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Arbeit in Pflegeberufen: Studienergebnisse

25.07.2012 - von Böckler-Stiftung

Beschäftigte in Pflegeberufen sind mit ihrer Arbeit zufrieden, aber sie empfinden sie als sehr stressig und auch körperlich erschöpfend. Mit der Bezahlung sind sie mehrheitlich nicht zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, die auf einer Online-Befragung* von rund 3.550 Beschäftigten aus verschiedenen Berufen und Tätigkeitsbereichen in der Kranken- und Altenpflege basiert. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Prinzipien 'Faire Löhne' und 'Gute Arbeit' im Pflegesektor noch keineswegs zufriedenstellen umgesetzt sind", sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck.

Einkommen
Das Bruttomonatseinkommen in Pflegeberufen beträgt ohne Sonderzahlungen auf Basis einer 38-Stunden-Woche durchschnittlich 2.360 Euro. Am besten bezahlt werden Operationsschwestern und -pfleger mit 3.066 Euro, am geringsten fällt das Monatseinkommen der Helfer/innen in der Krankenpflege mit 1.828 Euro aus (siehe die Grafik in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Die Zufriedenheit mit der Bezahlung fällt mit einem Wert von 2,4 auf einer Skala von 1 bis 5 im Durchschnitt der Beschäftigten gering aus.

Arbeitszufriedenheit und Arbeitsbelastung
Die Zufriedenheit mit der Arbeit insgesamt wird mit einem Wert von 3,3 zwar deutlich besser bewertet, damit liegen die Beschäftigten in Pflegeberufen dennoch knapp unter dem Durchschnitt aller Berufe (3,4). Die Arbeit in der Pflege wird als sehr stressig (4,0) und auch als körperlich oft sehr erschöpfend (3,8) eingeschätzt. Allerdings empfinden die Beschäftigten in der Pflege ihre Arbeit nur selten als monoton und langweilig (1,9).
In den Pflegeberufen bestehen wie auch bei den Beschäftigten insgesamt deutliche Unterschiede bei den Einkommen zwischen Frauen und Männern, befristet und unbefristeten Beschäftigten sowie zwischen West- und Ostdeutschland. Einkommensrelevant sind außerdem Berufserfahrung sowie die Tarifbindung der Betriebe.

Frauen - Männer
Im Pflegebereich verdienen die Frauen im Durchschnitt 11,7 Prozent weniger als die Männer. Frauen verdienen im Durchschnitt monatlich 2.268 Euro, Männer verdienen mit 2.567 Euro rund 300 Euro mehr.

Befristet - unbefristet
Befristet Beschäftigte verzeichnen gegenüber den unbefristet Beschäftigten einen deutlichen Einkommensrückstand von durchschnittlich 18 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil der befristet Beschäftigten in den gering bezahlten Tätigkeiten (Helfer/innen, Altenpfleger/innen.

Berufserfahrung
Berufserfahrung zahlt sich aus. Das Monatseinkommen von Beschäftigten in Pflegeberufen mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung beträgt im Schnitt 2.012 Euro, bei 10 bis 14 Jahren Berufserfahrung steigt es auf rund 2.346 Euro und bei über 30 Jahren Berufserfahrung klettert es auf rund 2.657 Euro.

West - Ost
Während in Westdeutschland Beschäftigte in Pflegeberufen durchschnittlich 2.464 Euro erhalten, bekommen sie in Ostdeutschland 2.016 Euro. In den neuen Bundesländern verdienen damit Beschäftigte in Pflegeberufen rund 18 Prozent weniger als ihre Kollegen/innen in den alten Bundesländern.

Tarifbindung
Beschäftigte in Pflegeberufen profitieren stark von der Tarifbindung. In Betrieben, für die ein Tarifvertrag gilt, liegt ihr Monatseinkommen mit durchschnittlich 2.597 Euro knapp 19 Prozent über dem Gehalt ihrer Kolleginnen und Kollegen in nicht tarifgebundenen Betrieben mit 2.118 Euro.

Das Projekt LohnSpiegel.de
Die Online-Befragung wurde im Rahmen des WSI-Projekts "LohnSpiegel" durchgeführt. Es ist Bestandteil des internationalen Wage-Indicator-Netzwerks, an dem Projekte aus 65 Ländern mit gleicher Zielrichtung beteiligt sind. Die LohnSpiegel-Daten werden im Rahmen einer kontinuierlichen Online-Erhebung ermittelt, an der sich die Besucherinnen und Besucher der Webseite "www.lohnspiegel.de" freiwillig und anonym beteiligen können. Zurzeit bietet der LohnSpiegel einen Gehalts-Check für rund 350 Berufe.

*R. Bispinck, H. Dribbusch, F. Öz, E. Stoll, Einkommens- und Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen. Eine Analyse auf Basis der WSI-Lohnspiegel-Datenbank, Arbeitspapier 07/2012, Düsseldorf, Juli 2012. Download: http://www.lohnspiegel.de/dateien/pflegeberufe

Link: Ambulante Pflege: Arbeitsbedingungen miserabel…
Quelle: PM Böckler-Stiftung v. 24.07.2012