13.09.2011 - von R. Burauen
Nachdem sie ihr Mandat in der Stadtkonferenz der Kölner Seniorenvertretung niedergelegt und sich ausschließlich der Arbeit in ihrem Stadtbezirk gewidmet hat, kandidiert Frau Burauen in diesem Jahr nicht mehr als Seniorenvertreterin. Nicht nur deshalb, weil in Köln eh jeder sein Schmölzche hat.
Bevor Frau Burauen sich dafür entschieden hatte, als Seniorenvertreterin in Köln zu kandidieren, arbeitete sie über 25 Jahre als Sekretärin in einer Gemeinschaftspraxis für integrative Therapie und sie war schon viele Jahre im Ortsverein der AWO und im Förderverein eines Seniorenheimes ehrenamtlich tätig. „Meine Idee war, mich für alte Menschen in jeder Hinsicht einzusetzen und das Alter nicht ins negative Licht zerren und runtermachen zu lassen. Vielleicht kann ich ja die ehrenamtliche Arbeit in der Seniorenvertretung so intensiv betreiben, dass ich mehr erreichen kann für ältere Menschen “, erinnert sie sich an ihre Motivation zur Kandidatur.
Schon beim Sammeln der für die Kandidatur notwendigen Unterschriften staunt sie. Denn obwohl Köln seit drei Jahrzehnten eine Seniorenvertretung hat, wird sie von den meisten Leuten gefragt: ´Seniorenvertretung? Was ist das denn?` „Das hätte mich stutzig machen sollen", sagt Frau Burauen. "Würde die Seniorenvertretung gute Arbeit machen, wäre sie viel bekannter.“
Sie bekommt in ihrem Stadtbezirk die meisten Wählerstimmen, und wird als Delegierte des Bezirks in die Stadtkonferenz der Seniorenvertretung gewählt. „Die Stadtkonferenz ist sozusagen das ´gehobenere` Gremium“, erklärt sie. „Man ist besser informiert, man lernt die in der Stadtpolitik und –Verwaltung wichtigen Leute kennen.“
Trotzdem haben Sie ihr Mandat in der Stadtkonferenz niedergelegt und kandidieren bei der Wahl 2011 nicht mehr. Warum?
„Seit 1978 gibt es die Seniorenvertretung in Köln, waren 33 Jahre für die Katz´? In meinem ganzen ersten Jahr als Seniorenvertreterin und Mitglied der Stadtkonferenz gab es keine Einführung in die Arbeit, keine Hilfestellung. Dadurch hat es dann ca. ein Jahr gedauert, ehe ich Bescheid wusste: Was ist wichtig? Wo sind die Leute und wo die Gremien, die ich ansprechen will? Wann und wie passiert das am besten? Schon nach dem ersten Jahr habe ich mir die Frage gestellt, ob die Stadtkonferenz oder die Seniorenvertretung wohl nur eine Alibifunktion hat? Die Stadt kann sich jedenfalls beruhigt zurücklehnen. Der Tätigkeitsbericht der jetzt amtierenden Seniorenvertretung für das Jahr 2010 ist geradezu überwältigend.
Mit Zivilcourage ist allerdings nicht viel bei den Seniorenvertretern. Viele von ihnen haben früher in einer Verwaltung gearbeitet. Sie sind nichts anderes gewöhnt als Obrigkeitshörigkeit. So etwas habe ich in meinem Leben vorher noch nie erlebt. Dabei ist die Chance der Seniorenvertretung doch, dass sie konkret etwas gegenüber den Stadtpolitikern oder der Verwaltung fordern könnte.
Ganz schlimm wurde das, nachdem Frau Dr. Renn verstorben ist. Sie hat, als Vorsitzende der Kölner Seniorenvertretung noch Klartext gesprochen. Danach war Schluss mit deutlichen Ansagen. Natürlich kann eine Seniorenvertretung nicht alle Forderungen durchsetzen, das ist klar. Wäre sie aber optimal organisiert, einig und schlagkräftig, könnte sie manche Notlage verändern. Hat eine Seniorenvertretung aber keine Forderungen, und macht sie die Türen nicht richtig auf, dann kann sie die ihr zugestandene Nähe zu den Politikern und Verwaltern nicht nutzen.“
Wo ist Handlungsbedarf in Köln?
"Die älteren Menschen sind in punkto Gesundheit schlecht versorgt, die Infrastruktur in Köln ist nicht seniorenfreundlich. Die Älteren vereinsamen zunehmend! Es sollte zu den Aufgaben aller Seniorenvertreter und Seniorenvertreterinnen gehören, ältere Menschen zu besuchen und vor allem: Seniorenvertreter und Seniorenvertreterinnen sollten verpflichtend an den Sitzungen der Heimbeiräte teilnehmen und über diese Sitzungen berichten.
Ein ganz ernstes Problem ist auch in Köln die zunehmende Altersarmut. Die Älteren verarmen, vor allem die Frauen. Frauen, die Kinder aufgezogen haben und die, wenn es der Ehemann in der damaligen Zeit nicht wollte, nicht arbeiten „durften“, es sei denn, dass sie es aus finanziellen Gründen unbedingt mussten. Diese Frauen bekommen als Witwe nur 60 % der „gemeinsamen“ Rente. Nach einem Jahr kommen sie in eine andere Steuerklasse, dann sind es nur noch 50 % der gemeinsamen Rente. Wird der Mann Witwer, behält er aber die 100 % der Rente. Sowohl der Mann als auch die Frau waren aber für die Familie tätig!!! Wo ist da die Gleichberechtigung? Wie wäre es mit 80 % für jeden? Im umgekehrten Fall, wenn der Mann die Kinder aufgezogen und die Frau gearbeitet hat, ist es genauso. Auch das ist nicht einzusehen und keine Gleichberechtigung. Schließlich heißen die meisten Familien ja nicht „von der Leyen“. Von diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema wollten die Herren Seniorenvertreter in der Stadtkonferenz aber nichts wissen. Um das Thema vom Tisch zu kriegen, argumentierten sie mit Paragrafen, die ein auf diesem Gebiet nicht kundiger Mensch nicht kannte und nicht verstand.
Welche Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es?
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