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Lügen mit Zahlen: Buchtipp

Berlin, 2009 Foto: Hanne Schweitzer

08.03.2011 - von Hanne Schweitzer

Welche statistischen Tricks und Täuschungen einflussreiche Interessengruppen anwenden, um Stimmungen zu erzeugen, unser Denken zu manipulieren und ihre Ziele durchzusetzen, erklären Gerd Bosbach* und Jens Jürgen Korff in dem Buch "Lügen mit Zahlen".

Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, dieser Churchill zugeschriebene Satz belegt: Lügen mit Zahlen ist nichts Neues. Lügen mit Zahlen hat immer Konjunktur. Jüngstes Beispiel: Obwohl niemand wissen kann, wieviele Demenzkranke es in 40 Jahren geben wird, dröhnt uns fast täglich um die Ohren: Es werden sooo viele sein, dass die Pflegeversicherung ganz dringend und am besten noch heute erheblich teurer werden muss. Dazu werden Zahlenkolonnen in Stellung, Grafiken unter die Leute und Sender gebracht, Tabellen erstellt und entsprechende Kurven gezeichnet.

Die Autoren Bosbach und Korff gehen behutsam mit den Lesern um. Mathematische Kenntnissse sind nicht erforderlich um zu verstehen, wie die Tricks funktionieren, die Statistikmacher anwenden, um möglichst die Meinungen und Gemengelagen zu erzeugen, welche gerade politisch gewollt sind.

Manipulierte Tabellen, Vertauschen von Ursache und Wirkung, sogenannte Sachzwänge, Zahlentricks, bewußte Irreführung durch relative oder absolute Zahlen: An Beispielen, die einprägsam und übertragbar sind (Ausnahme: die Sache mit den Prozentpunkten!), wird die unseriöse Seite des Gewerbes erläutert. Praktische Tipps und Übungen vertiefen das Erlernte und animieren zu Gesprächen mit anderen. Dazu gehört der Blick hinter die Kulissen der Befürworter privater Altersvorsorge ebenso, wie ein Besuch in den potemkinschen Dörfern der Wahlprognostiker und die Analyse der statistischen Tricks, mit denen uns die angebliche Kostenexplosion im Gesundheitswesen und die vermeintliche Überalterung der Gesellschaft verkauft werden.

Auch wenn die häufigen Verweise auf andere Kapitel ohne Angabe der entsprechenden Seitenzahlen nerven: Entstanden ist ein Buch, das wie beim Malen mit Zahlen, am Ende eine Figur erzeugt: Den aufgeklärten Zeitgenossen und die aufgeklärte Zeitgenossin. Ein wichtiges Buch!

*Prof. Gerd Bosbach war 2006 Preisträger des Ehrenpreises Die Goldene Falte vom Büro gegen Altersdiskriminierung. Aus der Begründung: "Der Professor für Statistik an der FH Remagen widerlegt konsequent die gängigen Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung. Diese werden von den Politikern und ihren Einflüsterern genutzt, um mit Hilfe willfähriger Claqueure sogenannte „Reformen” zu begründen, die Generationen gegeneinander auszuspielen und eine alten- und altersfeindliche Stimmung zu erzeugen."

Gerd Bosbach/Jens Jürgen Korff: Lügen mit Zahlen. Wie wir mit Stistiken manipuliert werden. Heyne Verlag 2011, ISBN 978-3-453-17391-0 18,99 Euro

Link: Goldene Falte 2006: Gerd Bosbach
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung