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Welche Bildung wollen wir für unsere Enkel ?

Foto: H.S.

20.09.2017 - von Gerd Feller + D.S.

PISA bedeutet Programm for International Student Assessment. PISA soll internationale Schulleistungen testen und wird seit dem Jahr 2000 in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und in einigen ihrer Partnerstaaten alle drei Jahre durchgeführt. Was haben wir Alten noch mit solchen schulischen Veranstaltungen zu tun? Viel, denn es geht um unsere Enkelkinder und mehr noch, es geht auch um die Entwicklung unserer Gesellschaft, an der wir Jahrzehnte mitgewirkt haben und an deren Weiterentwicklung wir durchaus auch noch interessiert sein und teilnehmen sollten.

Das Programm PISA ist wie der Turm in Pisa schief. Trotz vieler Zweifel unter Bildungsexperten glauben die Pisaner, aufgrund der Tests genau über den Zustand des Bildungswesens der Teilnehmerländer und dann auch unserer Länder informiert zu sein und urteilen zu können. Zum Vergleich werden Ranglisten erstellt. Bremen tummelt sich überwiegend in der unteren Ranghälfte. Seit Jahren schenken Politik und Öffentlichkeit diesem Testverfahren ziemlich kritiklos Glauben. Nach jeder neuen Veröffentlichung werden mehr Investitionen für Bildung und weitere, meist überstürzte, Reförmchen gefordert. Dadurch kommt es immer wieder im Schulbetrieb zu Unruhe. Wie sollen Schüler/-innen motiviert werden, wenn man sie ständig auf den angeblich schlechten Rang in der PISA-Liste hinweist? Hat sich was verbessert?

Eine ZDF-Reportage im Juli und viele erfahrene Lehrer geben Auskunft: Es wird Stoffhuberei betrieben, selbst an den Universitäten. In den 70er Jahren wollten wir schon dieses Erbe des vorangegangenen Bildungssystems abbauen. Didaktiker und Pädagogen waren damals nicht zuletzt durch unsere Geschichte folgerichtig darauf gekommen, es sei sinnvoller, kritische Staatsbürger zu erziehen. Jugendliche sollen das Lernen lernen, Grundkenntnisse erwerben, mehr prozess-, problem- und lösungsorientiert arbeiten können, teamfähig werden und auch Zeit haben für vertiefendes Arbeiten, und dabei sogar noch in der Lage sein, ihre eigenen Interessen zu pflegen. Das schien sich in den 70er und 80er Jahren gut zu entwickeln.

Was haben wir heute? Wieder Stoffhuberei, Verkürzung der Schulzeit, Arbeiten unter ungeheurem Zeitdruck! Es wird auf Tests hin gearbeitet, die Vorbereitungsanfoderungen wachsen. Schulzeit ist ein Kampf um die oberen Ränge der PISA-Liste, jeder gegen jeden. Lehrer werden immer unzufriedener mit ihrem Beruf, weil sie viele Kinder leiden sehen und weil Schule durch die ständige Vergleicherei technokratisiert wird. Die Problemliste ist noch länger. Dabei gehen dann pädagogische Ziele verloren. Man kann es kaum glauben, dass immer mehr Schüler unter Erschöpfungssyndromen und Burnout leiden, sogar schon in der 4.Grundschulklasse. Experten warnen davor, dass die Zahl der gestressten und verzweifelten Kinder noch schneller steigt als bisher. In Hamburg gibt es bereits eine Spezialklinik für jugendliche Stressopfer. Singapur gehört zur Spitze der PISA-Liste und hat die höchste Selbstmordzahl Jugendlicher. Wollen wir dem nacheifern?

Was steckt hinter diesem fatalen Spiel? Nicht nur ich denke, dass auf Dauer unsere Kinder und Enkel zu systemangepassten und gut funktionierenden Marionetten gebildet werden. Man sieht anscheinend in der Bildung nur noch die Produktion von Machern mit hoher Qualität zur weiteren Wertsteigerung. Wer nicht durchhält, fällt aus dem System. Kein Wunder, dass dieser Weg auch bei Eltern erhebliche Ängste auslöst, die dann den Druck auf Jugendliche noch verstärken. Der Grad an Wettbewerbsfähigkeit gilt mehr als der Mensch. Wenn demnächst die Zahl der Lehrkräfte zurückgeht, weil sie die moderne Bildungsideologie nicht mehr mit tragen wollen, kann man ja für alle Eleven auf häuslichen Unterricht per Internet umstellen. Das spart Bildungsausgaben und hält die Schülerschaft noch stärker vom Denken und vom Wissenstransfer ab. Allerdings dient das auch dem Abbau demokratischen Bewusstseins und menschlicher Beziehungen. Ich verabscheue es, in diese Richtung weiterzudenken. Die Senioren sollten sich des Themas annehmen und klar und nachdrücklich Stellung zu der Frage beziehen, welche zukünftige Gesellschaft wir für unsere Enkel schaffen wollen.
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Fazit:
Schlaue Bürger haben mehr Widerstandspotential. Deshalb wird, wie in der Zuckerindustrie versucht, im Ungefähren und Zweifelhaften zu bleiben.
Keine eindeutigen Studien für oder gegen spezielle Entwicklungen.

Deutlich sichtbare Entwicklungen werden vermieden, auf untergesetzlicher
Ebene werden aber politische Vorgaben unter dem Deckmantel der
fachlichen Notwendigkeit vorangetrieben.

Die Schüler werden zunehmend nicht zum mündigen Bürger und Verbraucher
erzogen, sondern zur zielgenau ausgebildeten Arbeitskraft. Fächer wie Sozialkunde/Politik, Geschichte und Erdkunde braucht man in kaum einem Wirtschaftsbereich. Aus diesem Grund wird der Lehrplananteil in diesen Fächern m.W. auch in Deutschland reduziert.

Gleiches bestätigt auch Frank Richter, ehem. Leiter der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung
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aus
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Deutlicher sichtbar ist diese Bewegung und Zielsetzung in Polen.
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Quelle: Durchblick September 2017