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Neues vom Kommissar: Junker veranlaßt Oettingers Entschuldigung

Neuruppin, 2016 FOto: H.S.

Europäische Union - 05.11.2016 - von Hanne Schweitzer

1. OETTINGERS HAMBURGER SCHLITZAUGENREDE-REDE
EU-Kommissar Günther Oettinger war not amused. Das "Nein" der Wallonie zum Freihandelsabkommen zwischen Kanada und der EU führte zu einer dreitägigen Verzögerung der Unterzeichnung des Handelsabkommens CETA. Oettinger war sauer, als er nach Hamburg kam und dort eine Rede hielt. Er äußerte sich derart mißbilligend und abwertend über den französisch sprechenden Teil Belgiens,dass man die Frage, ob der Mann noch ganz bei Trost ist, aufrichtig bejahen kann.

Oettinger, der sein Geld seit 1984 in der Politik verdient, stieg am 26. Oktober schwäbelnd und frei, ohne Manuskript beim „EuropaAbend“ des AGA- Unternehmerverbands in die Bütt. Ob ihm dafür ein Honorar bezahlt wurde, und wenn ja in welcher Höhe, ist nicht bekannt.

Der EU-Kommissar beleidigte Wallonen, Chinesen, Frauen und Schwule. Er sagte: Die Wallonie werde von Kommunisten geführt, die ganz Europa blockierten, was nicht akzeptabel sei. Dass die Wallonie, wie Flandern auch, mit eigenen außenpolitischen Entscheidungsbefugnissen ausgestattet ist, sagte der Kommissar nicht. Brilliant kommentierte der Sprecher des wallonischen Regierungschefs die abfälligen Sätze Oettingers: „Wenn alles, was berichtet wird, sich als wahr herausstellt, handelt es sich um skandalöse Äußerungen, die von völliger Verachtung zeugen für unsere Region, ihre gewählten Vertreter, ihre Bürger und die Zivilgesellschaft, die sich mobilisiert hat.“ Wow, sogar die Zivilgesellschaft wird erwähnt!

Der EU-Kommissar brüskierte nicht nur die Wallonie. Auch den Chinesen zeigte er seine Verachtung. "Schlitzohren und Schlitzaugen" würden das Geschäft machen, meinte der EU-Kommissar vor 200 geladenen Gästen, wenn Europa keine Freihandelsabkommen zustande bringe.

Den Besuch einer Regierungsdelegation aus China schilderte er so: "Letzte Woche waren die chinesischen Minister bei uns zum Jahresgipfel China-EU. Neun Männer, eine Partei, keine Demokratie. Keine Frauenquote, keine Frauen, keine Frau - folgerichtig. Alle im Anzug, Einreiher, einheitlich dunkelblau. Alle Haare von links nach rechts mit schwarzer Schuhcreme gekämmt."

Vermeintlich locker äußerte sich Oettinger über eine vermeintliche „Pflicht-Homoehe“ in Deutschland, und unbedingt loswerden musste er auch noch eine verächtliche Bemerkung über Ex-Kanzler Schröder: "Der habe ja nun genug Zeit um zwischen Tengelmann und Kaiser zu vermitteln, jetzt wo North Stream 2 nicht gebaut werde und die Frau weg sei."

So spricht er, so denkt er und so ist er, EU-Kommissar Günter Oettinger, der es mit seiner menschenfeindlichen Gesinnung bis ganz nach oben geschafft hat in der Politik. Weil nun aber bekanntlich eine Krähe der anderen kein Auge aushackt, sprach die schwarz-rote Bundesregierung dem Kommissar am 31.10. (Reformationstag 2016) das Vertrauen aus.

Einen Tag später, das war Allerheiligen, ließ Max Uthoff in der TV-Sendung "Die Anstalt" den Satz fallen: "Wer mit den Saudis für Demokratie kämpft, der kämpft auch mit Günter Oettinger um die Völkerverständigung." Familienministerin Manuela Schwesig nannte Oettingers Wortwahl „homophob und rassistisch“. Als ob es um die Wortwahl ginge. Es geht ums Denken!

2. SENSATIONELL: ACHT TAGE NACH SEINER HAMBURGER REDE - OETTINGER ENTSCHULDIGT SICH!
Von der Pressestelle der EU-Kommission höchstpersönlich wurde Oettinger Statement am Donnerstag, dem 3.11. verbreitet. Darin heißt es:

Ich hatte Zeit, über meine Rede nachzudenken und kann nun sehen, dass die von mir benutzten Worte Ärger verursacht haben und Menschen verletzt haben könnten. Ich entschuldige mich für jede Bemerkung, die nicht so respektvoll war, wie sie hätte sein müssen. Meine Botschaft war es, einen Weckruf" bei Roman Herzog hieß das noch Ruck "an das deutsche Publikum zu richten: wenn die Deutschen ihre politische Arbeit darauf beschränken, ihr Rentenalter zu reduzieren, ihre Renten zu erhöhen und so weiter, dann sollte niemand überrascht sein, wenn wir den globalen Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das gleiche gilt für Europa als Ganzes.

Wir müssen unsere Bemühungen verdoppeln und können uns nicht erlauben, ein Nickerchen auf dem Sofa zu machen. Wir müssen die richtigen Prioritäten setzen – in einer demokratischen und ausgewogenen Weise. In meiner Rede hatte ich einige Beispiele gewählt (und ich möchte mich nochmals entschuldigen, wenn meine Worte negative Gefühle verursacht haben.)" Der letzte Satz steht im Original auch in Klammern. Hat ihn jemand hinzugefügt oder vergessen zu streichen, der nicht Oettinger heißt?

"Ich (Oettinger), habe auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, eine funktionierende europäische Regierungsführung zu haben – das CETA-Beispiel zeigte, dass Europa seine Glaubwürdigkeit als verlässlicher Partner im internationalen Handel schnell verlieren kann, wenn wir nicht besser aufpassen.

Lassen Sie mich noch hinzufügen, dass ich bedauere, dass einige meiner Bemerkungen in Bezug auf Wallonien falsch zitiert wurden. Wallonien ist nicht nur historisch eine wichtige europäische Region, sondern trägt aktiv zur kulturellen und politischen Vielfalt Europas bei. Da ich selbst auch aus einem Bundesstaat komme, nehme ich die Regionen und ihre Standpunkte sehr ernst." Ja woher denn sonst als aus einem Bundesstaat soll jemand mit deutschem Pass kommen? Vom Mond?

"Ich (Oettinger)habe großen Respekt für (!) die Dynamik der chinesischen Wirtschaft – China ist ein Partner und ein harter Wettbewerber. Deshalb brauchen wir gleiche Wettbewerbsbedingungen, unter denen chinesische Unternehmen europäische kaufen können und europäische Unternehmen chinesische kaufen können. Es ist wichtig, diesen Zugang auf beiden Seiten zu gewähren – und hier sehe ich Raum für Verbesserungen."

Soweit das Pressestatement. Der Kommissar ergänzt es in bestem Lübke-englisch mit den Worten: "I was frank and open - it was not a speech read-out, but "frei von der Leber" as we say in German".

So spricht er halt, so denkt er halt und so ist halt. Anders kann er nicht, der deutsche EU-Kommissar, der es mit seiner menschenfeindlichen Gesinnung ganz nach oben im Politzirkus gebracht und über seinem sagenhaften Aufstieg vergessen hat, dass man um Entschuldigung bitten muss. Der Beleidiger bittet den Beleidigten darum, ihn zu entschuldigen. Erst dann, wenn der Beleidigte die Bitte um Entschuldigung annimmt, erst dann ist die Sache aus der Welt.

3. JEAN CLAUDE JUNCKER KOMMT INS SPIEL - OBWOHL ER SCHON LÄNGST AN DEN STRIPPEN ZIEHT

Am Samstag, dem trüben 5.11. als auch noch der 1.FC Köln gegen Eintracht Frankfurt verlor, steht in der FAZ, was diese einem Interview entnommen hatte, dass die Zeitung Le Soir mit Juncker führte:

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, oberster der EU-Bonzen, habe Oettinger am Mittwochabend angewiesen, sich wegen seiner abfälligen Bemerkungen über Chinesen und Homosexuelle zu entschuldigen. (Die Wallonen und die Frauen fallen flach. Sind nicht so wichtig.) Juncker habe Oettinger außerdem angewiesen, sich nur noch zu Themen zu äußern, die mit seinem Aufgabenbereich zu tun haben.

„Ich (Junker) denke, dass die Kommissare sich bei öffentlichen Äußerungen darauf beschränken sollten, Probleme anzusprechen, die etwas mit ihrem Portfolio zu tun haben, und nicht irgendwelchen gewagten Eingebungen freien Lauf lassen.“

Gewagte Eingebungen!


Schlitzaugen-Rede Oettingers auf You tube: Link/watch?v=7EK6oE9kwVY

Link: Ford-Genk Prozeß in Köln: Von acht Zeugen kommt nur einer
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung