Köln, 2014 Foto: H.S.
02.06.2017 - von diverse
"Am 2. Juni 1967 befand ich mich ab 19.00 Uhr als Zuschauer in der Bismarckstraße gegenüber dem Haupteingang der Deutschen Oper auf dem schmalen Bürgersteig zwischen Absperrungen und Bauzaun. Eine Menschenmenge (vorwiegend Jugendliche, zum großen Teil Studenten, aber auch ältere Menschen und einige Kinder) hatte sich hinter den von der Polizei errichteten und von starken Kräften gesicherten Sperren versammelt.
Die Jugendlichen demonstrierten mit Sprechchören wie:
´Schah! Schah! Schaschlik!
Schah! Schah! Schabernak!
Schah! Schah! Scharlatan!
Mo! Mo! Mossadek!
Aber sie riefen auch:
´Mörder! Mörder! Mörder! Pfui` und ähnliches, unterstützt von Lärminstrumenten.
Aus dem Brief von Horst Wodke an das Kommando der Berliner Schutzpolizei vom 3. Juni 1967
Aus der Rede von Christian Geissler anläßlich einer Demonstration von Münchener Studenten am 5. Juni 1967
"Im wesentlichen kannst Du dem heutigen
- darüber, wie die Polizei noch während der Demonstration das Gerücht hat verbreiten lassen, ein Polizist sei getötet worden, was die anderen Polizisten natürlich nur aufputschen konnte
- daß die Bevölkerung am Straßenrand die Polizei aufforderte, die Studenten zusammenzuschlagen
- daß diese Leute in Diskusiionen fast ausnahmslos für die Vergasung und Erschießung der Studenten waren
- daß ich etwa eine Dutzendmal gehört habe, Hitler solle endlich wiederkommen
- daß Ärzte in Krankenhäuser sich geweigert haben, Demonstranten zu behandeln
- daß zusammengeschlagene Studenten von Ärzten und Krankenschwestern beschimpft wurden."
Aus der Rede von Peter Bubenberger als Sprecher für SDS, LSD und Hans Böckler-Kreis anläßlich der Trauerfeier des ASTA und der politischen Studentengruppen der Universität Köln am 7. Juni 1967
"Sehr merkürdig, sehr bemerkenswert erscheint mir eine gewisse Art der Berichterstattung über den Tod Benno Ohnesorgs: immer und immer wieder wird betont, dieser Student habe keiner politischen Organisation angehört, er sei politisch nicht engagiert gewesen. Soll das vielleicht bedeuten, daß ein engagierter Student, daß zum Beispiel ich als Mitglied des SDS mit mehr Rechtfertigung erschossen werden darf? Erst hieß es, ein ´Rädelsführer` sei erschossen worden - soll das etwa heißen, In Berlin und überall in der Bundesrepublik wurden Studenten inhaftiert, zusammengeschlagen, von ihrem Wohnort abgeschoben, in sogenannte Schutzhaft genommen (vor wem eigentlich?), wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen morgens um sechs wie zu Zeiten der Gestapo: das heißt auf Deutsch: geprobter Notstand.
So stellen wir also fest, daß der Tod von Benno Ohnesorg nur ein Glied darstellt in einer langen Kette im Prozeß des Abbaus der Demokratie und des Anwachsens neofaschistischer Tendenzen in unserer Gesellschaft. ... Ich möchte an dieser Stelle Professor König zitieren, der heute morgen in einer Vorlesung zutreffend sagte: ´Die Gefahr ist nicht die NPD, sondern die zunehmende Faschisierung der großen Parteien CDU und SPD.`
Aus der Rede von Dietmar Alt Auf einer Demonstration des ASTA und der politischen Studentengruppen der Universität Heidelberg am 6. Juni 1967
"Ein Student, das heißt einer unserer Kommilitonen, wurde erschossen. Wäre er auf der Flucht aus der DDR erschossen worden, hätten die westdeutsche Presse und unsere Parteien wieder einmal getobt. So aber starb er durch die Kugel eines unserer eigenen ´Schutz`polizisten.
Im Falle der DDR protestiert man bei uns dauernd gegen den Schießbefehl an der Grenze. Hier gab man in unserem eigenen Staat selbst eine solche Schießerlaubnis. Zusätzlich liegen 18 Kommilitonen mit schwersten Kopfverletzungen in Westberliner Krankenhäusern. Man hat sie gnadenlos zusammengeschlagen. Soll das etwa die Auffassung der Westberliner Parteien und Staatsorgane von Demokratie sein? Ist Totschlag bei uns schon wieder sanktioniert?
Aus der Rede von Professor Scheuch anläßlich der Trauerfeier des ASTA und der politischen Studentengruppen der Universität Köln am 7. Juni 1967
"Wir haben das Recht in der Bundesrepublik, in öffentlichen Veranstaltungen darzutun, wenn uns etwas in unserem Staat mißfällt. Auch wenn einer Regierung viel daran liegen mag, einem Schah einen angenehmen Aufenthalt zu verschaffen, einer Regierung muß noch mehr daran liegen, die Freiheit der Bürger zu bewahren. ...
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