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Wie Rentenversicherung ruiniert wurde

Bad Breisig, 2099 Foto: H.S.

07.04.2010 - von Werner Schlemo

"Es scheint notwendig - was Alte und Rentner anbelangt - noch einmal darauf zu verweisen, wer auf welche Weise unser - vermutlich früher auf der ganzen Welt einzigartiges - soziales Sicherungssystem ruiniert hat.
1957, also 12 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges - befanden sich wieder Reserven in Höhe von 40 Milliarden Deutsche Mark in den Kassen der Gesetzlichen Rentenversicherung."

"Der damalige Bundeskanzler Adenauer (CDU) zweckentfremdete fast den gesamten Betrag für die Aufrüstung der damals gegründeten Bundeswehr. Das den Versicherten gehörende Kapital wurde niemals wieder zurückgezahlt. Zur gleichen Zeit führte Adenauer das Umlage-Verfahren ein - die seit Gründung der Rentenversicherung im Kaiserreich bestehende Kapitaldeckung der Renten wurde abgeschafft und durch den später aus dem Repertoir der Gehirnwäsche entstammenden Begriff `Generationenvertrag´ ersetzt. Adenauer wurde vom `Vater des Wirtschaftswunders´, Ludwig Erhard vor den Risiken seiner Sozialpolitik in konjunkturschwachen Zeiten vergeblich gewarnt und der damalige Staatssekretär Schreiber sagte zu Adenauer: `Herr Bundeskanzler, Sie können keine Rentenpolitik gegen die Mathematik betreiben.´ Adenauer antwortete: `Müssen Sie die Wahlen gewinnen oder ich? Kinder kriegen die Leute sowieso´ - und er meinte damit die Kinder,welche als erwachsene Erwerbstätige mit ihren Beiträgen für die Rentner herhalten müssen."

"Bis mindestens zum Jahre 2005 gab es nachweisbare Beitragsüberschüsse in der GRV , also Geld, das nach Zahlung der Renten übrig blieb. Man beschloss gleichzeitig mit dem Umlage-Verfahren `Beitragsüberschüsse in der gesetzlichen Rentenversicherung dürfen abgeschöpft´ werden. Als Folge dessen wurden von 1958 bis 2007 insgesamt 524,775 Milliarden (524 775 000 000) Euro einschliesslich umgerechneter DM-Beträge für versicherungsfremde Leistungen zweckentfremdet - für Lasten, die der gesetzlichen Rentenversicherung aufgebürdet wurden, für die keine Beitragsdeckung besteht und die eigentlich von der Allgemeinheit, also von allen getragen werden müssten und nicht von den GRV-Beitragszahlern allein."

siehe `Rentenklautabelle v. O.W. Teufel (ADG)´Link

"Beitrags-Überschüsse wurden bis 1957 Gewinne, Zinsen und Zinseszinsen erbringend als Reserven angelegt. Wenn diese 524,775 Milliarden €uro nicht veruntreut worden wären,dann wären heute - bei nur 3%iger Verzinsung - etwa eine Billion €uro (1000.000.000. 000 €) in den Rentenkassen und man bräuchte sich nicht darüber zu beklagen, dass angeblich `die Rentenkosten für die heutigen Bestandsrentner explodieren´ und `die Renten der (jetzigen) Einzahler höchst ungewiss´ seien."

"In den Zeiten der Vollbeschäftigung haben die meisten der `heutigen Rentner´ genug Beiträge entrichtet, die - hätte man 1957 nicht leichtfertig die Kapitaldeckung aufgegeben und die Reserven veruntreut - zu Rentenkapitalansammlungen geführt hätten, welche - was jeder, der etwas von Zinses-Zinsrechnung versteht, sehr leicht nachrechnen kann - bei 3,5 bis 4 % Verzinsung für Rentenzahlungen bis in ein sehr hohes Alter ausgereicht hätten ohne dass das angesammelte Kapital vollständig verbraucht wird. Tatsächlich war früher die Verzinsung des GRV-Rentenguthabens wesentlich höher."

"In der Schweiz z.B. war eine Verzinsung der so genannten `2. Säule´ der dortigen Rentenversicherung von 6 Prozent
vorgeschrieben.(Die für die `2. Säule´ zuständigen Unternehmen erzielten Gewinne von 11 - 13 %. Diese müssen nicht nur ihren Verpflichtungen den Rentnern gegenüber nachkommen, sie müssen auch noch Dividenden für ihre Aktionäre aufbringen.)"

"Bei Berücksichtigung der von der Rentenversicherung normalerweise erzielten Anlagengewinne, der Zinsen und Zinseszinsen würde aus ursprünglichen Beiträgen angesammeltes und verzinstes Rentenkapital trotz Rentenzahlungen sogar noch anwachsen, so dass es niemals restlos verbraucht wird. Von dieser Tatsache profitieren private Rentenversicherungen - welche dieses Geschäft nicht aus purer Menschenfreundlichkeit betreiben, sondern weil sie möglichst viel Geld damit verdienen wollen."

"Die Ursachen für den Ruin unserer gesetzlichen Rentenversicherung wurden also 1957 durch die damalige CDU-Regierung Adenauers gelegt und die nachfolgenden Regierungen haben dieses Spiel mitgemacht. Die Bundesregierung liess sich durch die so genannten `Wirtschaftsweisen´ bei ihrer Rentenpolitik `beraten´. Die nach ihrem Leiter benannte `Rürup´ -Kommission stellte fest,`dass es ein grosser Fehler war, nicht viel eher kapitalgedeckte Renten einzuführen´ - damit meinte die Kommission allerdings nur solche privaten Renten aus Versicherungen bei privaten Versicherungs- und Finanzunternehmen."

"Auf die Idee, für die seit 1957 gebeutelte und geplünderte gesetzliche Rentenversicherung dasselbe zu empfehlen, kamen sie jedoch aus allerdings sehr offensichtlichen Gründen nicht."

Was sonst noch von verantwortungslosen Politikern mit den Rentenversicherungen getrieben wurde, kann man hier nachlesen. `Warum sind die Rentenkassen leer?´Link

"Über Jahrzehnte wurden ausserdem von Medien und Politikern Unwahrheiten verbreitet. Eine davon war der angebliche `Zuschuss zu den Renten´ - diese Überweisungen von Steuergeldern an die GRV waren keine `Zuschüsse´, sondern unzureichender Ersatz für der gesetzlichen Rentenversicherung aufgebürdete Auslagen, für welche keine Beitragsdeckung bestand und welche als `versicherungsfremde Leistungen´ bekannt sind."

"Aus der Tatsache, dass der Ersatz aus Steuergeldern für - wie die Regierung es 2005 nannte - `der gesetzlichen Rentenversicherung >>übertragene<< Aufgaben´ – nicht in ausreichender Höhe erfolgte, entstanden jedes Jahr erhebliche Fehlbeträge in Milliardenhöhe, für welche die 'Beitragszahler mit ihren Beiträgen herhalten mussten."

"Es wurde ausserdem die Lüge verbreitet - vermutlich gezielt für die Jüngeren, dass es `seit Kaiser Wilhelm und Bismarck's Zeiten nie etwas anders gegeben habe als den so genannten >>Generationenvertrag<<´. Tatsächlich wurde das so bezeichnete Umlage-Verfahren, bei dem die Beitrags-Eingänge sofort wieder für die Rentenzahlungen verwendet werden, erst 1957 von Adenauer eingeführt."

"Um die wirklichen Ursachen für ihre verantwortungslose Rentenpolitik zu vertuschen, erfand man den `demografischen Faktor´, den der Parlamentarische Staatssekretär a. D. und spätere Botschafter, der SPD-Sozial-versicherungsexperte Rudolf Dreßler 1998 als `pseudowissenschaftliches Alibi für geplante Rentenkürzungen´bezeichnete."

"Die meisten `heutigen Bestandsrentner´ haben für ihre Altersvorsorge mehr als genug Beiträge gezahlt und wenn die geschilderte Veruntreuung nicht stattgefunden hätte, müssten ihre Renten sogar höher sein als jetzt."

"Die `Gefahr durch Alte und Kranke für unseren Wohlstand´ wurde und wird also nicht von ihnen verursacht, sondern sie ist Folge einer verantwortungslosen Veruntreuung von GRV-Beiträgen. Der Höhepunkt dieses Skandals wurde erreicht, als höchste juristische Instanzen erklärten, die Beitragszahler hätten keinen Anspruch auf ihre eingezahlten Beiträge, sie würden nur ein `Anrecht auf eine Rente in ungewisser Höhe´erwerben."

"Das wirkliche Problem ist jedoch, dass die Wähler - auch die 20 Millionen Rentner - genau die Parteien wählen, welche den Ruin der Rentenversicherung durch verantwortungslose Politik herbeigeführt haben und dem
Volk noch über die wirklichen Tatsachen die Hucke voll gelogen haben." Siehe: `Rentner: Schafe die Zum Metzger laufen´ - über das Wahlverhalten der über 60Jährigen Link

" ... (CDU/CSU) führten in den 90iger Jahren den Begriff `Generationenvertrag´ ein. Mit diesem Begriff schob sie nicht nur die Schuld einer verfehlten Politik auf die Rentner ab, sondern verursachte zusätzlich einen Konflikt zwischen den Generationen, den Politiker eifrig schürten mit Begriffen wie Gier, Anspruchsdenken, reichste Rentner aller Zeiten usw. Dabei ist dieser Begriff nur eine politische Worthülse, denn jeder Arbeitnehmer schließt bei Antritt einer abhängigen Beschäftigung einen Pflichtvertrag mit der Regierung ab, der ihm Beiträge während seiner gesamten Arbeitstätigkeit abfordert, damit er später, wenn er aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden ist, einer auf der Basis seiner Beiträge ermittelten Rente Geld zum Leben bekommt. Er hat keinen Vertrag mit Oma oder Opa. Diesen Vertrag hat die jeweilige Regierung, weil sie die Umlagenfinanzierung eingeführt (ohne Volksbefragung) und jede Folgeregierung diesen Vertrag übernommen hat. Wie die jeweiligen Regierungen mit den Beiträgen der Pflichtversicherten umgingen, hätte die Verantwortlichen einer Versicherung für lange Zeit hinter Gitter gebracht, hätten sie in der gleichen Weise agiert."

"Man darf die Verursacher nicht wählen - das gilt auch für jüngere Beitragszahler." Quelle(n):
Link

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3507
Quelle: Mail an die Redaktion