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Daimler: Zetsche will Lohnverzicht

02.04.2009 - von Alternative

Wie 2004 beim „Erpresswerk“ ist Daimler der Stoßtrupp für Verzichtskampagnen. Wenn der Vorstand bei uns erfolgreich Lohnverzicht erpresst, folgen alle anderen wie schon 2004. Soll die Daimler-Belegschaft als Vorreiter für eine neue Verzichts-Welle herhalten.

Bei der Informationsveranstaltung“ am 2. April hat Dieter Zetsche alle Register gezogen, um die Belegschaft für sein Sparpaket weich zu kochen. Licht am Ende des Tunnels sei zwar nicht in Sicht. Aber verzichten sollen wir doch schon mal:
♦ Verschiebung der Mai-Tariferhöhung denn „Lohnzuwachs passe nicht in die Landschaft“. Das heißt für uns: weiterer Reallohnverlust.
♦ Ausweitung von Kurzarbeit, gleichzeitig Kürzung der Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld. Das heißt: Kurzarbeit soll für die Firma billiger, für die Kurzarbeiter teurer werden.
♦ In Bereichen ohne Kurzarbeit soll die Arbeitszeit reduziert werden – mit Lohnverlust bis zu 14%
♦ An`s Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld will der Vorstand auch ran.
♦ Die Ergebnisbeteiligung wird im
April nicht ausbezahlt. Dem allem soll der Gesamtbetriebsrat, so Zetsche, schon zugestimmt haben!

Statt Lohnverzicht: Streichen bei den Reichen! Die Aktionäre kriegen 500 Millionen Dividende, plus 600 Millionen für Ecclestone und Formel 1, und auch die Vorstände müssen ja schließlich von etwas leben ... .
Lohnverzicht verschärft die Krise weiter! Seit Jahren sinken die Realeinkommen. Von der 2008er Lohnerhöhung ist nichts netto übrig geblieben. Das Loch im Geldbeutel der KollegInnen wird immer größer. Wir haben heute, wie auch gestern, nichts übrig, auf das wir zu Gunsten der Unternehmer verzichten könnten.

Alle seriösen Ökonomen geben heute zu: eine wichtige Krisenursache ist die fehlende Massenkaufkraft. Wenn die vielen von der Krise betroffenen Belegschaften jetzt auf Lohn verzichten, dann wird das zu einer weiteren Verringerung der Massenkaufkraft und noch viel tiefer in die Krise führen. Der Weg raus der Krise geht nicht ohne eine Stärkung der Nachfrage.

Zetsches Forderungen sind also nicht nur eine Zumutung, sondern der Schritt in die verkehrte Richtung. Lohnverzicht ist so falsch, wie Feuer mit Benzin zu löschen. Das dürfen Gewerkschafter nicht zulassen! Auch deshalb darf es dazu keine Zustimmung geben, sondern massiven Widerstand!

Zetsche nimmt Jugend als Geisel Zetsche sagte, der Vorstand wolle „möglichst viele in Beschäftigung halten“. Er droht also an, im Zweifelsfall auch zu kündigen. Um die Zustimmung des Gesamtbetriebsrats zu seinen Forderungen zu bekommen, nimmt er die jungen Kolleginnen und Kollegen jetzt als ‚Geisel’: die Zukunftssicherung ist für die nach August 2004 eingestellten eben nicht ‚wasserdicht’. Erst auf die „Drehscheibe“, dann 8% weniger Lohn, und jetzt Geisel für die Erpressungsversuche des Vorstands. Auch hier ist nicht Verständnis für die „Probleme des Unternehmens“ angebracht, sondern lautstarker Protest auf der Straße!

… wie verkauf ich das bloß der Belegschaft, dass die das
wieder zahlen soll?

Dieter Zetsche hat von Überkapazitäten gesprochen. Gleichzeitig will er in Ungarn und in Tschechien hunderte Millionen in neue Werke investieren. Wir sagen: wenn Geld
in der Kasse fehlt – dann spart das A/B-Klasse-Werk in Ungarn ein!

Die Turboladerproduktion muss hier ins Werk, statt in Osteuropa zu investieren!
♦ Verantwortliche und Profiteure zur Kasse bitten: die Vorstands- und Aufsichtsratsbezahlung radikal reduzieren! Nicht wir, sondern die oben haben’s verbockt. Wenn Bankvorstände auf 500 000€ pro Jahr gestutzt werden, ist das für Daimler Vorstände mehr als genug. Die Millionäre können auch mal drei Jahre lang volle Gehaltspause machen, ohne dass es ihnen wirklich weh tut!
♦ Dienstwagenfahrer sollen für ihren Luxus bezahlen, wie jeder normale PKW-Mieter auch! Tankkarten gehören eingezogen! Herr Zetsche erklärte auf der Infoveranstaltung, dass er die leeren Hallen an Kurzarbeitstagen als „beklemmend“, empfindet. Wir, die Belegschaft empfinden diese Vorständen, die seit 20 Jahren mehr als 50 Milliarden verschwendet haben, als äußerst beklemmend. Auf Lohn können wir auf keinen Fall verzichten.
Wenn wir auf etwas Verzichten können, dann auf diesen Vorstand!!

„Daimler gut aufgestellt“ – oder was jetzt?
In der „Börsenzeitung“ beschreibt Finanzvorstand Bodo Uebber die Konzernfinanzen als solide. Der Konzern habe Kreditlinien von 5 Milliarden US$ und 3 Milliarden €. Dieter Zetsche dagegen fordert gestern Lohnsenkung von der Belegschaft, weil „Kredite schwierig zu kriegen seien. Ja was denn jetzt??! In der „Stuttgarter Zeitung“ ist Produktionsvorstand Schmückle optimistisch über die Entwicklung beim PKW. Dieter Zetsche malt gestern vor der Belegschaft die Situation dagegen tief schwarz. Ja was denn jetzt??! Das ist keine Informations-, sondern Einschüchterungspolitik. Klar ist: solange wir keinen unzensierten Einblick in alle Bücher des Konzerns haben, könne sie uns alles erzählen, um uns weich zu kochen.

Was wird hier eigentlich gespielt?
Seit Wochen laufen Gespräche zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat über die sich kontinuierlich verschlechternde Situation bei Daimler. Aber erst kurz vor Ostern wird die Belegschaft über den Ernst der Lage und die Forderungen des Vorstands informiert. Mitte bis Ende April soll aber bereits ein Ergebnis vorliegen. Und das, obwohl ab nächster Woche bis 20. April die Mehrheit der Belegschaft in Kurzarbeit ist. Viel Beteiligung „von unten“ kann da kaum möglich sein! Versucht hier wieder einmal der Vorstand in einem Hau-Ruck-Verfahren die Zustimmung zum Verzicht abzupressen? Soll da wieder einmal versucht werden zu verhindern, dass Betriebsräte mit der notwendigen breiten Einbeziehung von Belegschaft
und Vertrauensleuten Gegenwehr organisieren? Wenn Dieter
Zetsche auf der Versammlung nicht gelogen hat, wurde doch bereits vereinbart, dass die Auszahlung der Ergebnisbeteiligung verschoben wird. Geht das nicht alles etwas sehr schnell?

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2995
Quelle: Daimler Werk Untertürkheim Alternative Nr. 64 , 2. April 2009