaften aufbegehrten, waren unter anderem John Deere in Mannheim, die Klöckner-Hütte Bremen, die Hella-Werke Lippstadt, Pierburg in Neuss, AEG-Küppersbusch in Gelsenkirchen, Opel in Bochum, Philips/Valvo in Bremen, Rheinstahl in Bielefeld/Duisburg und Buderus in Lolla/Hessen.

Baha Targün war Streikführer des „Wilden Streiks“ (1973) bei Ford-Köln, der hauptsächlich von türkischen Arbeitern getragen wurde. In die Geschichte der türkischen Migranten ging dieser Streik als Wendepunkt ein. Er war das Ende des Bildes vom unterwürfigen türkischen „Gastarbeiter“. „Einfügsam und durchaus brauchbar, wenn man ihn nur richtig anpackt“ – so hieß es in einer zeitgenössischen Einschätzung. Für fast alle kam dieser Streik deshalb völlig unvorbereitet. Er war eine ungeheure Explosion, die mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde. Der Streik brach Ende August 1973 aus. ...

Weiterlesen bei Götz Schmidt auf Gewerkschaftsforum.de unter: Link


30.6.2023: Wilder Streik bei Ford 1973
Verhandlungs- versus Aufstandslogik


Der siebentägige wilde Streik in den Kölner Ford-Werken vom 24. bis 31. August 1973 lebt im kollektiven Gedächtnis als »Türkenstreik«, als »wichtigster Arbeitskampf in der Geschichte der ›Gastarbeiterzuwanderung‹« (so eine zeitgenössische Analyse) fort. Sein 50-jähriges Jubiläum regt erneut Veranstaltungen, Konferenzen und Tagungen an.

Er steht als Aufbruchssignal der migrantischen Bewegung, obwohl dieser Ford-Streik nahezu der letzte von 440 »wilden Streiks« im Sommer 1973 war. Er ist der am besten schon zeitgenössisch dokumentierte und inzwischen auch vielfältig historisch aufgearbeitete Streik. Die Perspektive aller linksradikalen Akteure dominieren die zeitgenössischen Diagnosen und Dokumentationen, die migrantische Perspektive reflektieren jüngere historische Forschungen. Die gewerkschaftliche Aufarbeitung blieb vor der Öffentlichkeit weitgehend verborgen. Ihr gilt neben den gegenüber 1969 völlig veränderten Arbeitskampfstrategien des Kapitals meine besondere Aufmerksamkeit.

An den Ford-Streik 1973 knüpfen sich zahllose Legenden und Mythen, die gleichermaßen den parteiisch inspirierten zeitgenössischen Dokumentationen wie dem Schweigen relevanter gewerkschaftlicher Akteure zu verdanken sind, denen das Desaster peinlich war, und die zudem bis zum Ende der 30-jährigen Verjährungsfrist unter dem Damoklesschwert von Ford angedrohter Zivilschadensersatzforderungen in mehrfacher Millionenhöhe standen. Die nachfolgende Analyse unterzieht die gängigen Streikanalysen einer historisch-kritischen Überprüfung. Ausgewertet werden hierzu Materialien aus dem Archiv der Kölner IG Metall, des Ford Betriebsrates sowie zahlreiche Zeitzeugeninterviews. ...

Witich Rossmann bei sozialismus.de weiterlesen unter: Link


18.12.2021: Ford-Streik in Köln - 1973 Filmtipp !!!!

Die spontane Arbeitsniederlegung bei den Kölner Ford-Werken, als dort noch nicht die Lackschuhträger im Management saßen, war nicht geplant! Ein wilder Streik! Daaas Gesprächsthema in Köln - in der Uni, den Kneipen, in der Bahn, bei den Gewerkschaften, den Parteien, bei der Journaille, in den Familien, überall in Köln.

Dokumentarfilm über den legendären Ford Streik in Köln-Niehl 1973:
"Diese spontane Arbeitsniederlegung war nicht geplant"

"Ford-Personalchef Horst Bergemann wollte mehrere Hundert Arbeiter entlassen, die verspätet aus den Sommerferien ans Fließband zurückgekehrt waren. (...) Weil das Thema Urlaub bereits zu Streit mit dem Management geführt hatte und die von den Kollegen vorgeschlagene Neuregelung abgelehnt worden war, kehrten 1973 besonders viele verspätet nach Köln zurück, mehr als in den Vorjahren. Bergemann wollte durchgreifen, doch er hatte die Rechnung ohne die Kollegen gemacht." (Nelli Tügel, nd)

Wir, d.h. Labournet.tv freut sich sehr, diesen wichtigen Film des Teams: Thomas Giefer, Yüksel Ugurlu, Klaus Baumgarten auf labournet.tv präsentieren zu dürfen.
Film anschauen bei Labournet.tv unter: Link