05.01.2016 - von Hanne Schweitzer
Wo bleibt die große Demonstration auf der Domplatte in Köln, um Männern zu zeigen, dass frau von KEINEM Mann, egal wo er herkommt oder welche Augenfarbe er hat, ungefragt begrabscht und angefasst werden will?
Wo bleibt der Protest gegen die Kölner Polizei, der schon seit Monaten bekannt war, dass Männergrüppchen als "Antänzer", Dealer und Taschendiebe in Köln immer wieder Frauen belästigt haben? Polizistinnen der Polizeiwache, die für den Hauptbahnhof und die Domplatte zuständig sind, haben der Kölner Zeitung Express gesagt, dass sie nach Feierabend den Bereich am Bahnhof aus diesen Gründen meiden! Warum hat die Kölner Polizei am 1.1.2016 um 08:57 folgende Pressemitteilung abgesetzt: "Die Polizei Köln zieht Bilanz. Wie im Vorjahr verliefen die meisten Silvesterfeierlichkeiten auf den Rheinbrücken, in der Kölner Innenstadt und in Leverkusen friedlich." Auf der Pressekonferenz am 5. Jan. 2016 um 15:43 Uhr entschuldigte sich Polizei-Präsident Alberm für die Meldung, der Abend sei ruhig verlaufen: Albers: "Das war falsch." Ist der Kölner Polizei nicht -wie mir - aufgefallen, dass am Silvesterabend schon um 19.30 rund um den Dom auffällig viele Grüppchen junger Männer zu sehen waren?
Wo bleibt der Protest gegen eine Kölner Oberbürgermeisterin, die sich nur um den Wirtschaftsstandort Köln sorgt, wenn sie sagt: "Es darf nicht sein, dass BESUCHERINNEN und BESUCHER, die nach Köln kommen, um hier an Veranstaltungen teilzunehmen, Angst haben müssen, überfallen zu werden." Sind die BewohnerInnen Kölns für sie uninteressant??? Am 5.1.toppt sie diese Fehlleistung noch mit dem Hinweis, die Stadt Köln wolle zusammen mit der Polizei "Verhaltensregeln" für Frauen aufstellen. Link
Wo bleibt die Frauensolidarität? Der juristische Weg, den die betatschten und/oder bestohlenen Frauen gehen, indem sie Anzeige erstatten, ist der eine. Laut zu demonstrieren, uvermitteln, dass Frauen kein Freiwild sind, für KEINEN Mann auf dieser Welt, auch nicht für Nazis oder für betrunkene Ehemänner, das ist das andere. 2013 ging das Umzingeln und Demütigen von Frauen durch die Weltpresse, als Männer auf dem Tahirplatz in Kairo es betrieben haben. Human Rights Watch damals: „Es handelt sich um schwere Verbrechen, die Frauen davon abhalten, ... am öffentlichen Leben zu partizipieren“.
Frauenverachtendes Verhalten hat NICHTS mit der Religionszugehörigkeit oder dem Herkunftsland der Täter zu tun. Ist die Emanzipation, ist das damit einhergehende Aufbegehren gegen männliche Übergriffe verkommen zum Recht der jungen Frauen auf Doppelbelastung und Konsum?
Bleibt noch: Der Zweifel
Ist es nicht leicht, jungen Männern ein bisschen Geld zu versprechen und ihnen zu sagen, informiert eure Freunde, trefft euch und dann: Macht mal?
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Am 5.1.2016 haben ca. 300 Frauen in Köln demonstriert. Behshid Najafi von der Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen sagte: „In was für einer Stadt leben wir eigentlich? „"Wie kann es sein, dass so viele Frauen an einem so großen Platz offen belästigt werden und niemand zur Hilfe kommt?“
300 Frauen, das ist kein Aufschrei, das ist nicht mal ein Wimmern!
Am 9.1.2016 beteiligten sich ca. 1.000 Frauen gegen 12.00 am Flashmob "Keine Gewalt gegen Frauen". Im Aufruf dazu hieß es: Sie standen auf der Treppe zum Kölner Dom und machten Krach. Auffällig, dass nur sehr wenige junge Frauen und keine Kopftuch tragenden gekommen waren. Kölsch wurde es, als die Frauen den Refrain eines mindestens 20 Jahre alten Karnevalsliedes von Marita Köllner anstimmten:
"Denn mir sin kölsche Mädcher
Hann Spetzebötzjer an
Mir lossen uns nit dran fummele
Mir lossen keiner dran."
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Die miserable Berichterstattung durch ARD und ZDF und vor allem den WDR, der ja direkt am Ort des Silvester-Geschehens ansässig ist, fiel der FAZ auf: Link
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Sonstiges:
05.01.2016: Köln, Silvester und die Polizei
29.12.2015: Ökonomisches Alphabetisierungsprogramm - Neue Hefte
23.12.2015: Das Edeka-Weihnachtsvideo
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