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Hochschulinstitut veröffentlicht diskriminierende Anzeige

25.08.2009 - von baldis

Mit 47 Jahren habe ich keine Perspektive mehr, im Mittelbau einer deutschen Universität angestellt zu werden. Der Staat hat Gesetze erlassen, die eine Anstellung im öffentlichen Dienst de facto altersabhängig regeln:

1.
Juniorprofessuren. Zeitpunkt der Promotion nicht älter als fünf Jahre. Indirekt eine Altersbeschränkung für Promotionsabsolventen mit einem Alter ab 35 Jahren (unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Alters eines
in Deutschland Promovierten).
2.
Verbeamtung im universitären Mittelbau altersbegrenzt (abhängig vom Bundesland in der Regel zwischen 42 und 45 Jahren).
3.
Das WissZeitVG: Befristete Verträge nur insgesamt (inklusive Promotion) 12 Jahre für Wissenschaftler. Danach bundesweit keine befristete Anstellung an öffentlichen Forschungseinrichtungen mehr möglich. Auch dies ist indirekt eine altersabhängige Beschränkung, die in der Regel eine Weiterbeschäftigung ab einem Alter von 42 Jahren verhindert.
4.
In Ausschreibungen wird nach wie vor nach sogenannten
"Nachwuchswissenschaftlern" gesucht. Dieser Begriff ist ebenfalls indirekt eine Altersangabe.

Hier z.B. eine Ausschreibung der Universität Hannover; veröffentlicht im Juli 2009 in der SCIENCE-JOBS-DE Stellenausschreibung:
"In der Arbeitsgruppe von W. Löscher im pharmakologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Zentrums für systemische Neurowissenschaften (ZSN) Hannover (s. www.zsn-hannover.de) ist ab 1. September 2009 im Rahmen einer neuen DFG-Forschergruppe (FOR 1103) eine Postdoc-Stelle (BAT IIa/E13) für zunächst drei Jahre zu besetzen. Im Rahmen des Projekts sollen unterschiedliche Methoden der Epilepsieprävention (Anti-epileptogenese) in Tiermodellen untersucht und etabliert werden. Die Arbeitsgruppe Löscher beschäftigt sich vor allem mit
der Pathophysiologie und Therapie von Epilepsien und Mechanismen von Pharmakoresistenz (s. Löscher/Potschka, Nature Reviews Neuroscience, 2005; Löscher et al., TINS 2009). Dafür wird ein breites Methodenspektrum in
geeigneten Tiermodellen eingesetzt, um neue Strategien für die Prävention bzw. Behandlung der Erkrankung zu entwickeln, so Methoden der Neuroanatomie, Neurophysiologie, Molekularbiologie, Neurochemie und Neuropharmakologie. Gesucht: Ein/eine promovierte/r Bewerber/in mit abgeschlossenem Studium der Veterinärmedizin, Medizin oder Biologie mit tierexperimentellen Erfahrungen, bevorzugt im Bereich der Neurowissenschaften, hohem Interesse an Forschung und wissenschaftlichem Engagement sowie Teamfähigkeit. Die/der Bewerber/in sollte nicht älter als 35 Jahre sein. Wir bieten exzellente wissenschaftliche Arbeits- und Kooperationsmöglichkeiten in einem großen interdisziplinären Team und fördern den weiteren Berufsweg in akademischen oder industriellen Forschungseinrichtungen. Wenn Sie Interesse haben, wenden Sie sich bitte mit den üblichen Bewerbungsunterlagen an:
Prof. Dr. W. Löscher
Institut für Pharmakologie
Tierärztliche Hochschule Hannover und Zentrum für Systemische Neurowissenschaften 30559 Hannover
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Die Angabe "sollte nicht älter als 35 Jahre sein" ist eine unzulässige Altersangabe. Vergleiche AGG §2 1. Siehe dazu auch: "Bundesarbeitsgericht verbietet mittelbare Diskriminierung" unter: Link und: Urteil des Landesarbeitsgerichts Köln "Nachwuchswissenschaftler: Altersgrenze unwirksam" unter: Link

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3171
Quelle: Mail an die Redaktion

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