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Österreich - 21.07.2020
Wegen eines "virologischen Grundrauschens" das aus Rhinoviren besteht, hat die Regierung in Österreich die Mitte Juni gelockerte Maskenpflicht wieder verschärft. ORF Anchorman Armin Wolf befragte den Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nach der Rückkehr der Maskenpflicht in Supermärkten, Bank- und Postfilialen.
Wolf: "Minister Anschober, es gibt ganz viele Kritiker, die sagen, was Sie da heute verkündet haben, ist reine Symbolpolitik, es gibt keine einzige bekannte Corona-Infektion aus einem Supermarkt oder einer Postfiliale. Warum müssen dort alle Kunden eine Maske wieder tragen, aber die Kunden in Trafiken nicht oder z.b. die Kellner in Lokalen, wo sich Menschen viel länger aufhalten, auch nicht."
Anschober: "Ja, es ist eigentlich ganz einfach. Wir merken eben ein derartiges virologisches Grundrauschen wieder in Österreich. Das heißt, ein Indikator für uns sind diese sogenannten Rhinoviren. Die Rhinoviren sind die, die kennen wir alle, was die Auswirkung betrifft, nämlich die verursachen Erkältung, Schnupfen und was wir merken in den letzten zwei, drei, vier Wochen, das ist das bundesweit eigentlich in ganz Österreich die Zahl dieses Parameters wieder im Steigen ist.
Das heißt, wir müssen handeln, wir müssen etwas tun, wir wollen nicht zu spät dran sein und deswegen war der Beschluss aus meiner Sicht ein sehr vernünftiger, nämlich überall dort, wo Menschen, die einer Risikogruppe angehören, verkehren müssen, wo sie hingehen müssen. Eben in den Lebensmittelhandel, zur Post und Bank, das wir dort mit dem Mund-Nasenschutz beginnen, das wir ihn dort einführen und zwar ab Freitag."
Wolf: "Aber genau dort gibt`s bis jetzt keine Probleme, und wenn`s genau dort ist, warum gilt die Maskenpflicht dann nicht in allen Geschäften, wie früher?"
Anschober: Na ja, das sind eben die Lebensbereiche, wo ich keine Alternative habe. Ich muss nicht unbedingt ins Wirtshaus gehen, ich muss nicht in die Modeboutique gehen, aber ich muss mir Lebensmittel einkaufen, ich muss zur Bank gehen, ich muss zur Post gehen. ... Da geht es im wesentlichen um den Schutz der Risikogruppen die müssen dort hingehen, und die sollen gesichert dort verkehren können."
Wolf: "Jetzt sind die Infektionszahlen ja regional sehr extrem unterschiedlich und Sie haben zuletzt gesagt, wir brauchen regionale Maßnahmen. Warum dann eine bundesweite Maskenpflicht, obwohl es in Voralberg und im Burgenland wahrscheinlich wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden, als einem Corona-Infizierten zu begegnen."
Anschober: "... Das Risiko ist schon da. Und das ist ja der eine Punkt. Natürlich geht es auch um einen psychologischen Effekt, das sage ich ganz offen und ganz ehrlich. Es geht darum, das dieses deutlich gesunkene Risikobewusstsein wieder gesteigert werden muss, damit wir im Herbst keine große Überraschung erleben und eine zweite Welle auf jeden Fall verhindern können. Das ist mit ein Ziel, das dann, wenn ich in bestimmten Bereichen diesen Mund-Nasenschutz wieder zu verwenden habe, das dann unsere Alarmsysteme wieder etwas besser ausgestattet werden, das ist ein Ziel davon. Und das zweite ist, wir merken eben, diese Indikatoren, diese Rhinoviren, die nehmen in ganz Österreich wieder zu, nicht nur in zwei,drei Bundesländern, und ja, wir haben die regionalen Cluster derzeit ...
Wolf: "Jetzt werden ja derzeit österreichweit etwa 7.000 - 8.000 Tests durchgeführt. Jetzt weiß man, dass ca. ein Prozent dieser PCR-Tests falsch positive Resultate liefern. Also dass jemand als positiv getestet wird, obwohl er das Virus gar nicht hat. Das sind bei 8.000 Tests, etwa. 80 falsche Meldungen jeden Tag. In Wahrheit wissen Sie doch überhaupt nicht, wieviele Menschen in Österreich Corono-Viren haben."
Anschober: "Na ja, wir wissen schon, da ist ein Rest Unsicherheitsfaktor, da haben Sie schon recht. Den gibt es, den hat die Wissenschaft noch nicht ausschalten. Aber wir machen ja sehr breite, zusätzliche Test, Screening-Tests vor allem bei Risikogruppen, vor allem in Bereichen, wo es zwar keine Symptome gibt, aber wo wir wissen, dass es international hier entsprechende Fälle gibt. Deshalb schauen wir vor allem in dieses Bereiche hinein, so unter dem Motto "unter den Teppich schaun", damit wir im Herbst keine Überraschungen erleben. Aber Sie haben recht, es gibt einen Unsicherheitsfaktor, der dabei ist, den kann man nicht zu 100 Prozent ausschließen, aber die Grundaussage ist eine relativ sehr verlässliche."
Wolf: "Was man ja definitiv weiss, ist das alle größeren Cluster der letzten Wochen bei Veranstaltungen in Innenräumen passiert sind. Also bei diesem berühmten Rotary-Treffen in Salzburg, bei Gottesdiensten usw. Jetzt darf man seit 1. Juli Veranstaltungen mit 250 Personen organisieren, ab 1. August mit 500 und mit eigenen Erlaubnissen sagar mt bis zu 1000 Besuchern und ab 1. September mit bis zu 5.000 Besuchern, ist das nicht viel viel gefährlicher als Supermärkte ohne Masken? "
Anschober: "... Familienfeiern, Outdoor, wie Indoor, das ist ein zentraler, wesentlicher Bereich ... Bestimmte Kirchen, bestimmte Arbeitsbereiche und reiseassoziierte Cluster hahen wir registrieren müssen. Differenziertes Vorgehen. Einerseits was die Einreise aus dem Westbalkan betrifft, Sondermaßnahmen, was die Kirchen betrifft. Aber das allerentscheidende eigentlich, es geht um das Risikobewusstsein ..."
Wolf:"Darf ich kurz zu meiner Frage zurückkommen, Herr Minister? Nämlich zu den Veranstaltungen in den Innenräumen. Heißt das, da wird sich nix ändern?"
Anschober: "Ja. Aus heutiger Sicht, werden wir genau das machen, was unsere Strategie von Beginn an war. Das wir nämlich ...
Di.21.7.2020 ZIB2: Link
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