15.11.2012
Im Mittelpunkt der Tagung steht der wirtschaftliche Betrieb, der ein eigenes soziales Handlungsfeld bildet, das sowohl für die gewerkschaftliche Praxis an der Basis als auch für die Beziehungen zwischen Arbeitern, Angestellten und Arbeitgebern konstitutiv ist.
Untersucht werden die Beziehungen von Gewerkschaften zu den verschiedenen Akteursgruppen im Betrieb: zur Belegschaft, zu Unternehmensleitungen und Aufsichtsräten, der betrieblichen Bürokratie und zu Experten im Betrieb.
Von Interesse sind aber auch der Wandel der Stellung von verschiedenen Beschäftigtengruppen wie Facharbeiter- und Fach - arbeiterinnen, Angestellte, weibliche Beschäftigte, Migrantinnen und Migranten, Ungelernte, Auszubildende und die Auswirkungen auf betriebliche Mitbestimmung und gewerkschaftliche Organisation. Welchen Veränderungen unterlagen betriebliche Strategien der Gewerkschaften zur
Rekrutierung dieser verschiedenen Gruppen? Und wie passten auf der anderen Seite Akteure aus den verschiedenen Gruppen ihre Strategien an geänderte Arbeitswelten an, um ihre (Selbst-)Organisation voranzutreiben und zu stärken?
In Hinsicht auf diese Fragen wird der Betrieb als sozialer, politischer, soziokultureller und ideengeschichtlicher Raum in
den Blick genommen.
Auf der Tagung sollen neuere Forschungsansätze der Industrie- und Arbeitergeschichte zum Betrieb als sozialem Handlungsfeld für die Gewerkschaftsgeschichte diskutiert werden, die die beziehungsgeschichtliche Analyse mittels des Ansatzes der Mikropolitik in den Mittelpunkt rücken.
Diese Analyse soll mit dem Feldansatz (Bourdieu) verknüpft werden. Der Bourdieu‘sche Feldbegriff bietet sich für gewerkschafts- und unternehmensgeschichtliche
Untersuchungen an, da er handlungs- und akteursbezogene
Beobachtungen zulässt und zugleich eine Theorie der Strukturierung der sozialen Räume „Betrieb“ bzw. „Unternehmen“ ermöglicht.
Auf dieser Grundlage lassen sich die mikropolitischen Auseinandersetzungen im Betrieb, die häufi g Kämpfe um Deutungshoheit, um soziale und ökonomische Geltung, um Macht sowie um ökonomische Ressourcen sind, auf die konkurrierenden Feldkräfte im Betrieb zurückführen.
Übernachtungsmöglichkeit
Die Reise- und Übernachtungskosten der Tagungsgäste können nicht übernommen werden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Wenn Sie eine kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit suchen, wenden Sie sich bitte an die Tagungsorganisation.
Die Tagung findet im Rahmen des Kooperationsprojekts „Jüngere und jüngste Gewerkschaftsgeschichte“ der Hans-Böckler-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung statt
Tagungsort
Friedrich-Ebert-Stiftung
Konferenzsaal 2
Godesberger Allee 149
53175 Bonn
Anreise und Registrierung bis 13 Uhr
13:00 Uhr Begrüßung und Einleitung
Anja Kruke, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn
Michaela Kuhnhenne, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
Johannes Platz, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn
PROGRAMM DONNERSTAG, 15. NOVEMBER 2012, BONN
13:30 Uhr Panel 1:
Historisch-sozialwissenschaftliche Verortungen
Moderation: Johannes Platz, Bonn
Produktion als soziale Praxis.
Praxis-theoretische Aspekte der Geschichte der Arbeitsbeziehungen
Thomas Welskopp, Bielefeld
Das ökonomische Feld – Sozialraumanalyse und Betrieb
Morten Reitmayer, Trier
Heimat, Umwelt, Arbeitsplatz. Diskurse um den Industriebetrieb (1920 – 1970)
Timo Luks, Chemnitz
15:30 Uhr Kaffeepause
16:00 Uhr Panel 2:
Die 1970er Jahre als Konfl iktjahrzehnt gewerkschaftlicher Betriebspolitiken?
Moderation: Knud Andresen, Hamburg
Postmaterialismus am laufenden Band? Mitbestimmung, Demokratie und die „Humanisierung der Arbeitswelt“ in den Konflikten zwischen „plakat-Gruppe“ und IG-Metall bei Daimler-Benz in Untertürkheim
Jörg Neuheiser, Tübingen
Der „Pierburg“-Streik von 1973 – Indiz für den Umbruch der Gewerkschaftspolitik
Felix Heinrichs, Düsseldorf
Die Wandlungen der betrieblichen Mitbestimmung in den 1970er Jahren.
Das Beispiel der Automobilindustrie
Dimitrij Owetschkin, Bochum
19:00 Uhr Gemeinsames Abendessen
PROGRAMM FREITAG, 16. NOVEMBER 2012, BONN
9:00 Uhr Panel 3:
Machtaushandlungen im Betrieb
Moderation: Stefan Müller, Duisburg-Essen
Der steinige Weg in die Konfliktpartnerschaft.
Sozialbeziehungen bei Siemens nach Inkrafttreten des Betriebsverfassungsgesetzes
Werner Milert, Berlin
Privatization and the „new Polish capitalism“ from the viewpoint of the director and the leader of a trade union of a privatized Polish company
Karolina Mikołajewska, Warschau
10:15 Uhr Kaffeepause
10:45 Uhr Panel 4:
Gesundheit, Körper und Macht im Betrieb
Moderation: Michaela Kuhnhenne, Düsseldorf
Branntwein, Industrie und Mäßigkeit. Zur Ernüchterung der Arbeitswelt im Kaiserreich
Hasso Spode, Berlin
Ein normaler Betrieb? Erschöpfte Arbeiter im (Post-)Fordismus
Anne Klein, Bonn
Die Geschichte von Schlaf und Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland (1958 – 1985)
Hannah Ahlheim, Göttingen
12:30 Uhr Mittagessen
14:00 Uhr Panel 5:
Konfliktkommunikation in Betrieb und Öffentlichkeit
Moderation: Jürgen Mittag, Köln
Auch die Gewerkschaft will jetzt Umweltschutz“.
Der Wandel gewerkschaftlicher Praktiken im Hinblick auf Produktionsrisiken
Thilo Jungkind, Konstanz
Die Betriebs- und Unternehmensmitbestimmung im sozialwissenschaftlichen Diskurs
Christian Testorf, Bonn
Humane Rationalisierung? Raum, Macht und Geschlecht in der fordistischen Fabrik
Karsten Uhl, Darmstadt
15:30 Uhr Schlussdiskussion
Moderation: Johannes Platz, Bonn
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