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Kölner Rat entscheidet über Usurpation von Parkflächen durch 1. FC Köln

Foto: H.S.

17.06.2020

Neue Meldung: Ein juristischer Formfehler könnte dafür sorgen, dass die für heute, 18.6. geplante Entscheidung über die Erweiterung des FC-Trainingsgeländes im Äußeren Grüngürtel verschoben werden muss. Mehr über die "fatale Panne" unter: Link

Usurpieren bedeutet: durch tatsächlichen Gebrauch eine Sache in seinen Besitz bringen. Auf der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, am 18.06.2020 wird über das Vorhaben des 1. FC Köln entschieden, einen zusätzlichen Teil des Grüngürtels neben dem Geißbockheim durch Bauten und Kunstrasenplätze zu versiegeln. Es geht um die Gleueler Wiese. Der Rat kann beschließen, diesem Vorhaben zuzustimmen oder die Verwaltung mit der Planung für einen Alternativstandort zu beauftragen.

Ungeachtet der heftigen Kritik von Anwohnern, Umwelt- und Klimaschützern hat die Bezirksvertretung Lindenthal den FC-Plänen im Grüngürtel in geheimer (!) Abstimmung mit knapper Mehrheit zugestimmt (10 zu 7 bei 2 Enthaltungen). Konrad Adenauer, Ex-CDU-Ratsmitglied aus Lindenthal und Enkel des gleichnamigen Schöpfers des Grüngürtels, erklärte sich „zutiefst enttäuscht über die Entscheidung der Bezirksvertretung und auch über die CDU.“

Die Kritik entzündet sich auch daran, dass hier öffentlicher Raum zugunsten eines Wirtschaftsunternehmens privatisiert wird, das der FC ja nun einmal ist. Um diesem Aspekt die Schärfe zu nehmen, soll die FC-Stiftung mit ihrem gemeinnützigen Zweck der Sportförderung als Nutzer der Flächen auftreten. Ob die Plätze aber tatsächlich auch von Kindern und Jugendlichen zum Kicken genutzt werden dürfen, ist bisher nicht verbindlich nachvollziehbar. In der Beschlussvorlage für den Rat ist in der Anlage 7 nur von einem Gehrecht der Allgemeinheit die Rede. Näheres soll in einem städtebaulichen Vertrag geregelt sein, der aber (übrigens auch für Ratsmitglieder) nicht einsehbar ist.

Außerdem befürchten viele Menschen, dass die jetzt in Rede stehenden Flächen dem FC bald nicht mehr reichen werden. Schließlich sollte schon die Ausweitung des FC-Geländes am Geißbockheim 2007 eine Ausnahme bleiben, und der FC hatte damals in einem öffentlichen Brief die Gemüter mit der Zusage beruhigt, ein weiterer Ausbau der Trainingsgelände werde nicht mehr erwartet und es würden keine freien Flächen mehr zum Ausbau verwendet.

Da andererseits niemand dem FC ein berechtigtes Interesse am Bau eines Leistungszentrum abspricht, wurden bisher zwei Alternativstandorte in die Diskussion gebracht:
- Der Beller Bogen in Marsdorf. Hier Link können Sie nachvollziehen, wie durch diese Lösung ein „FC-Dreieck“ von Stadion, Geißbockheim und Leistungszentrum entstehen könnte.
- Der Salzburger Weg in fußläufiger Entfernung vom Stadion (Vorschlag der Fraktion Die Linke, siehe diese Erklärung Link, die dazugehörige Karte Link und die Erläuterung zur Karte Link.

In einem Bericht des BUND von der Pressekonferenz in Marsdorf am 29. Mai 2020 heißt es dazu, die Alternativprüfung seitens der Verwaltung sei trotz vorgenommener Ausbesserung „immer noch mangelhaft“.
Bei den zugrunde gelegten maßgeblichen Kriterien "qualitätswirksame und funktionale Standortfaktoren" sowie „Planungsrecht“ kämen der RheinEnergieSportpark und Marsdorf nicht wie bisher auf 10,5 bzw. 10 Punkte, sondern Marsdorf läge mit 16 Punkten klar vorne.

Dagegen sei der Alternativstandort "Beller Bogen" zukunftssicher, der ökologische Ausgleich durch Baumpflanzungen und die Anlage eines Gewässers fände direkt vor Ort statt und die Planung könne in 36 Monaten problemlos umgesetzt werden.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier. Link

Warum der FC diese Alternative trotz dort gegebener weiterer Ausbaumöglichkeiten für die Zukunft ausschlägt, scheint schwer nachvollziehbar, zumal selbst bei einem Ratsbeschluss für das Leistungszentrum im Grüngürtel mit jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen zu rechnen ist, bevor der Bau dort beginnen könnte – ganz zu schweigen von dem Imageschaden für den Verein. Wir haben Befürworter der Pläne um Erläuterungen gebeten, die wir im Interesse einer sachlichen Diskussion an dieser Stelle veröffentlichen werden.

Argumente der Gegner der FC-Pläne finden Sie in diesem ausführlichen Interview mit Roland Schüler in report-k. Link

Ein skurriles (?) Detail am Rande: zahlreiche Gegner der FC-Pläne waren dem Aufruf von Köln Tourismus Link gefolgt, in einem offenen Wettbewerb bis zum 10.06. 2020 über ihren Lieblingsort in Köln abzustimmen. Ab 11. 06. 2020 fehlte ein eingestellter Lieblingsort „Die Gleueler Wiesen“, der zufällig bis zum 10.06. 2020 die meisten Stimmen (520) hatte. Siehe dazu diese Pressemitteilung von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtbezirk Lindenthal. Link

Nachtrag von K2A2 a m 16.6.2020:
Wie angekündigt möchten wir auch die Befürworter der FC-Pläne zu Wort kommen lassen, weil wir verstehen möchten, was aus ihrer Sicht gegen die Bedenken spricht. Wir haben den Mitgliederrat um eine Stellungnahme zu dieser Auseinandersetzung gebeten. Diese finden Sie hier und wir bitten um Beachtung. Link

Quelle: K2A2