05.10.2009 - von Hanne Schweitzer
Grundgedanke bei der Etablierung eines Gremiums, das sich für die Interessen der älteren BürgerInnen in Nürnberg einsetzt war: Der Stadtseniorenrat (StSR) sollte frei sein vom direkten Einfluß der Parteien, Verbände und Organisationen. In Nürnberg sitzen deshalb keine berufenen "Honoratioren", auch keine Vertreter von politischen Parteien, die ohne Amt nicht leben können, im Seniorenrat. Selbst die Vertreter von Wohlfahrtsverbänden haben in Nürnberg kein Stimmrecht.
Auf der eigenen, leicht zu bedienenden und klar strukturierten Internetseite des Stadtseniorenrats sind alle Mitglieder aufgeführt, Interessierte erfahren, wann die Sprechzeiten in der Geschäftstelle (Geschäftsstelle!) des Seniorenrats sind, und staunend liest man, dass sie täglich sind! Montags bis Donnerstags von 8.30 - 15.30 Uhr und Freitags von 8.30 - 12.30 Uhr.
Ausführlich werden die Aufgaben und Ziele des Rats benannt, und sogar die Wege zur Erreichung dieser Ziele beschrieben. Eine übersichtliche Grafik gibt Auskunft darüber, WIE über 54Jährige in den Rat gewählt werden können. Eine Urwahl gibt es nicht.
Besonders bemerkenswert, vor allem wenn man an Köln denkt, ist es, dass mit der Satzung in Nürnberg keine Geheimniskrämerei betrieben wird. Diese ist für jedermann zugänglich, sie kann sogar von der Webseite heruntergeladen werden. Das Gleiche gilt für die Rechenschaftsberichte. Auch sie sind öffentlich zugänglich und jederzeit verfügbar.
Öffentlichkeitsarbeit
Die Webseite erscheint im Bruchteil einer Sekunde. Was die Nürnberger aktuell tun, was sie zu bedenken geben, oder erfolgreich auf den Weg gebracht haben, darüber informiert der Stadtseniorenrat die AltersgenossInnen durch ein eigenes Info-Blatt. Das ist ansprechend grafisch gestaltet, mit Fotos illustriert, locker geschrieben und frei von der anderswo so beliebten Hofberichterstattung über die Pupse der Vorsitzenden oder ihrer Stellvertreter. Das Info-Blatt erscheint in unregelmäßigen Abständen online im pdf-Format, es kann also in jedem Seniorentreff heruntergeladen, ausgedruckt und verteilt werden. Link
Im Juli 09 z.B. wurde auf Initiative des Stadtseniorenrates die Anschaffung von drei
Servicemobilen für drei Nürnberger Friedhöfe beschlossen. Gehbehinderte und ältere Menschen können sich nun zu den Gräbern ihrer Angehörigen und Freunde fahren lassen und auch wieder Beerdigungen besuchen. Info-Blatt 3/2009 informiert ausführlich über einen Vortrag, den der Mediziner Dr. Grabner auf der Delegiertenversammlung der bayerischen Seniorenräte gehalten hat. Das ist besonders erwähnenswert, weil nicht nur der Redner, seines Zeichens Seniorenrat aus Fürth, sondern auch der Bericht erstattende Seniorenrat eine klare Position zur politischen Entscheidung "Gesundheitsfonds" einnimmt und eine MEINUNG hat. Niemand duckt sich hier weg oder schweigt feige um DIE DA OBEN nicht zu vergrätzen.Link
Weitere Nürnberger Besonderheit
1998 hat der Stadtseniorerat dem Stadtrat eine Konzeption zur Einrichtung einer Beschwerde und Schlichtungsstelle für pflegebedürftige BürgerInnen, Angehörige und professionelle Pfleger vorgelegt. Der Sozialausschuss stimmte dieser Konzeption zu, der Stadtrat genehmigte die notwendige Personalkapazitäten. Die Beschwerde- und Schlichtungsstelle wurde von Anfang an beim Stadtseniorenrat angesiedelt und wird bis heute von ihm gemeinsam mit dem Seniorenamt verantwortet. Auf die wesentliche Voraussetzung für Neutralität und Unabhängigkeit der Beschwerdestelle wird eigens hingewiesen: Beide, Seniorenrat wie auch Seniorenamt sind weder Träger von Einrichtungen nach HeimG, SGB V und SGB XI, noch deren Kostenträger!
Bewertung des Nürnberger Stadtseniorenrats
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05.10.2009: Seniorenvertretung München: Klare Verhältnisse
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