Köln, 2008
19.08.2016
Viele Kritiker und Kritikerinnen des neoliberalen Kapitalismus stellen diesen gerne dar als schlimmes Gegenstück zur wohligen „Sozialen Marktwirtschaft“. Die Leute haben leider einen schweren Sehfehler. Beide Regime waren bzw. sind auf Mehrarbeit und Profiterzielung programmiert. Unterschiede gibt es bei den Quellen: Vormals dominierte die Industrieproduktion, jetzt ist auch noch die Finanzspekulation dazu gekommen. Und Unterschiede gibt es bei der sozialen Verpackung.
In den Adenauerjahren war eine der dreistesten Verdrehungen der Spruch von den Unternehmen als „Arbeitgebern“ und von den Beschäftigten als „Arbeitnehmern“. Die Gewerkschaften haben diese Ideologieformeln übernommen und sind prompt in der „Sozialpartnerschaftsfalle“ gelandet.
Dann, mit dem Trio Kohl-Genscher-Lambsdorff nebst Reformkasper Blüm kamen die „Lohnnebenkosten“ aufs Tapet. Mit Hilfe dieses Begriffes wurden hunderte von Milliarden Mark bei den Renten und bei der Gesundheit durch Staatseingriff hinweg gekürzt. Irgendwie hat es damals keiner gewusst oder zu sagen gewagt: Lohn-„Nebenkosten“ sind Lohnbestandteile. Wenn die Politik diese „Nebenkosten“ kürzt, kürzt sie in Wahrheit die Löhne.
Zuletzt haben die zwei Parvenüs Schröder und Fischer nebst Heuschrecken-Münte dann den totalen „Arbeitsmarkt“ in Deutschland ausgerufen. Bei diesem soll es angeblich um hohe Beschäftigung gehen – in Wahrheit geht es um noch niedrigere Löhne.
Kritik am „Reform-Sprech“ Arbeit-„Geber“, Lohn-„Nebenkosten“, Arbeits-„Markt“ usw. ist also ein erster Schritt um zu erkennen, dass der Sozialstaat vor allem dazu da ist, die Leute zu täuschen.
Lob verdient hier der frühere VdK Nordrhein-Westfalen (jetzt: SPD-Hilfstruppe). Der veröffentlichte 2010 eine Untersuchung darüber, dass Rentenkürzungen mit „Generationengerechtigkeit“ gar nichts, aber mit nachträglicher Lohnkürzung ganz viel zu tun haben.
]Lesen Sie dazu mehr in: Link
Zander, Thomas
Die Zukunft der gesetzlichen Rente als Lohnbestandteil
In:
Sozialverband VdK Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):
„Realwirtschaft“: Die Altersrenten kommen nicht aus dem Finanzkasino
Düsseldorf 2010
S. 113-125
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