Foto: H.S.
28.09.2017
Steven, Mitglied des autonomen Fahrer_innenkollektivs CLAP in Paris hält eine Rede bei der Sommeruniversität des NPA (Nouveau Parti Anticapitaliste), August 2017. Während seine Kolleg_innen Restaurants in Bordeaux, Lyon, Nantes und Paris blockieren, gibt er einen Überblick über die völlig ungeschütze Situation der Deliveroo Fahrer_innen in Frankreich. Er erzählt wie schwierig es ist, in dieser Branche zu streiken:
"Das sagt sich so einfach, einen Streik auszurufen, als prekarisierter Fahrer, der selbständig ist. Wir haben uns die Frage auch gestellt: Wie kann man in dieser Situation streiken? Wir haben mit Kollektiven in Spanien und England Kontakt aufgenommen, die schon Erfahrungen mit dem Streiken hatten. In Spanien haben sie zum Beispiel Anfang Juni gestreikt, im Großen und Ganzen aus den gleichen Gründen. Sie haben einen klassischen Streik gemacht: Sie haben sich ausgeloggt, und sich auf einem Platz versammelt, mit Fahnen, mit den Gewerkschaften, und Redebeiträge gehalten. Nach den Reden, also nach einer Stunde, waren alle gefeuert, die App auf ihren Handys war nicht mehr verfügbar."
Andrere Protestformen waren erfolgreicher, wie man am Aktionstag in Frankreich am 11. August 2017 sehen konnte:
"Der 11. August war ein voller Erfolg. Zwischen 75 und 100 Fahrer_innen waren bei der Versammlung. Zusätzlich 300 bis 400 Unterstützer_innen aus der Politik, Gewerkschafter von SUD und CGT, Leute vom Front Social, alle möglichen Leute, die uns unterstützten. Wir haben uns eine Stunde lang unter uns über unsere Arbeitsbedingungen unterhalten. Danach haben wir eine unangemeldete Demo gemacht, um die Restaurants zu blockieren. Wir sind in die Restaurants reingegangen, haben die Lampen angemacht und Parolen gerufen. Dabei verhindern wir, dass die Deliveroo-Bestellungen rausgehen. So lange, bis der Restaurantbesitzer die Deliveroo-App für den Abend abschaltet, sodass Deliveroo eine Menge Geld verliert. Wir hindern die Fahrer_innen, die arbeiten daran, ihre Bestellungen abzuholen. Sie sollen die Firma anrufen und sagen, sie konnten nichts machen, sie wurden blockiert. Das heißt, sie bekommen für die Fahrt noch ihr Geld. Dann können sie sich ausloggen und sich uns anschließen. Das ganze war ein großer Erfolg, viele Leute haben mitgemacht, und das in einer Branche, die so prekarisiert und so atomisiert ist, viele junge Leute aus den Banlieues, aus dem studentlischen Milieu, mitten im August, das war ein Erfolg der vielen Fahrer_innen Mut gemacht hat. Und es hat dazu geführt, dass sich in vielen anderen Städten Kollektive gebildet haben die jetzt dort das Gleiche versuchen."
Ab dem 27. September sind transnationale Aktionen geplant. Am Mittwoch, den 27. September wird es Versammlungen von Fahrer_innen in Paris und anderen französischen Städten geben und für denselben Tag wurde in London zu einer Demo unter dem Namen "Prekäre Arbeiter_innen schlagen zurück" aufgerufen.
französisch mit dt. UT | 11 min | 2017
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