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Immer mehr Kriege, immer mehr Flüchtlinge, immer mehr Not

Meiningen, 2015 Foto: H.S.

15.08.2015 - von Mehreren

Seit Anfang des Jahres haben 137.000 Menschen das Mittelmeer in Booten überquert und in Europa Zuflucht gesucht. Knapp 50.000 Menschen sind allein im Juli 2015 nach Griechenland geflohen - und damit in einem Monat so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. Das UNHCR spricht von einer dramatische Lage. In der ersten Augustwoche erreichten 3.700 Bootsflüchtlinge nach einer nächtlichen Überfahrt von der fünf Kilometer entfernten türkischen Halbinsel Bodrum die griechische Insel Kos.

Weltweit sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. So viele Flüchtlinge wie noch nie.

„Europa hat die klare Verantwortung Schutzsuchenden zu helfen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen“, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. „Diese Verantwortung abzulehnen, bedroht die Grundfesten des humanitären Systems, das Europa so mühsam aufgebaut hat. Die europäischen Staaten müssen zuhause und in anderen Länder ihren Beitrag zur Lösung dieser Flüchtlingskrise leisten."

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Zuwanderung: Migranten brauchen Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt

Zuwanderer sollen schneller einen Job finden. Darüber herrscht in der Politik weitgehend Einigkeit. Allerdings geht es in der Diskussion vor allem um Neuankömmlinge. Bereits länger in Deutschland lebende Migranten geraten dagegen häufig aus dem Blick. Dabei haben sie besonders schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt und müssten gezielt gefördert werden, wie eine Analyse von Jutta Höhne und PD Dr. Karin Schulze Buschoff vom WSI zeigt. Die Untersuchung ist in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen erschienen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben 16,5 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Zwei Drittel von ihnen sind im Ausland geboren, die allermeisten leben seit mehr als zehn Jahren in der Bundesrepublik.

Ein Drittel der Menschen mit Migrationshintergrund ist hier geboren, zählt also zur sogenannten zweiten Generation. Von einer gleichberechtigten Teilhabe auf dem deutschen Arbeitsmarkt seien sie jedoch weit entfernt, konstatieren die Forscherinnen, die für ihre Studie die neuesten verfügbaren Daten aus dem Mikrozensus ausgewertet haben.

Die Erwerbslosenquote von Migranten liege insgesamt bei fast zehn Prozent - etwa doppelt so hoch wie im Rest der Bevölkerung. Und diejenigen, die eine Arbeit finden, müssten häufig mit weniger angesehenen Jobs vorliebnehmen. Selbst unter den qualifizierten Einwanderern mit Berufsabschluss sei der Anteil prekär Beschäftigter vergleichsweise hoch. In einer "besonders ungünstigen Lage" seien Menschen aus Ländern außerhalb der EU.

Auffällig ist, dass es unter den Zugewanderten einerseits viele gut ausgebildete Menschen gibt: Zuwanderer aus West- und Nordeuropa sind mit einem Akademikeranteil von 36 Prozent besonders häufig hoch qualifiziert, aber auch Zuwanderer aus der EU-Ost und aus vielen Drittstaaten sind mit einem Akademikeranteil von 19 beziehungsweise 24 Prozent überdurchschnittlich oft gut gebildet.

Andererseits ist aber auch der Anteil von Personen ohne Abschluss deutlich höher als bei Einwohnern ohne Migrationshintergrund, was unter anderem damit zusammenhängt, dass das System der dualen Berufsausbildung in den Herkunftsländern nicht sehr verbreitet ist.

"Deutschland zählt laut OECD mittlerweile zu einem der attraktivsten Migrationsziele", erklären Höhne und Schulze Buschoff. Dank einer Reihe von neuen oder überarbeiteten Gesetzen seit 2012 sei der Zuzug von Fachkräften erleichtert worden. Es sei jedoch notwendig, "nicht nur Neuzuwanderung zu fördern und zu regeln", sondern die Aufmerksamkeit sehr stark auch auf eine bessere Unterstützung der bereits seit Langem in Deutschland lebenden Migranten zu richten. Die Wissenschaftlerinnen fordern, dass mehr Geld in die Qualifizierung von Zuwanderern aus Drittstaaten fließt. Außerdem müssten Maßnahmen gegen Diskriminierung schon am Ausbildungsmarkt ergriffen werden.

*Jutta Höhne, Karin Schulze Buschoff: Die Arbeitsmarktintegration von Migranten und Migrantinnen in Deutschland. Ein Überblick nach Herkunftsländern und Generationen, in: WSI-Mitteilungen 5/2015. Download: http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/16619


Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Rainer-Jung(at)boeckler.de

Quelle: UNHCR, Zeitonline, Böckler-Stiftung

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