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Werbeslogan der Commerzbank klingt wie Hohn in den Ohren

Foto: H.S.

08.11.2023 - von U.G.

"Die Commerzbank - die Bank an Ihrer Seite!"
Dieser Werbeslogan klingt wie Hohn in meinen Ohren, denn wo ist sie in Ihrer Filiale in den Gropiuspassagen in Berlin-Neukölln?

Da gibt es seit Coronazeiten keinen Ansprechpartner und keinerlei Beratungsmöglichkeit, und seit der Einführung der elektronischen Geräte im Vorraum im Frühjahr dieses Jahres stehen immer wieder Ihre alt gewordenen Kunden, die dem Online-banking nicht trauen und es daher auch nicht wollen, ratlos und auf fremde Hilfe angewiesen, so sie denn gerade da ist, vor den Geräten.

Ich gehöre auch zu dieser Generation, seit Jahrzehnten sind wir zufriedene Geschäftskunden Ihrer Bank und fühlten uns immer gut betreut, in den letzten Jahren war uns Frau A. eine kompetente und immer ansprechbare Beraterin. Mit 89 Jahren konnte ich bisher meine Bankgeschäfte noch selbständig ausführen. Durch eine starke Sehbehinderung musste ich mir die Anweisung auf den neuen Geräten vorlesen lassen, gab dann meine Pin mehrmals falsch ein, weil die Zahlen so verdeckt sind, dass man sie nicht alle lesen, sondern nur fühlen kann, daraufhin wurde meine Karte gesperrt und bis heute nicht wieder freigegeben. Auch Überweisungsformulare sind nicht zu bekommen.

Gehen Sie so respektlos mit Ihren alten, treuen Kunden um? Ich empfinde es als Entmündigung und als Eingriff in meine persönliche Selbständigkeit, weil ich nun auf fremde Hilfe angewiesen bin.

Glücklicherweise habe ich eine Tochter, die mein volles Vertrauen hat und nun ein Online-Konto für mich führt, die mir die Tages- oder Monatsauszüge ausdruckt und Überweisungsträger besorgt.

Es ist für mich unerklärlich, wie man eine Bankfiliale mit einem so großen Einzugsgebiet wie der Gropiusstadt unbesetzt lassen oder sogar schließen kann. Seit Wochen verkündet ein Schild an der Eingangstür zum Vorraum: „Nach der Renovierung sind wir wieder für Sie da“ , aber auf dem gleichen Schild steht: „Neuer Standort in Lichterfelde am Kranoldplatz. Wir freuen uns auf Ihren Besuch“

Wieder Verunsicherung- also können wir wohl nicht auf Wiedereröffnung der gewohnten Filiale in den Gropiuspassagen hoffen, sondern müssen weiter mit Automaten oder der völligen Schließung leben?

Es gibt ein Altenhilfegesetz im SGB XII. Wesentliche Ziele sind die Teilhabe alter Menschen und der Erhalt der Selbständigkeit im Alter. Da ich für viele betroffene alte Menschen spreche, werde ich diesen Brief in Kopie weiterleiten an: Seniorenberatung des Bezirksamtes Berlin-Neukölln; Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Sport/Antidiskriminierungsstelle; Verbraucherzentrale, Büro gegen Altersdiskriminierung.

Ihrer Antwort sehe ich erwartungsvoll entgegen.
U.G.

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Betreff: Ihre E-Mail vom 20. Oktober 2023 - Unser Zeichen: 23-48712

Sehr geehrte Frau Goebel,


vielen Dank für Ihre offenen Worte. Bitte entschuldigen Sie, dass wir Ihnen erst heute antworten.

Sie haben sich an uns gewandt, weil Sie mit der Schließung unserer Filiale Berlin-Gropiuspassagen nicht einverstanden sind. Es ist für uns nachvollziehbar, dass Sie die komplette Schließung der Filiale als nicht kundenfreundlich empfinden. Wir bedauern sehr, dass Sie deswegen verärgert sind. Gern möchten wir Ihnen den Grund für unsere Entscheidung erläutern.

Die Bankenbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Das Verhalten unserer Kunden hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Sie nutzen verstärkt digital unsere Produkte und Dienstleistungen. Die Banking App der Commerzbank hat inzwischen 1,7 Millionen aktive Nutzer. Die Corona-Krise hat zudem ein verändertes Zahlungsverhalten mit sich gebracht. Girocard oder Kreditkarte werden von 44 Prozent unserer Kunden genutzt. 27 Prozent bezahlen kontaktlos mit dem Smartphone, Google- oder Apple Pay. Das bedeutet auch, dass viele Kunden seltener eine Filiale besuchen als in den Jahren zuvor. Diese Entwicklung hat natürlich Auswirkungen auf die Anzahl unserer Filialen.

Wir versichern Ihnen, dass wir uns die Entscheidung, die Filiale komplett zu schließen, nicht leicht gemacht haben. Dabei haben wir sowohl die Nähe zu unseren Kunden als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt. Wir werden weiterhin Standorte immer wieder neu bewerten und individuell entscheiden, um ein zukunftsfähiges Filialnetz und ein komplett neues, an den Bedürfnissen unserer Kunden orientiertes Geschäftsmodell zu entwickeln.

Die Bargeldversorgung unserer Kunden ist dennoch gesichert. Sie können kostenfrei an rund 7.000 inländischen Geldautomaten der Cash Group (Deutsche Bank, Postbank und HypoVereinsbank) Geld abheben. Den nächsten Geldautomaten der Cash Group finden Sie bei der Deutschen Bank in der Johannisthaler Chaussee 300, 12351 Berlin. Zahlreiche Supermärkte und Tankstellen stellen zudem ab einem geringen Einkaufswert gebührenfrei Bargeld zur Verfügung.

Außerdem stehen Ihnen weiterhin die beiden Nachbarfilialen Berlin-Neukölln und Berlin-Adlershof zur Verfügung, sowie jede andere unserer zahlreichen Filialen in Berlin. Hier erhalten Sie selbstverständlich auch weiterhin die gewohnte Beratungs- und Servicequalität.

Vor diesem Hintergrund bitten wir um Ihr Verständnis, dass wir an unserer Entscheidung, die Filiale Berlin-Gropiuspassagen zu schließen, festhalten. Ihren Vorwurf der Altersdiskriminierung weisen wir entschieden zurück.

Es tut uns leid, dass wir Ihnen keine anderslautende Antwort geben können. Dass wir Ihren Erwartungen hier nicht gerecht werden können, bedauern wir sehr. Bitte geben Sie uns dennoch die Gelegenheit, Sie davon zu überzeugen, der richtige Partner an Ihrer Seite zu sein.

Mit freundlichen Grüßen
Marianne Daubner-Dembski

Commerzbank AG
Privat- und Unternehmerkunden
Beschwerdemanagement
Postanschrift: 40300 Düsseldorf

Telefon +49 69 98 66 09 33
Unser Zeichen: 23-48712
<57>Beschwerdemanagement@commerzbank.com

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8.11.2023

Quelle: Mail an die Redaktion