21.05.2009 - von unbekannt
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel!
Ich habe eine Idee, die Sie und andere Volksvertreter begeistern könnte: Eine „Abwrackprämie für Menschen“ ab 50. Ein tolles Konzept, das ich Ihnen als Betroffener vorstellen möchte:
Als Folge der maßlosen Gier unsere Banker, dem rücksichtslosen Streben unserer Mitmenschen nach immer mehr (was auch immer), dem ewigen Größenwahn von Managern und Politikern, habe ich zum Jahresanfang einen langen und hart umkämpften Arbeitsplatz verloren und dazu noch einen tollen Chef.
Zwei Jahre lang war ich zuvor erwerbslos, habe bis heute über 800 Bewerbungen und Anfragen ergebnislos verschickt und bin in wenigen Wochen HARTZ IV – Empfänger, weil mich die Gesellschaft (Personalvermittler, Personalchefs und all die Leute, die mich gar nicht kennen) nicht wollen oder mir eine Chance geben.
Mit HARTZ IV verliere ich alles, was ich mir in den Jahren meines Lebens in diesem Land angeschafft habe. Dafür wird der Gerichtsvollzieher schon sorgen. Mit dem Zwangsverkauf meines Wagens habe ich in der tiefsten Provinz nicht mal mehr die Möglichkeit, auf Jobsuche zu gehen bzw. zu Vorstellungsgesprächen zu fahren, wenn denn noch mal welche zustande kommen.
Inzwischen musste ich lernen, dass alles was ich bis heute an umfangreichen Erfahrungen, Kenntnissen und Qualifikationen angesammelt habe, niemanden interessiert und junge, pickelige Personalchefs und Personalsachbearbeiter/innen mit 22 Jahren auch gar nicht wissen und einschätzen können, welchen Schwung und Dynamik ich zusätzlich noch mitbringe. Sie bestimmen aber mit ihren Ferndiagnosen über meine Existenz und mein Leben.
Da ich zudem noch den Makel besitze, demnächst zur „50+ Generation“ zu gehören, sind Lebenslauf und Zeugnisse von vornherein unwichtig und zweitrangig.
Ihre aufmunternden Worte „In jeder Krise liegt auch die Chance für einen Neuanfang“, waren sicherlich nicht für unsere Altersgruppe gedacht. Denn all die, die in diesem Alter ihre Existenzgrundlage verlieren, werden nie wieder Arbeit finden.
Politiker sind ja professionelle Sprücheklopfer. Das erkennt man auch an dieser Aussage: „Wir werden gestärkt aus der Krise gehen!“ Ja, das stimmt, denn Politiker haben keine Existenzangst und überstehen jede Krise, in dem die einfach ausgesessen wird. Unternehmer haben sich derweil mit Staatshilfe so gesundgeschrumpft, dass sie die "Alten“ praktisch losgeworden sind. Glauben die wirklich an das, was auch Sie, Frau Merkel, sagen? Nach der Krise kommt der große Aufschwung? Das mag sein, aber für wen? Nicht für die „Abteilung 50+“ !!!!!!!!!
Um es abzukürzen:
Ich lebe auf dem Land und dort in einer strukturschwachen Region. Unternehmen sind an mir nicht interessiert, alle Bewerbungen führen zu nichts und mit HARTZ IV findet bei mir der große „Ausverkauf“ statt. Mit HARTZ IV beginnt für mich die Armut und ich muss alles verkaufen, was irgendeinen Wert hat, bevor der Gerichtsvollzieher alles abholt.
Ich bin nicht verantwortlich für Bankenkrise, Wirtschaftskrise, Rezession, Fehlentscheidungen, Missmanagement und asoziales Verhalten gegenüber der Bevölkerung, aber ich muss nun das alles alleine ausbaden, wofür andere verantwortlich sind.
All das lassen Sie zu? Das Menschen die Bankenkrise jetzt ausbaden müssen? Alles geht so weiter, als wenn nichts passiert ist ?????
Wo bleibt für Menschen in meiner Situation die staatliche Hilfe, Existenzerhaltungskredite, Bürgschaften? Wo bleiben staatliche Hilfsmaßnahmen für die, die alles verlieren, das bisschen an Hab und Gut, das sie sich in ihrem Leben angeschafft haben ???? Alles was den 50Jährigen jetzt bleibt, sind 20 Jahre bis zum Renteneintrittsalter von 70 (wenn man es bis dahin überhaupt schafft), anschließend Altersarmut, alleine / isoliert leben und sterben, niemand interessiert sich für unser und mein Schicksal und dann ist man noch in einem kleinen Dorf gestrandet, von dem man nicht mal mehr ohne fremde Hilfe weg kommt.
Da Sie und Ihre Volksvertreterkollegen ein bzw. zwei Konjungturpakete verabschiedet haben, von denen ich / wir - wie üblich - noch nichts abbekommen habe/n, Millionen von Menschen aber in die Arbeitslosigkeit geschubst wurden, und wir Bürger am Ende der „Nahrungskette“ wie Arschlöcher und Sklaven von Profit und Gier behandelt werden, die noch nicht einmal mehr berufliche Zukunftsperspektiven haben und mit ihrem Schicksal, das durch andere verursacht wurde, alleine gelassen werden, deshalb schlage ich nun die „Abwrackprämie für Menschen“ vor.
Sie hatten mit dem Vorläufer „Abwrackprämie für alte Autos“ doch so einen großen Erfolg. Der könnte sich wiederholen !!! ??? Sehen wir das doch mal ganz pragmatisch:
„Alte Menschen“ oder die, die auch schon ab 40 für die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt offensichtlich völlig wertlos geworden sind, die von Personalchefs und Volksvertretern nicht mehr beachtet und geachtet werden, sind in diesem asozialen Sozialstaat Deutschland ungeliebt. Es werden immer mehr und niemand will sie. Zudem sind diese Menschen so dreist und wollen auch noch eine Rente bzw. Altersversorgung. Unverschämte Forderungen, denn die Verantwortlichen habe die Rentenkassen ja schon längst geplündert. Mit HARTZ IV und dem bevorstehenden Renteneintrittsalter (= je leerer die Rentenkasse, desto höher das Renteneintrittsalter) von 70 kann man die jammernden Alten ab 50 einigermaßen ruhig halten. Unterkunft, Scheibe Brot in die Wohnung werfen und dann muss Ruhe sein.
Übrigens ist das auch von unseren „Volksvertretern“ Peter Hartz und Wolfgang Clement raffiniert gelöst: Wie bekommt man es hin, dass wir einen lästigen Teil der Bevölkerung los werden oder „ruhig stellen“ HARTZ IV = Schnauze halten und ab in die Armut.
Gilt natürlich nicht für Politiker. Bei einer unbegrenzten Anzahl von Nebenbeschäftigungen in Aufsichtsratvorständen hat man auch kaum Zeit, sich um die Bedürfnisse des gemeinen Volkes zu kümmern. Mit 40 bekommen viele schon keine Arbeit mehr, weil sie unter anderem „zu alt“ in unserer Gesellschaft sind. Das gilt natürlich nicht für verkalkte Politiker / Betonköpfe, die noch mit über 65 an ihrem Stuhl / an ihrer Macht kleben. Politiker, egal woher sie kommen, egal was sie gelernt haben und egal wie unfähig sie sind, werden nie ihren Job los, nur weil sie zu alt sind. Zurück zu meiner tollen Idee:
Also, wie wäre es, wenn eine „Abwrackprämie für Menschen ab 50“ (auf Wunsch auch eher) eingeführt wird. Gilt dann für all diejenigen, die in unserem Land unerwünscht sind und das Land leider nicht mit ausreichend Eigenkapital verlassen haben bzw. auswandern können (es sind laut Medien seit einigen Jahren jährlich ca. 100.000).
Für die, die zurückbleiben und die asoziale deutsche Mentalität weiter ertragen müssen dieser Vorschlag:
Sie bzw. die Bundesrepublik bezahlt allen, die freiwillig von der „Langen Anna“ auf Helgoland springen, eine bestimmte Summe im Voraus. Das Geld wird von den Betroffenen noch einmal auf einer Weltreise als "Abschlussfeier" verjubelt, letzte Stopp wäre dann Helgoland und nach dem Sprung vom Felsen kehrt endlich Ruhe in der ewig jammernden Bevölkerungsschicht ein.
Volkswirtschaftlich ist das eine tolle Idee: Jammernde Erwerbslose, die in diesem Land nie wieder Arbeit finden, sind Sie dann los, die Zahl derjenigen, die so dreist sind und HARTZ IV überleben und dann noch Rente einfordern, wird reduziert, die Sozialkassen werden entlastet, es werden mehr Wohnungen frei. Millionen von Menschen ab 50, die sich immer wieder erfolglos bewerben entlasten somit die Unternehmer und den Rest der Bevölkerung. Und ganz wichtig: Niemand wird diese ewig nervenden Fragen stellen: Wo ist das Geld der Rentenkassen geblieben? Immer weniger werden endlich immer mehr raffen können, die nur noch von Ihnen vertreten werden und zwar in einer "Einheitspartei der Reichen und Schönen". Das wird unsere Volksvertreter begeistern: Noch hmmungslos reich werden!!! Und diese tolle Idee fördert das bereits gute Verhältnis der jungen Generation gegenüber den Alten, für die sie nicht mehr aufkommen müssen und die ihnen bei der Karriere im Weg stehen.
Wir, der „Kaffeesatz der Bundesrepublik“, der über keine Vertretung in der Gesellschaft verfügt, würden dann nach und nach immer weniger werden, denn was haben wir für eine Zukunft in einem Land, in dem uns niemand mehr will, wir für den Rest der Bevölkerung nur eine Belastung und Belästigung darstellen?
20 Jahre mit HARTZ IV und völlig perspektivlos mit Sklavenarbeit (= 1-€-Jobs) dahinvegetieren? Ist da eine „Abwrackprämie für Menschen“ und Sterbehilfe nicht humaner? Viele Bundesbürger/innen vereinsamen durch HARTZ IV, leben und sterben alleine und warten nur noch auf einen „schnellen Abgang“. Wo bitte, liebe Frau Merkel, sind wir noch ein Sozialstaat, wenn es für die Bevölkerungsgruppe ab 40 keine Existenzmöglichkeit in einer der reichsten Industrienation der Welt gibt?
Die Bundesregierung und alle Parteien haben das große Glück, dass über 20 Millionen HARTZ IV –Empfänger und Rentner schweigen und alles wie eine dumme Schafherde hin nimmt, die zum Schlachthof gefahren wird. Einmal regt man sich noch auf, es wird einmal geblökt und sich dann dem Schicksal ergeben. Nur das ist der Grund, warum sich gewissenlose Volksvertreter und Manager mit uns alles erlauben können, weil sie niemand in ihrem asozialen Handeln bremst.
So gesehen ist die Idee mit der „Abwrackprämie für Menschen“ doch nicht schlecht. Oder?
Zum Schluss noch folgende Begebenheit in „Ihrem“ Land:
Vor einigen Tagen sprach ich mit einem zwanzigjährigen, drogensüchtigen jungen Mann, der sich seit Schulabschluss „hauptberuflich“ von einer Therapie zur anderen schleppt, sich bei „Hotel Mama“ eingenistet hat, sogar zu faul ist HARTZ IV zu beantragen und sich durchs Leben schnorrt, ob er sich nicht mal Gedanken über seine beruflichen und privaten Zukunftsperspektiven und eine Berufsausbildung machen wolle, gab er folgende Antwort:
Ich bin 20 Jahre alt, mir geht es gut, es reicht zum Leben und Überleben, mein Beruf ist das Schnorren und das kann ich gut. Wozu soll ich eine Lehre machen? Damit ich so ende wie du? Einen Aktenordner mit Zeugnissen unter dem Arm und trotzdem 20 Jahre HARTZ IV und Altersarmut? Ich mache drei Jahre eine Lehre, mit Pech geht es dann schon nicht mehr weiter, ständig Existenzängste im Nacken, ob ich weiterleben darf oder den Job verliere und von 40 – 70 von HARTZ IV leben? Dazu brauche ich doch keine Ausbildung machen. Ich lebe nach dem Motto: „Wer nichts hat, der kann auch nichts verlieren bzw. dem kann man auch nichts nehmen! Ich habe keine Verlustängste, schlafe ruhig und sorgenfrei nach einer Kiste Bier und was ich sonst noch brauche das schnorre ich mir!“ Recht hat der Junge !?!?!?!?!?!?
Liebe Grüße aus der Unterschicht, von der Basis !!!
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